Auslöser der Medienschelte waren Bilder, auf denen der Publikumsandrang bei der Vereidigung Donald Trumps mit den Aufnahmen von der Vereidigung seines Vorgängers Barack Obama verglichen wurden. Das Foto von Trumps Vereidigung zeigte weitgehend leere Flächen, auf dem Vergleichsbild war derselbe Bereich voller Menschen.
Bei seiner ersten offiziellen Pressekonferenz warf Trumps Sprecher Sean Spicer den Medien vor, absichtlich falsch berichtet zu haben. Tatsächlich habe es sich um die größte Zuschauerzahl gehandelt, die jemals einer Amtseinführung beigewohnt habe. Die Fotos von Trumps Vereidigung seien absichtlich so ausgeschnitten worden, dass sie die Wahrheit verzerrten - offenbar mit dem Ziel, die "enorme Begeisterung" für Trump zu "minimieren". Ähnliche Anschuldigungen hatte zuvor auch schon Trump selbst bei seinem Besuch im CIA-Hauptquartier geäußert. Die Medien hätten einen Bereich gezeigt, "wo praktisch niemand stand".
Spicer sprach vor den Medienvertretern im Weißen Haus von einem "schändlichen" Vorgang - und drohte mit Konsequenzen. In den Medien werde viel über die Verantwortung geredet, den Präsidenten zur Rechenschaft zu ziehen, sagte er, "und ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass dies eine Zweibahnstraße ist. Wir werden die Medien ebenfalls zur Rechenschaft ziehen". Das amerikanische Volk habe Besseres verdient. Trump habe mit seiner Antrittsrede das Land versöhnen wollen, so Spicer. Die "Unehrlichkeit" in den Medien mache diese Herausforderung nun noch schwieriger.
Beweise für seine Behauptungen konnte Spicer allerdings nicht liefern. Die Behörden in Washington geben keine offiziellen Zahlen zu Teilnehmern an der Amtseinführung heraus. Auf Twitter lösten Spicers Vorwürfe empörte Reaktionen aus. Er mache sich lächerlich und sei kein Pressesprecher, sondern ein Propagandaminister, wurde moniert.
Andere nahmen die Behauptung Spicers mit Humor:
Mit keinem Wort oder Tweet gingen Trump und Spicer auf die weltweiten Proteste am Tag nach Trumps Vereidigung ein. Weltweit gingen Millionen Menschen gegen den US-Präsidenten auf die Straße.
Nach Schätzungen von Medien versammelten sich allein in Washington am Samstag mindestens 500.000 Menschen zu einem "Marsch der Frauen". Der Verkehr im Herzen der US-Hauptstadt war fast den ganzen Tag über lahmgelegt. Proteste gab es auch in mehreren hundert weiteren Städten der USA sowie im Ausland - von London über Paris bis nach Mexiko-Stadt und Sydney in Australien. Auch in Berlin, Heidelberg, Frankfurt und München kam es zu - wenn auch viel kleineren - Demonstrationen.