Ein Waldweg bei Kuhmoinen, zwei Autostunden von Helsinki entfernt. Azurblau spannt sich der Himmel über dem Fichtenwald. Ein Mann in Winterjacke und Stiefeln beugt sich über den frisch gefallenen Schnee.
" Hier waren Wölfe, vermutlich letzte Nacht! Der Wolf meidet den tiefen Schnee und benutzt lieber Waldwege."
Unto Sarvala ist Geschäftsführer einer kleinen Möbelfirma. In der Freizeit arbeitet er ehrenamtlich als Petoyhdysmies, als Raubtierbeauftragter. Wenn Einwohner ein Raubtier entdecken, wenden sie sich an Sarvala und er gibt die Beobachtungen dann weiter an das Institut für Wildwirtschaft. An manchen Tagen wird das Hobby fast zur Hauptbeschäftigung:
" Lange Zeit ist hier kein Wolf gesichtet worden. Aber im Frühjahr 2004 tauchte ein ganzes Rudel auf. Mittlerweile hat es sich hier angesiedelt. Mitunter erhalte ich täglich 30 bis 40 Telefonanrufe."
Das Wolfsrudel im Gebiet Kuhmoinen ist keine Ausnahme mehr. Seit Finnland im Jahr 1995 der Europäischen Union beitrat, hat sich der Wolfsbestand verdoppelt. Zählungen zufolge leben in Finnland derzeit knapp über 200 Wölfe in rund 25 Rudeln. Einst nur in den menschenleeren nordöstlichen Regionen beheimatet, dringt der Wolf mittlerweile auch in die westlichen und südlichen Landesteile vor. Sami Niemi vom Land- und Forstwirtschaftsministerium über die möglichen Ursachen:
" Verglichen mit der Zeit vor dem EU-Beitritt, wird der Bestand viel sorgfältiger beobachtet. Es gibt einen komplexen Management-Plan. Die Tötung einzelner Exemplare ist streng kontrolliert. Die Wilderei ist eingedämmt. Wegen des großen Elchbestands ist auch die Nahrungssituation gut."
Vor Ort sieht man die Entwicklung sehr kritisch. Die Stammgebiete des Wolfs im Nordosten sind Hochburgen der Rentierzucht. Dort verursachen die Wölfe beträchtliche wirtschaftliche Schäden. In den viel dichter besiedelten südlichen Regionen, in denen der Wolf immer häufiger heimisch wird, bahnen sich soziale Konflikte an. Sarvala über die Stimmung in Kuhmoinen:
" Die Einwohner sind sehr besorgt, denn dieses Rudel sucht seine Beute auf den Höfen. 25 Hunde wurden gerissen. Eltern fürchten um ihre Kinder. An vielen Orten wird ihnen verboten, abends draußen zu spielen. Der Druck auf die Behörden, etwas zu unternehmen, ist groß."
Doch gegen den Wolf vorzugehen ist schwierig, denn er zählt zu den streng geschützten Tierarten. Die Tötung einzelner Exemplare, geschweige denn ganzer Rudel, ist an strikte Bedingungen geknüpft. Im vergangenen Jahr gab das Ministerium 28 Wölfe zum Abschuss frei, 10 für Rentierzuchtgebiete, 18 für das übrige Finnland. Nach Auffassung des Biologen und Wolfsexperten Ilpo Kojola ist das eine akzeptable Zahl:
" Wir kennen den Bestand sehr gut und können deshalb einzelne Exemplare beseitigen, ohne die Lebensfähigkeit der Population zu gefährden. "
Die EU-Kommission ist anderer Auffassung. Veranlasst durch Beschwerden finnischer Naturschützer, hat sie Finnland beim Europäischen Gerichtshof verklagt. Die Kommission behauptet, finnische Behörden würden andere Alternativen zur Abwehr der Wölfe nicht genügend abwägen und die Tötung nicht auf Tiere beschränken, die wirklich Schaden anrichten. Insgesamt würde dadurch das Schutzniveau des Wolfs geschwächt. Niemi kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen:
" Unser System hat die Wolfspopulation nicht geschwächt, sondern zu deren Verdopplung und Ausbreitung geführt. "
Auch vor Ort wundert man sich über die EU-Kommission. Raubtierbeauftragter Sarvala:
" Da wird weit ab vom Schuss über die Dinge gerichtet. Ich wünschte mir, dass man in Brüssel die lokalen Bedingungen verstehen und jenen Entscheidungsmechanismen vertrauen würde, die in Finnland entwickelt wurden. "
Während die Streitparteien auf das Urteil der Richter warten, entwickelt sich die Wolfspopulation prächtig. Laut Kojola wurden im letzten Jahr mehr als 20 Welpen gezählt. Der Bestand nimmt pro Jahr um rund 20 Prozent zu. Kojola glaubt deshalb nicht, dass die EU-Kommission mit ihrer Klage Erfolg hat.
