100 Euro am Tag zahlt die GdL, die Gewerkschaft der Lokomotivführer, ihren streikenden Mitgliedern. Das ist doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Schon zum Jahresbeginn hatte die GdL diesen Betrag auf 75 Euro erhöht. Diese Streikgelder dienen als finanzielle Unterstützung für die Lohnausfälle während eines Ausstands. Aber wieviel Geld in der Streikkasse ist, das behalten die meisten Gewerkschaften gern für sich.
Unterstützung kann sich die GdL auch aus der Streikkasse ihres Dachverbands, des Deutschen Beamtenbundes holen. Der kann auf Antrag vor Streikbeginn bis zu 50 Euro aus einem "Aktionsfonds" pro Streiktag und Streikteilnehmer zahlen. Das führt offenbar auch zu gelegentlichen Nachfragen der anderen etwa 40 Gewerkschaften, die ebenfalls dem Deutschen Beamtenbund angehören. Das berichtet jedenfalls Thomas Eigenthaler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft: "Meine Mitglieder, das sind vorzugsweise Mitglieder in den Finanzämtern, sind natürlich wegen der Störungen im Berufsverkehr morgens genervt und rufen natürlich auch bei mir an und fragen: Müssen wir denn mit unseren Beiträgen da noch etwas dazuzahlen? Und dann sage ich ihnen immer ganz klar: Nein, wir als Steuergewerkschaft zahlen weder direkt noch indirekt was für den Arbeitskampf der Lokführer."
Den laufenden Streik aber wolle die GdL aus eigener Kasse zahlen, sagt Eigenthaler: "Es ist so, dass im laufenden Kampf, die GdL die Kosten sogar auf eigene Kappe nimmt, sodass ich nicht befürchte, dass die Deutsche Steuergewerkschaft da in nächster Zeit in irgendein Obligo genommen wird, in irgendeine Mithaftung."
Die Mitgliedsgewerkschaften des Deutschen Beamtenbunds zeigen sich jedoch insgesamt solidarisch gegenüber ihrer "Schwestergewerkschaft" GdL. Wenn jedoch Unterstützungsanträge gestellt werden, werden die beim Beamtenbund gründlich überprüft, und das Geld fließt erst nach einigen Monaten, hatte der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, heute Morgen im Deutschlandfunk erklärt. Dass die Gesamtkosten der acht vergangenen Streiks sich bisher auf acht Millionen Euro für die Gewerkschaft beliefen, das bestritt er jedoch: "Das halte ich für deutlich zu hoch. Ich will das nicht quantifizieren."
Acht Millionen Euro - diese Summe hatte Hagen Lesch errechnet, Tarifexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft. Er habe dabei die Zahl von 3.300 streikenden Lokführern zugrunde gelegt, erklärt er: "Wir haben jetzt mit den GdL-Zahlen gerechnet. Und wir haben noch ein zweites Problem, dass wir nicht genau wissen bei den Streiks, ob es sozusagen schichtweise immer 3.300 im Ausstand waren oder ob es insgesamt 3.300 waren. Sie sehen da schon so ein bisschen, die Stellschraube ist eigentlich die genaue Zahl derer, für die wirklich Streikgeld gezahlt werden muss. Und mit letzter Gewissheit kann letztlich nur eine Gewerkschaft darüber Auskunft geben, weil die genau weiß, welche Zahlungen da geflossen sind. Aber darüber wird sie natürlich keine Aussage machen."