Eine Bahn-Sprecherin sagte in Berlin kurz und bündig: "Betroffen ist der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr." Die Güterzüge werden schon seit gestern Nachmittag bestreikt. Nach dem Willen der Lokführergewerkschaft GDL soll der Ausstand bis Montag früh, 4 Uhr, dauern.
Alle Reisenden können sich auf der Internetseite der Deutschen Bahn über die aktuelle Entwicklung informieren und schauen, ob und wann die Züge fahren. Wer gar nicht weiterkommt: Der Konzern hat für alle gestrandeten Urlauber auch Hotelzüge bereitgestellt, und zwar in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München.
Unser Reporter Thielko Grieß berichtete für den Deutschlandfunk von der Lage am Kölner Hauptbahnhof heute früh. Es sei wenig los, der Bahnhof sei erstaunlich leer, und es seien wenig Züge da, sagte Grieß. Eine Reihe von Passagieren, die er ansprach, war vorbereitet auf den Streik. Wirtschaftsverbände warnten ausdrücklich auch vor den Folgen des Streiks im deutschen Güterverkehr.
So sagte etwa ein Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG dem DLF: "Der Streik bedeutet für unsere Terminals einen extremen Mehraufwand. Wir sind in einer unsicheren Situation, weil wir nicht wissen, welche Züge durchkommen und welche nicht. Wir mutmaßen, dass sich die Häfen jenseits der deutschen Häfen über eine solche Situation eher freuen, denn deren Züge fahren. Und das ist natürlich etwas, was uns ärgert, denn wir geraten in einer solchen Situation dann möglicherweise in ein Hintertreffen, das uns nicht gefällt."
"An der Grenze zur Irrationalität"
Die Bahn kritisierte die Haltung der GDL und den Streik in scharfer Form. Personalvorstand Ulrich Weber sagte der "Bild"-Zeitung, so kurzfristig und in dieser Dimension sei der Ausstand völlig verantwortungslos und an der Grenze zur Irrationalität.
Die Deutsche Bahn hatte gestern, in etwa gleichzeitig zum Streikbeginn, ein neues Angebot vorgelegt. Es sieht fünf Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 325 Euro vor. Der Konzern will außerdem nächstes Jahr 200 neue Lokführer einstellen, um den Abbau der Mehrarbeit voranzubringen.
Die GDL wies das Angebot aber noch am Abend zurück. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sagte, es sei nicht geeignet, um wieder in die Verhandlungen einzusteigen. Die Offerte diene nur dazu, das Zugpersonal - wie er es nannte - zu "entsolidarisieren".
Tarifeinheit - gesetzlich zu regeln?
Das hat folgenden Hintergrund: Die GDL will nicht nur mehr Geld und weniger Wochenarbeitszeit durchsetzen. In dem Tarifstreit geht es auch darum, dass die Gewerkschaft über die Lokführer hinaus auch andere Berufsgruppen vertreten will - etwa die Zugbegleiter. Darum konkurriert sie mit der zweiten Gewerkschaft, der EVG. Die Deutsche Bahn lehnt aber konkurrierende Tarifverträge ab.
Auch die Bundesregierung möchte für mehr Klarheit sorgen. Arbeitsministerin Andrea Nahles kündigte gestern im rbb-Hörfunk an, dass sie im November den geplanten Gesetzentwurf zur Tarifeinheit vorlegen will. Das Vorhaben könnte auch Folgen für die kleinen Gewerkschaften wie die GDL und die Pilotenvereinigung Cockpit haben. Das Bundesarbeitsgericht hatte die damaligen Regelungen zur Tarifeinheit im Jahr 2010 gekippt.
(jcs/fun)