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Streit mit Zulieferern
Gericht verpflichtet VW-Partner zur Lieferung

Im Streit mit zwei Zulieferern hat Volkswagen ein Zwischenziel erreicht: Das Landgericht Braunschweig verpflichtete die beiden Firmen dazu, die dringend benötigten Teile zu liefern. Eines der beiden Unternehmen teilt mit: "VW zwingt uns zu dem Vorgehen."

19.08.2016
    Ein Golf VII steht am 25.02.2013 im Volkswagen-Werk in Wolfsburg (Niedersachsen), zwei Arbeiter blicken in den Motorraum.
    Ein Golf VII im Volkswagenwerk in Wolfsburg (dpa / picture-alliance / Julian Stratenschulte)
    VW liefert sich zurzeit einen Rechtsstreit mit zwei Zulieferern: dem Getriebeteilespezialisten ES Automobilguss und dem Sitzbezüge-Unternehmen Car Trim. Beide Unternehmen wurden nun per einstweiliger Verfügung zur Lieferung ihrer Teile an VW verpflichtet. ES Automobilguss hat zwar bereits Berufung eingelegt, am 31. August soll eine mündliche Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Braunschweig stattfinden. "Gleichwohl ist das Urteil bereits jetzt vollstreckbar", teilte das Landgericht mit.
    Dem anderen Unternehmen Car Trim, das bislang noch nicht Berufung eingelegt hat, droht das Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung mit einem Ordnungsgeld "bis zur Höhe Höhe von 250.000 Euro" an. Beide Firmen gehören der Prevent-Gruppe an.
    "VW zwingt uns zu dem Vorgehen"
    Die Verantwortung für die Situation wies Alexander Gerstung, Geschäftsführer der ES Automobilguss, am Freitag in einer Mitteilung VW zu. Aus Sicht von ES und CarTrim sei die Lage Folge einer frist- und grundlosen Kündigung von Aufträgen seitens VW. Volkswagen habe keinen Ausgleich für die Kündigungen gewährt. Deswegen "sahen sich Car Trim und ES Automobilguss letztlich zum Lieferstopp gezwungen", heißt es. "Wir streben nach wie vor eine einvernehmliche Lösung mit VW an und sind offen für entsprechende Vorschläge."
    Der Konzern verlagere eigene Probleme auf die Zulieferindustrie, sagte Gerstung. "VW zwingt uns zu diesem Vorgehen, um unsere eigenen Mitarbeiter in Niedersachsen und Sachsen zu schützen und letztlich den Fortbestand des Unternehmens zu sichern."
    Zulieferer soll hohe Forderungen gestellt haben
    Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll VW prinzipiell bereit gewesen sein, einen finanziellen Ausgleich an die betroffenen Zulieferer zu zahlen. Die Forderungen von Car Trim sollen aber aus Sicht von Volkswagen unrealistisch gewesen sein - was sich nicht nachprüfen lässt.
    Der VW-Konzern ist in der Branche bekannt für seine Verhandlungsmacht; nur noch Toyota und General Motors bauen ähnlich viele Fahrzeuge.
    Der Beschaffungsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz gilt als einer der erfahrensten Einkäufer der Branche. Er schrieb den Zulieferern Ende Juni, der Autobauer müsse auch bei den "Beschaffungskosten deutlich effizienter werden".
    VW ordnete bereits Kurzarbeit an
    VW hatte zuvor angekündigt, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um seine Partner dazu zu bringen, den Lieferstopp zu beenden. Zu diesen Mitteln gehörten Ordnungsgeld, Ordnungshaft und die Beschlagnahmung, sagte ein Konzernsprecher.
    Die Ankündigung von VW verwundert nicht; allein zum Wohle seiner Aktionäre muss das Unternehmen versuchen, die Lage zu entschärfen. Die Fließbänder ruhen teilweise schon, für 7.500 Mitarbeiter in Emden steht bereits Kurzarbeit an, mehr als 20.000 könnten es noch werden.
    (rm/stfr/nch/tj)