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Streit um Kopftuch-Konferenz
AStA verteidigt Forscherin gegen Rassismus-Kritik

Das Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung? An der Frankfurter Goethe-Universität soll diese Frage auf einer Konferenz diskutiert werden. Deren Organisatorin Susanne Schröter wird dafür in Sozialen Medien massiv kritisiert. Zu Unrecht, sagte Fatma Keser, Feminismusreferentin des Frankfurter AStA, im Dlf.

Fatma Keser im Gespräch mit Lena Sterz |
Studenten gehen auf dem Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main (Hessen) durch die glasumfasste Rotunde, die auch als Café dient.
Frankfurter Studenten kämpfen im Netz gegen eine Veranstaltung zum Kopftuch (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
Lena Sterz: Ist das islamische Kopftuch jetzt ein Symbol der Würde oder der Unterdrückung? Das ist eine große Frage, die nächste Woche auch in einer Konferenz an der Goethe-Universität in Frankfurt mit Befürworterinnen und Gegnerinnen des Kopftuchs diskutiert wird. Einige Studierende haben auf Instagram eine Kampagne gegen die Konferenz und insbesondere gegen die Organisatorin gestartet, gegen Susanne Schröter. Ihr werfen sie anti-muslimischen Rassismus vor, weil sie klare Gegnerinnen des muslimischen Kopftuchs als Rednerinnen eingeladen hat. Was ist da los an der Uni Frankfurt? Die Frage geht an Fatma Keser, Referentin für Feminismus im AStA der Uni Frankfurt.
Fatma Keser: Ja, was ist da los, das frage ich mich auch tatsächlich. Also ich würde ganz klar von einer Hetzkampagne sprechen, nicht einfach irgendeine Kampagne von Studierenden – wir wollen uns ausdrücklich von dieser Kampagne distanzieren wollen. Hier wird versucht, irgendwie Rassismus und Islamkritik gleichzusetzen. Das ist vor allem erschreckend, wenn man sich anguckt, dass auch so Personen eingeladen wurden wie Necla Kelek, die hier auf der Islamkonferenz oder Islamtagung auch von eigenen Erfahrungen berichten will. Also es wird Leuten vorgeworfen, rassistisch zu argumentieren, wenn sie sich kritisch mit dem Thema Islam auseinandersetzen wollen.
"So eine Konferenz sollte stattfinden"
Sterz: Welche Meinungen vertreten Sie da als AStA-Referentin? Sollte eine solche Tagung an einer Universität stattfinden, grundsätzlich?
Keser: Ja. Ich bin auf jeden Fall der Ansicht, dass so eine Konferenz stattfinden sollte. Ich bin ein wenig irritiert tatsächlich davon, dass Susanne Schröter Dr. Dina El Omari einlädt und auch Khola Maryam Hübsch einlädt, diese Leute würde ich nicht einladen. Da ist der AStA vielleicht ein wenig radikaler als Susanne Schröter.
Sterz: Warum würden Sie die beiden nicht einladen?
Keser: Weil es beides Personen sind, die sich zu liberal, zu positiv zum Kopftuch äußern. Zum Beispiel hat Khola Maryam Hübsch in einem HR2-Kultur-Beitrag mal von arrangiertem Kennenlernen statt Zwangsehe gesprochen, also hat da versucht, Zwangsehen irgendwie völlig zu verharmlosen. Solchen Leuten würde ich keinen Platz bieten. Aber ich finde es trotzdem umso erschreckender, dass gerade eine Konferenz, wo Susanne Schröter wirklich um die Diskussionskultur bemüht ist und sowohl solche Leute einlädt wie auch Kritikerinnen des Islam einlädt, dass gerade so eine Konferenz sogar angegriffen wird, das finde ich fürchterlich erschreckend.
"Ich würde von einer Hetzkampagne sprechen"
Sterz: Wie kommt das, dass auch unter Studierenden anscheinend manche nicht der Meinung sind, dass man sich offen und auch sehr gegensätzlich über so ein Thema austauschen können sollte?
Keser: Ja, das frage ich mich auch. Ich würde hier erst mal kurz anmerken, dass ich mir gar nicht so sicher bin, ob das nun/nur Studierende der Goethe-Uni sind. Das ist bis jetzt nicht herauszufinden. Sehr viele, die da unter dem Hashtag arbeiten, sind vor allem aus einer türkisch-nationalistischen und islamistischen Gegend. Es gibt zum Beispiel eine Frau, die sehr viel unter dem Hashtag arbeitet, die auch Beiträge zu Zitaten vom Ziehvater von Erdogan postet, das finde ich schon mal schwierig, und ich glaube, das Thema Kopftuch scheint hier einfach ein Vorwand zu sein. Es geht hier gar nicht darum, sich tatsächlich mit dem Kopftuch auseinanderzusetzen für die Kritiker*innen, sondern es geht hier darum, einfach die Forschung von Susanne Schröter, die absolut wichtig ist, zum Islam, zu deutschen Islamverbänden und islamistischen Vereinigungen zu kompromittieren. Das ist der Versuch dieser Kampagne, und deswegen würde ich hier von einer Hetzkampagne sprechen.
"Beleidigende und pathologisierende Kommentare"
Sterz: Früher, also noch vor wenigen Jahren, als Facebook und Instagram noch nicht so verbreitet waren, da haben sich Studierende, die der Meinung waren, dass eine Konferenz an der Uni nicht stattfinden soll, da haben sich an den Allgemeinen Studierendenausschuss gewandt, an den AStA. Wie war das jetzt, hat sich irgendein Student, irgendeine Studentin bei Ihnen gemeldet wegen dieser Konferenz?
Keser: Nein, es hat sich niemand bei uns gemeldet. Wir sind selbst durch Instagram darauf gestoßen, das war erschreckend. Wir haben relativ früh angefangen, selbst Kommentare zu schreiben – nicht unter dem AStA-Account, privat, mit unseren Privat-Accounts. Diese Kommentare wurden sofort gelöscht, und wir wurden gesperrt, wir durften nichts mehr kommentieren. Andere Kommentare, wie dass Susanne Schröter Satanistin sei oder von Satan besessen sei oder in die Psychiatrie gehöre, solche Kommentare sind geblieben, die wurden nicht gelöscht. Hier wurde eine Zensur angewendet, die einfach nur Kritik gelöscht hat, beleidigende und pathologisierende Kommentare sind geblieben.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.