Archiv

Streit um Eishockey-WM in Belarus
"Wir werden uns nicht erpressen lassen"

Horst Lichtner, Generalsekretär der International Ice Hockey Federation, kritisierte im Dlf, dass eine politische Organisation wie die Regierung von Lettland ohne Abstimmung mit dem dortigen Organisationskomitee die IIHF auffordere, Belarus die WM zu entziehen. Jetzt ein politisches Signal zu fordern, sei nicht legitim.

Horst Lichtner im Gespräch mit Matthias Friebe |
IIHF Generalsekretär Horst Lichtner
IIHF Generalsekretär Horst Lichtner (dpa/ picture alliance/ KEYSTONE/ Melanie Duchene)
Lettland will die Eishockey-Weltmeisterschaft 2021 nicht mehr gemeinsam mit Belarus ausrichten. Die Spiele sollten in den Hauptstädten Riga und Minsk stattfinden. Doch dieses Vorhaben lasse sich angesichts der politischen Lage im Nachbarland nicht mehr umsetzen, erklärte der lettische Premierminister Arturs Krisjanis Karins in dieser Woche. Riga will darüber Verhandlungen mit der Internationalen Eishockey-Föderation anstoßen, so der Regierungschef. Lettland möchte die Weltmeisterschaft nun mit einem anderen Partner ausrichten. Sollte das nicht möglich sein, wolle man ganz auf die Austragung des Wettbewerbs verzichten, so Karins. Denn, so der Politiker, es sei nicht klar, ob in Belarus die Sicherheit von Spielern, Schiedsrichtern und Fans gewährleistet werden könne.
Alexander Lukashenko bei einem Eishockey-Match im Januar 2020
Streit um Eishockey-WM 2021 - Belarus hält an WM-Ausrichtung fest
Lettland will die Eishockey-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr angesichts der politischen Lage nicht mehr gemeinsam mit Belarus ausrichten – und sucht einen neuen Partner. Aus Belarus gibt es dafür Kritik.
"Wir werden nicht in ein Land gehen, wo Chaos herrscht"
Horst Lichtner, Generalsekretär der International Ice Hockey Federation, kritisierte im Dlf, dass eine politische Organisation wie die Regierung von Lettland ohne Abstimmung mit dem dortigen Organisationskomitee die IIHF auffordere, Belarus die WM zu entziehen. Im Falle von Sicherheitsbedenken müsste die Situation erneut geprüft werden. Dazu habe man eine Expertengruppe zusammengerufen. Man analysiere die Lage zudem sehr sorgfältig - mit Blick auf den Sport, die Sicherheit, die Medizin sowie ethisch-philosophisch. "Wir werden nicht in ein Land gehen, wo Chaos herrscht und Revolution", betont Lichtner. Aber: Man werde sich aber auch nicht davon abbringen lassen, die WM dort auszutragen "wenn das eigentlich eine ganz normale Situation ist". Diese werde medial oft auch anders dargestellt. Bis zur WM habe man noch sechs Monate Zeit. "Jetzt von uns ein politisches Signal zu fordern, von Politikern, die selbst keine Lösung bringen, ist einfach nicht legitim. Wir werden uns dort nicht erpressen lassen." Es sei nicht die Entscheidung eines Sportverbandes, jetzt einen Vertrag, den man vor vier Jahren unterschrieben habe, zu brechen. "Das kann niemand von uns fordern. Wir sind nicht vertragsbrüchig. Wir sind ein Weltverband. Wir sind kein Dahergelaufener der sagt: 'Sorry haben wir falsch gemacht, jetzt gehen wir woanders hin.'"
"Ich kann nicht unsere eigenen Statuten untergraben"
In den Statuten der IIHF sei klar ausgewiesen, dass man nicht politisch sei. "Ich kann nicht unsere eigenen Statuten untergraben". Bereits 2014 habe man die WM in Belarus erfolgreich durchgeführt. Die Situation sei jetzt zwar anders, "aber es ist dasselbe Land". "Ich bin der Überzeugung, wenn das Land wieder zu einer normalen Lebensart zurückkehrt, dann wird das eine ganz fantastische WM in Lettland, in Riga und in Minsk, in Belarus."