Camden, ein Stadtteil im Westen von Sydney. Gepflegte Reihen- und Einfamilienhäuser, kurz geschorene Vorgärten, weißgetünchte Gartenzäune und Spielplätze in Grünanlagen. Bei Schulschluss ist das halbe Viertel auf den Beinen. Kinder auf Fahrrädern, Mütter mit Einkaufstaschen. In Camden lebt Sydneys Mittelklasse: Familien, Rentner und wer sich die hohen Immobilienpreise näher an der City nicht leisten kann. Zuwanderer verschlägt es selten nach Camden. Doch jetzt soll dort eine muslimische Schule entstehen - eine der größten in Australien.
Derzeit leben etwa 100 muslimische Familien in Camden, das geplante College aber soll 1200 Schülern und 200 Lehrern Platz bieten. Die Anwohner fürchten, dass mit dem Bau einer so großen Islamschule Englisch in ihrem Viertel bald eine Fremdsprache sein könnte.
"Ich habe Bedenken, wenn diese Leute zu uns kommen. Warum bauen die Moslems ihre Schule nicht dort wo sie auch leben? Ich fürchte vor allem die sozialen Folgen. Denn wer weiß, wen diese Schule in unsere Gegend lockt?"
Abbas Aly versteht die Welt nicht mehr. Der gebürtige Iraker ist stolzer Australier und stolzer Moslem. Dass Religionsfreiheit von der Verfassung garantiert wird, hat der Geschäftsmann schon in der Schule gelernt: In einem katholischen Gymnasium in Sydney. Heute gibt es dort Schulen aller Glaubensrichtungen: Christliche, jüdische - und muslimische. Doch seit Abbas dem Gemeinderat von Camden seine Pläne für eine Islamschule vorgelegt hat, nennt ihn jeder nur noch "Aly Kaida".
"Ich bin maßlos enttäuscht. Ich lebe hier seit ich sechs Jahre alt bin. Ich liebe dieses Land, Australien ist meine Heimat. Ich kann verstehen, dass die Anwohner Vorbehalte haben, aber nicht alle Moslems sind Terroristen."
Inzwischen haben 2000 Anwohner schriftlich gegen den Bau der Islamschule in ihrer Nachbarschaft protestiert. Die Einsprüche reichen von "zu viel Verkehr" und "nicht genug Parkplätze" bis hin zu Bedenken, ob Sydneys dürregeplagter Westen genug Wasser für Schüler und Lehrer flüssig machen könne. Gabr Elgafi vom islamischen Rat ist empört. "Alles nur faule Ausreden", glaubt der Mufti. Er spricht von Diskriminierung und verstecktem Rassismus.
"Diese Proteste zeigen, dass Moslems nicht wirklich geduldet werden in Australien. Das erinnert mich an die 40er und 50er Jahre, als es hieß: Wer nicht britischer Herkunft ist, der ist auch keiner von uns."
In Australien leben mehr als 300.000 Moslems. Die meisten sind im Land geboren. Trotzdem fühlen sich vor allem Jugendliche in Sydney als Außenseiter. Sie wohnen in Vierteln mit überwiegend arabisch-stämmiger Bevölkerung, ihre
Eltern sorgen dafür, dass sie die Moschee und Islamschulen besuchen. Oft werden ethnische Gangs ihre Ersatzfamilien. Khaled ist 25, arbeitslos und lebt von Sozialhilfe. Auf beide Unterarme hat er in arabischen Schriftzeichen das Wort "Allah" tätowiert. Obwohl er in Australien aufgewachsen ist, fühlt sich Khaled als Fremder im eigenen Land.
"Es wird ständig darüber geredet, warum wir Moslems in Australien uns nicht genauso in die übrige Gesellschaft einfügen wie andere Einwanderergruppen. Wir werden uns nie integrieren. Meine Loyalität gehört, wie die eines jeden guten Moslems, in erster Linie dem Islam."
Frisierte Autos, Pöbeleien und nur Verachtung für den "Australian Way of life":
Soziologen beobachten immer wieder, dass junge Moslems ihren Frust - und oft auch ihren Neid - auf die freie, unbekümmerte australische Lebensart an ihren Landsleuten auslassen. Die große Mehrheit friedliebender Moslems in Australien bringen sie dadurch in Verruf.
Auf der einen Seite predigen radikale Muftis die Reinheit des Islam gegen die Ungläubigen in Australien zu verteidigen, auf der anderen wollen viele weiße Australier - wie in Camden - aber auch nichts mit Moslems zu tun haben. Der windschiefe Bungalow von George Capsis grenzt direkt an das Gelände, auf dem die umstrittene muslimische Schule in Camden gebaut werden soll. Er hat nichts dagegen. Im Gegenteil. Australien sei schließlich multikulturell, meint George, da dürfe es kein "Wir" und "Die Anderen", sondern nur ein "Zusammen" geben.
"All diese zornigen, jungen Männer arabischer Herkunft sind zwischen zwei Kulturen gefangen. Kein Wunder, dass sie nicht wissen, wo sie hingehören. Wir sollten mehr Verständnis haben. Sie sollen nach den Gesetzen des Islam leben, aber auch Teil der australischen Gesellschaft sein, und der Kultur, die wir hier genießen."