" Die Kommission kann die positiven Fakten nicht ignorieren. Sollte Finnland dennoch gezwungen werden, auf aktives Eingreifen zu verzichten, befürchte ich, dass die illegale Jagd eskaliert. Durch absolute Verbote wird der Wolf nicht besser geschützt als bisher. "
" Hier waren Wölfe, vermutlich letzte Nacht! Der Wolf meidet den tiefen Schnee und benutzt lieber Waldwege."
Unto Sarvala ist Geschäftsführer einer kleinen Möbelfirma. In der Freizeit arbeitet er ehrenamtlich als Petoyhdysmies, als Raubtierbeauftragter. Wenn Einwohner ein Raubtier entdecken, wenden sie sich an Sarvala und er gibt die Beobachtungen dann weiter an das Institut für Wildwirtschaft. An manchen Tagen wird das Hobby fast zur Hauptbeschäftigung:
" Lange Zeit ist hier kein Wolf gesichtet worden. Aber im Frühjahr 2004 tauchte ein ganzes Rudel auf. Mittlerweile hat es sich hier angesiedelt. Mitunter erhalte ich täglich 30 bis 40 Telefonanrufe."
Das Wolfsrudel im Gebiet Kuhmoinen ist keine Ausnahme mehr. Seit Finnland im Jahr 1995 der Europäischen Union beitrat, hat sich der Wolfsbestand verdoppelt. Zählungen zufolge leben in Finnland derzeit knapp über 200 Wölfe in rund 25 Rudeln. Einst nur in den menschenleeren nordöstlichen Regionen beheimatet, dringt der Wolf mittlerweile auch in die westlichen und südlichen Landesteile vor. Sami Niemi vom Land- und Forstwirtschaftsministerium über die möglichen Ursachen:
" Verglichen mit der Zeit vor dem EU-Beitritt, wird der Bestand viel sorgfältiger beobachtet. Es gibt einen komplexen Management-Plan. Die Tötung einzelner Exemplare ist streng kontrolliert. Die Wilderei ist eingedämmt. Wegen des großen Elchbestands ist auch die Nahrungssituation gut."
Vor Ort sieht man die Entwicklung sehr kritisch. Die Stammgebiete des Wolfs im Nordosten sind Hochburgen der Rentierzucht. Dort verursachen die Wölfe beträchtliche wirtschaftliche Schäden. In den viel dichter besiedelten südlichen Regionen, in denen der Wolf immer häufiger heimisch wird, bahnen sich soziale Konflikte an. Sarvala über die Stimmung in Kuhmoinen:
" Die Einwohner sind sehr besorgt, denn dieses Rudel sucht seine Beute auf den Höfen. 25 Hunde wurden gerissen. Eltern fürchten um ihre Kinder. An vielen Orten wird ihnen verboten, abends draußen zu spielen. Der Druck auf die Behörden, etwas zu unternehmen, ist groß."
Doch gegen den Wolf vorzugehen ist schwierig, denn er zählt zu den streng geschützten Tierarten. Die Tötung einzelner Exemplare, geschweige denn ganzer Rudel, ist an strikte Bedingungen geknüpft. Im vergangenen Jahr gab das Ministerium 28 Wölfe zum Abschuss frei, 10 für Rentierzuchtgebiete, 18 für das übrige Finnland. Nach Auffassung des Biologen und Wolfsexperten Ilpo Kojola ist das eine akzeptable Zahl:
" Wir kennen den Bestand sehr gut und können deshalb einzelne Exemplare beseitigen, ohne die Lebensfähigkeit der Population zu gefährden. "
Die EU-Kommission ist anderer Auffassung. Veranlasst durch Beschwerden finnischer Naturschützer, hat sie Finnland beim Europäischen Gerichtshof verklagt. Die Kommission behauptet, finnische Behörden würden andere Alternativen zur Abwehr der Wölfe nicht genügend abwägen und die Tötung nicht auf Tiere beschränken, die wirklich Schaden anrichten. Insgesamt würde dadurch das Schutzniveau des Wolfs geschwächt. Niemi kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen:
" Unser System hat die Wolfspopulation nicht geschwächt, sondern zu deren Verdopplung und Ausbreitung geführt. "
Auch vor Ort wundert man sich über die EU-Kommission. Raubtierbeauftragter Sarvala:
" Da wird weit ab vom Schuss über die Dinge gerichtet. Ich wünschte mir, dass man in Brüssel die lokalen Bedingungen verstehen und jenen Entscheidungsmechanismen vertrauen würde, die in Finnland entwickelt wurden. "
Während die Streitparteien auf das Urteil der Richter warten, entwickelt sich die Wolfspopulation prächtig. Laut Kojola wurden im letzten Jahr mehr als 20 Welpen gezählt. Der Bestand nimmt pro Jahr um rund 20 Prozent zu. Kojola glaubt deshalb nicht, dass die EU-Kommission mit ihrer Klage Erfolg hat.
" Die Kommission kann die positiven Fakten nicht ignorieren. Sollte Finnland dennoch gezwungen werden, auf aktives Eingreifen zu verzichten, befürchte ich, dass die illegale Jagd eskaliert. Durch absolute Verbote wird der Wolf nicht besser geschützt als bisher. "