Gewaltszenen vor einem Museum im katalanischen Lleida: Mehrere hundert Demonstranten und Polizeikräfte geraten aneinander, Beamte zücken Schlagstöcke, Menschen liegen auf dem Boden. Die Emotionen kochen hoch bei diesem Streit um 44 Kunstwerke: Holzsarkophage aus dem 15. Jahrhundert, Teile eines Altars und Gemälde. Sie sollen in ein Kloster in der spanischen Region Aragonien zurück gebracht werden, aus dem sie ursprünglich stammen. Doch viele Bewohner von Lleida wollen das nicht akzeptieren, kämpfen für die Objekte, so wie diese Frau:
"Das ist alles sehr schlimm, wie ein Überfall! Sie wollen uns die Kunstwerke stehlen, für die wir bezahlt und die wir auf unsere Kosten restauriert haben. Die Polizei nimmt sie uns nun weg, einfach so."
Der Bürgermeister von Lleida, Angel Ros, bringt den umstrittenen Verfassungsparagraphen 155 ins Spiel, über den die spanische Zentralregierung die Geschäfte der Regionalregierung in Barcelona übernommen hat. Mit diesem Mechanismus versuche Madrid nun Katalonien auszurauben.
"Das ist alles sehr schlimm, wie ein Überfall! Sie wollen uns die Kunstwerke stehlen, für die wir bezahlt und die wir auf unsere Kosten restauriert haben. Die Polizei nimmt sie uns nun weg, einfach so."
Der Bürgermeister von Lleida, Angel Ros, bringt den umstrittenen Verfassungsparagraphen 155 ins Spiel, über den die spanische Zentralregierung die Geschäfte der Regionalregierung in Barcelona übernommen hat. Mit diesem Mechanismus versuche Madrid nun Katalonien auszurauben.
Eigentlich nur ein Gerichtsurteil
Er spricht von einem kulturellen Brand, der entfacht worden sei. Und der abgesetzte katalanische Regionalpräsident Puigdemont twittert gar von einem Staatsstreich. Journalist Fernando Garea hält dagegen; er recherchiert in dem Fall seit Jahren.
"Tatsächlich setzt der Staat hier nur ein Gerichtsurteil um. Doch die Separatisten befinden sich im Wahlkampf und nutzen das Ganze als angeblichen Beleg dafür, dass Spanien Katalonien ausplündere. Sie wollen sich als Opfer darstellen. Nach dem Motto: Die Spanier kommen und rauben unsere Kunstwerke."
Vor mehr als 30 Jahren hatten Nonnen des Klosters Sijena in Aragonien die Kunstwerke an die Regionalregierung von Katalonien verkauft. Für umgerechnet 300.000 Euro. Doch ein spanisches Gericht urteilte vor zwei Jahren, dass dieser Verkauf nicht rechtens war. Im November wurde diese Entscheidung noch einmal bestätigt und eine Frist gesetzt: Anfang dieser Woche sollten die Kunstschätze zurück nach Aragonien. Weil sich das Museum in Lleida bis zuletzt weigerte, die Werke herauszugeben, rückte schließlich die Polizei an. Doch eine juristische Instanz muss über den Fall noch entscheiden: Der Oberste Gerichtshof Spaniens, er könnte zu einem anderen Urteil kommen.
"Die Regierung hat in meinen Augen einen Fehler begangen, indem sie schon jetzt, vor dem endgültigen Urteil, den Rücktransport angeordnet hat. Man hätte das Ganze auch leicht hinauszögern können. Die Sache spielt den Separatisten nun in die Karten; die spanische Regierung schüttet quasi Öl ins Feuer und lässt die Katalanen noch mehr wie Opfer aussehen."
"Tatsächlich setzt der Staat hier nur ein Gerichtsurteil um. Doch die Separatisten befinden sich im Wahlkampf und nutzen das Ganze als angeblichen Beleg dafür, dass Spanien Katalonien ausplündere. Sie wollen sich als Opfer darstellen. Nach dem Motto: Die Spanier kommen und rauben unsere Kunstwerke."
Vor mehr als 30 Jahren hatten Nonnen des Klosters Sijena in Aragonien die Kunstwerke an die Regionalregierung von Katalonien verkauft. Für umgerechnet 300.000 Euro. Doch ein spanisches Gericht urteilte vor zwei Jahren, dass dieser Verkauf nicht rechtens war. Im November wurde diese Entscheidung noch einmal bestätigt und eine Frist gesetzt: Anfang dieser Woche sollten die Kunstschätze zurück nach Aragonien. Weil sich das Museum in Lleida bis zuletzt weigerte, die Werke herauszugeben, rückte schließlich die Polizei an. Doch eine juristische Instanz muss über den Fall noch entscheiden: Der Oberste Gerichtshof Spaniens, er könnte zu einem anderen Urteil kommen.
"Die Regierung hat in meinen Augen einen Fehler begangen, indem sie schon jetzt, vor dem endgültigen Urteil, den Rücktransport angeordnet hat. Man hätte das Ganze auch leicht hinauszögern können. Die Sache spielt den Separatisten nun in die Karten; die spanische Regierung schüttet quasi Öl ins Feuer und lässt die Katalanen noch mehr wie Opfer aussehen."
Künstler beziehen Stellung
Bisher hatte der Kunstsektor im Unabhängigkeitsprozess eher eine Nebenrolle gespielt – anders als die Kulturszene allgemein. Viele Künstler und Intellektuelle haben rund um das verbotene Referendum im Oktober Stellung bezogen: Einige waren für eine Abspaltung Kataloniens von Spanien – andere dagegen; sie taten sich zusammen und schalteten große Anzeigen in Tageszeitungen. Journalist Garea meint: Die Kulturszene sei ein Abbild der katalanischen Bevölkerung; beide Seiten seien zerrissen.
"Wir beobachten gerade folgendes: Viele Jahre lang – bis vor kurzem – galt es unter Kulturschaffenden als modern und cool, für nationalistische Tendenzen zu sein, für ein Unabhängigkeitsreferendum. In den vergangenen Monaten gab es einen Stimmungswechsel: Mir kommt es so vor, als sei die Mehrheit der Künstler, Autoren und Intellektuellen inzwischen gegen den separatistischen Prozess."
Was klar zu sein scheint: Die Szenen aus dem katalanischen Lleida haben nur am Rande etwas mit Kunst und Kultur zu tun. Die Unabhängigkeitsbefürworter instrumentalisieren die Rückgabe der historischen Werke aus Aragonien, um ihre politischen Forderungen prägnant in der Öffentlichkeit zu platzieren.
"Wir beobachten gerade folgendes: Viele Jahre lang – bis vor kurzem – galt es unter Kulturschaffenden als modern und cool, für nationalistische Tendenzen zu sein, für ein Unabhängigkeitsreferendum. In den vergangenen Monaten gab es einen Stimmungswechsel: Mir kommt es so vor, als sei die Mehrheit der Künstler, Autoren und Intellektuellen inzwischen gegen den separatistischen Prozess."
Was klar zu sein scheint: Die Szenen aus dem katalanischen Lleida haben nur am Rande etwas mit Kunst und Kultur zu tun. Die Unabhängigkeitsbefürworter instrumentalisieren die Rückgabe der historischen Werke aus Aragonien, um ihre politischen Forderungen prägnant in der Öffentlichkeit zu platzieren.