Inzwischen hat sich die neue australische Labor-Regierung in die Debatte um Camdens Islamschule eingeschaltet. Eltern und ihre Kinder hätten ein Recht auf ein vielfältiges Schulangebot, egal welcher Religion sie angehörten. Abbas Aly hofft, dass seine muslimische Schule, trotz allen Widerstands, genehmigt wird. Denn auch in einer friedlichen, multikulturellen Gesellschaft wie Australien hätten Moslems und Andersgläubige noch viel von einander zu lernen.
Derzeit leben etwa 100 muslimische Familien in Camden, das geplante College aber soll 1200 Schülern und 200 Lehrern Platz bieten. Die Anwohner fürchten, dass mit dem Bau einer so großen Islamschule Englisch in ihrem Viertel bald eine Fremdsprache sein könnte.
"Ich habe Bedenken, wenn diese Leute zu uns kommen. Warum bauen die Moslems ihre Schule nicht dort wo sie auch leben? Ich fürchte vor allem die sozialen Folgen. Denn wer weiß, wen diese Schule in unsere Gegend lockt?"
Abbas Aly versteht die Welt nicht mehr. Der gebürtige Iraker ist stolzer Australier und stolzer Moslem. Dass Religionsfreiheit von der Verfassung garantiert wird, hat der Geschäftsmann schon in der Schule gelernt: In einem katholischen Gymnasium in Sydney. Heute gibt es dort Schulen aller Glaubensrichtungen: Christliche, jüdische - und muslimische. Doch seit Abbas dem Gemeinderat von Camden seine Pläne für eine Islamschule vorgelegt hat, nennt ihn jeder nur noch "Aly Kaida".
"Ich bin maßlos enttäuscht. Ich lebe hier seit ich sechs Jahre alt bin. Ich liebe dieses Land, Australien ist meine Heimat. Ich kann verstehen, dass die Anwohner Vorbehalte haben, aber nicht alle Moslems sind Terroristen."
Inzwischen haben 2000 Anwohner schriftlich gegen den Bau der Islamschule in ihrer Nachbarschaft protestiert. Die Einsprüche reichen von "zu viel Verkehr" und "nicht genug Parkplätze" bis hin zu Bedenken, ob Sydneys dürregeplagter Westen genug Wasser für Schüler und Lehrer flüssig machen könne. Gabr Elgafi vom islamischen Rat ist empört. "Alles nur faule Ausreden", glaubt der Mufti. Er spricht von Diskriminierung und verstecktem Rassismus.
"Diese Proteste zeigen, dass Moslems nicht wirklich geduldet werden in Australien. Das erinnert mich an die 40er und 50er Jahre, als es hieß: Wer nicht britischer Herkunft ist, der ist auch keiner von uns."
In Australien leben mehr als 300.000 Moslems. Die meisten sind im Land geboren. Trotzdem fühlen sich vor allem Jugendliche in Sydney als Außenseiter. Sie wohnen in Vierteln mit überwiegend arabisch-stämmiger Bevölkerung, ihre
Eltern sorgen dafür, dass sie die Moschee und Islamschulen besuchen. Oft werden ethnische Gangs ihre Ersatzfamilien. Khaled ist 25, arbeitslos und lebt von Sozialhilfe. Auf beide Unterarme hat er in arabischen Schriftzeichen das Wort "Allah" tätowiert. Obwohl er in Australien aufgewachsen ist, fühlt sich Khaled als Fremder im eigenen Land.
"Es wird ständig darüber geredet, warum wir Moslems in Australien uns nicht genauso in die übrige Gesellschaft einfügen wie andere Einwanderergruppen. Wir werden uns nie integrieren. Meine Loyalität gehört, wie die eines jeden guten Moslems, in erster Linie dem Islam."
Frisierte Autos, Pöbeleien und nur Verachtung für den "Australian Way of life":
Soziologen beobachten immer wieder, dass junge Moslems ihren Frust - und oft auch ihren Neid - auf die freie, unbekümmerte australische Lebensart an ihren Landsleuten auslassen. Die große Mehrheit friedliebender Moslems in Australien bringen sie dadurch in Verruf.
Auf der einen Seite predigen radikale Muftis die Reinheit des Islam gegen die Ungläubigen in Australien zu verteidigen, auf der anderen wollen viele weiße Australier - wie in Camden - aber auch nichts mit Moslems zu tun haben. Der windschiefe Bungalow von George Capsis grenzt direkt an das Gelände, auf dem die umstrittene muslimische Schule in Camden gebaut werden soll. Er hat nichts dagegen. Im Gegenteil. Australien sei schließlich multikulturell, meint George, da dürfe es kein "Wir" und "Die Anderen", sondern nur ein "Zusammen" geben.
"All diese zornigen, jungen Männer arabischer Herkunft sind zwischen zwei Kulturen gefangen. Kein Wunder, dass sie nicht wissen, wo sie hingehören. Wir sollten mehr Verständnis haben. Sie sollen nach den Gesetzen des Islam leben, aber auch Teil der australischen Gesellschaft sein, und der Kultur, die wir hier genießen."
Inzwischen hat sich die neue australische Labor-Regierung in die Debatte um Camdens Islamschule eingeschaltet. Eltern und ihre Kinder hätten ein Recht auf ein vielfältiges Schulangebot, egal welcher Religion sie angehörten. Abbas Aly hofft, dass seine muslimische Schule, trotz allen Widerstands, genehmigt wird. Denn auch in einer friedlichen, multikulturellen Gesellschaft wie Australien hätten Moslems und Andersgläubige noch viel von einander zu lernen.