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Streit um die Falkland-Inseln

Knapp 30 Jahre ist es her, dass der Streit zwischen Großbritannien und Argentinien über die Falkland-Inseln - von den Argentiniern Malvinas genannt - in einem Krieg eskalierte. Und so mutet es wie ein Déjà-vu-Erlebnis an, wenn jetzt die argentinische Präsidentin und der britische Premier erneut ihre Ansprüche auf das Archipel bekräftigen.

Von Martin Alioth |
    Kurz vor Weihnachten gewann die argentinische Präsidentin, Cristina Kirchner, Verbündete: Zusammen mit Argentinien wollen Uruguay, Paraguay und Brasilien ihre Häfen für Schiffe mit der Flagge der Falkland-Inseln schließen. Die unfreundliche Geste ist keine besonders schmerzhafte Maßnahme, da die zwei bis drei Dutzend Boote, die offenbar mehrheitlich in spanischem Besitz sind, auch die britische Flagge benutzen können. Doch Frau Kirchner will wohl einfach signalisieren, dass sie an den argentinischen Ansprüchen auf die Inseln festhält:

    "Die Argentinier glaubten nicht an historische Endgültigkeiten und würden nie auf ihre Malvinas verzichten.""

    Der britische Premierminister David Cameron wiederholte in seiner Weihnachtsbotschaft, was er schon vor einem halben Jahr anlässlich des 29. Jahrestages der Rückeroberung der Inseln bekräftigt hatte:

    "Solange die Falkländer britisch bleiben wollten, sollten sie das auch bleiben. Basta."

    Die resoluten Töne klingen wie ein Echo des eigenartigen Krieges, der am 2. April 1982 mit der überraschenden Invasion der Falklands durch argentinische Truppen begonnen hatte. Margaret Thatcher kündigte sofort die Rückeroberung an und schickte eine kleine Armada rund um die Welt:

    "It is the Government's objective to see that the islands are free from occupation and are returned to British administration at the earliest possible moment."

    Alsbald fielen die unbewohnten South Georgia Inseln zurück an die Briten, was Frau Thatcher veranlasste, die wartenden Journalisten zu ermahnen:

    "Just rejoice at that news and congratulate our forces and the marines. Good night."

    Frohlocket! Sagte sie, und beglückwünscht unsere Streitkräfte. – Im Juni fiel auch Port Stanley, die Hauptstadt der Falkland-Inseln:

    "Large numbers of Argentine soldiers threw down their weapons. They are reported to be flying white flags over Port Stanley."

    Die gegnerischen Soldaten hätten ihre Waffen weggeworfen und weiße Fahnen über Port Stanley gehisst. – Für Margaret Thatcher brachte der patriotische Kraftakt eine hochwillkommene Wende in ihrer politischen Karriere. Ohne ihre Kaltblütigkeit wäre sie im folgenden Jahr kaum wiedergewählt worden. Die Eiserne Lady wurde ihrem Ruf gerecht, auch wenn sie höchst umstrittene Entscheidungen verteidigen musste, wie hier nach der Versenkung des argentinischen Kreuzers Belgrano, als über 300 Menschen ums Leben kamen:

    "I know it was right to sink her and I would do the same again."

    Es sei richtig gewesen und sie würde es wieder tun. – Diese Erinnerungen werden nun wieder wachgekitzelt, wenn der neueste Film über Frau Thatcher – gespielt von Meryl Streep – in die Kinos kommt. Im Februar soll überdies Prinz William, der übernächste britische König, als Rettungspilot auf den Falklands zum Einsatz kommen. Auch das wird in Buenos Aires als Provokation empfunden. David Cameron hat unlängst mit seinem Veto gegen einen neuen EU-Vertrag bewiesen, dass er durchaus gewillt ist, in den Fußstapfen Margaret Thatchers zu politisieren, um seinen rechten Parteiflügel bei der Stange zu halten. Da sind Überraschungen nicht auszuschließen. Allerdings verfügen weder Argentinien noch das Vereinigte Königreich heute über die damaligen militärischen Kapazitäten; die Briten haben derzeit nicht einmal mehr einen Flugzeugträger. Jenseits der Operette allerdings geht es um handfeste Interessen: Britische Firmen bohren eben wieder nach Öl in den umstrittenen Hoheitsgewässern. Sollten sie diesmal kommerzielle Vorkommen finden, wäre das Säbelgerassel ernster zu nehmen.