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Streiks in Kitas
Flexibilität bei der Kinderbetreuung gefragt

Die Tarifauseinandersetzung um die Bezahlung von Erzieherinnen und Erzieher könnten Wochen andauern. Was also tun, wenn eine Kita bestreikt wird? Umgehend den Arbeitgeber informieren und keinesfalls unentschuldigt fehlen, rät Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter im DLF. Wichtig sei in solchen Fällen ein funktionierendes Back-up-System.

Cornelia Spachtholz im Gespräch mit Stefan Römermann |
    Ein Verdi-Plakat mit dem Text "Streik" hängt an einem Metallzaun.
    Wenn Kitas bestreikt werden, haben berufstätige Eltern häufig ein Problem. (dpa / Ralf Hirschberger)
    Moderator: Erzieherinnen und Erzieher werden in Deutschland eher schlecht bezahlt. Die Dienstleistungsgewerkschaft verdi will das ändern und fordert eine deutlich bessere Bezahlung und will dafür jetzt auch streiken, notfalls auch wochenlang, so die Ankündigung. Erste Warnstreiks haben heute früh begonnen. Was das für die betroffenen Eltern bedeutet und welche Rechte sie bei einem Streik in der Kita haben, darüber spreche ich jetzt mit Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter. Frau Spachtholz, wie ist Ihnen denn so zumute, wenn Sie von den Streikankündigungen hören?
    Cornelia Spachtholz: Ja, auf der einen Seite ist es natürlich wichtig, dass sich dafür eingesetzt wird, dass die Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher erheblich verbessert werden, auf der anderen Seite haben wir natürlich die Eltern, die vor einem Betreuungsproblem stehen – und dafür gibt es aber durchaus auch Lösungen. Also entscheidend ist auf jeden Fall, dass, sobald vom Streik Kenntnis erlangt ist, dass umgehend der Arbeitgeber informiert wird, damit keiner auf jeden Fall unentschuldigt von der Arbeit fehlt.
    "Schnell nach Lösungen suchen"
    Kinderspielzeug hängt an einem Rahmen. Im Hintergrund spielt eine Erzieherin mit zwei kleinen Kindern
    Erzieher wollen um eine bessere Entlohnung kämpfen. (dpa / Julian Stratenschulte)
    Moderator: Kann ich denn, wenn ich jetzt höre, dass bei mir gestreikt wird, kann ich denn dann tatsächlich einfach von der Arbeit zu Hause bleiben und ich muss dann nur anrufen, oder wie sind die Rechte gegenüber dem Arbeitgeber?
    Spachtholz: Nein. Sie sollten auf jeden Fall ihn davon informieren umgehend, dass Sie vom Streik betroffen sind, und sollten natürlich sehr schnell nach Lösungen suchen. Die Lösung kann einerseits mit dem Arbeitgeber gemeinsam gestaltet werden, wenn es zum Beispiel ein familienfreundlicher Arbeitgeber ist, der sowieso bestimmte familienfreundliche Rahmenbedingungen in seinem Unternehmen anbietet, dass man zum Beispiel ein Eltern-Kind-Zimmer am Arbeitsplatz hat, was man in Anspruch nehmen kann, dass der Arbeitgeber flexible Arbeitszeitmodelle anbietet, dass man umsteigt auf Flexibilität in dem Moment. Oder wenn kein Eltern-Kind-Zimmer am Arbeitsplatz vorhanden ist, kann man trotzdem unter Umständen das Kind mit zur Arbeit nehmen. Natürlich hängt es davon ab, welche Berufstätigkeit ich ausübe und ob ich das Kind irgendwelchen Gefahren aussetze, ob Kollegen gestört werden und so weiter.
    Moderator: Ja, im Hochofen bei Krupp, da geht das wahrscheinlich eher nicht so gut.
    Spachtholz: Da geht das sicher nicht. Da ist die Frage, ob man kurzfristig einen Schichtwechsel mit Kolleginnen und Kollegen anstreben kann. Dann hat man die Möglichkeit natürlich auch, wenn ein Partner vorhanden ist, sich mit dem Partner abzustimmen, ob man sich das teilen kann, kurzfristig da Lösungen zu finden. Und darüber hinaus sind ja nicht ein Elternteil davon betroffen, von dem Betreuungsproblem, sondern viele Eltern, also auch die anderen Kita-Eltern.
    "Gemeinsam mit anderen Eltern handeln"
    Moderator: Also sollte man da dann, ich sage mal, Selbsthilfegruppen oder so etwas in der Art gründen oder was ist Ihr Tipp da?
    Spachtholz: Dass man dann kurzfristig das Gespräch sucht und guckt, wer kann es wie seitens Arbeitgeber flexibel einrichten, dass ein Elternpaar oder ein Elternteil für drei, vier Kinder den Vormittag übernehmen kann, der andere dafür nachmittags. Also wenn nicht von vornherein ein Backup-System, sage ich mal, etabliert ist, also weil das ist, was wir raten Eltern, dass sie sich frühzeitig ein Netzwerk aufbauen. Aber das nützt in dem Moment, wo der Streik akut ist und das Netzwerk noch nicht vorhanden ist, nützt dieser Tipp natürlich wenig, sondern da ist es wirklich geboten, zu gucken: Was sind die anderen Betroffenen, kann man sich vernetzen, wenn man im privaten Umfeld keine Möglichkeiten hat, oder wenn es mit dem Arbeitsplatz und dem Arbeitgeber auch nicht vereinbar ist?
    Moderator: Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter. Vielen Dank für diese Informationen!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.