Er bereue nichts, sagte Helmut Markwort in einem Interview mit der Münchner Abendzeitung vor zwei Jahren. Damals feierte er seinen 80. Geburtstag - und die Öffentlichkeit war dabei: Ob beim "Gipfeltreffen an- und aufregender Menschen", wie der "Focus" die Party seines Gründers beschrieb. Oder eben in Gesprächen mit und Porträts über den Jubilar. Von einer "schillernden Karriere" und dem "Tausendsassa unter den Medienmachern hierzulande" war die Rede.
Da ist noch nicht abzusehen, dass Markwort zwei Jahre später Alterspräsident des Bayerischen Landtages sein würde. Und auch in den Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR) will.
"Fakten, Fakten, Fakten"
Seine Kandidatur für die FDP gibt er erst im Frühjahr 2018 bekannt, wenige Monate vor der Landtagswahl. Mitglied der Liberalen ist er zu dem Zeitpunkt bereits seit 50 Jahren. Und noch länger Journalist. Ein Medienmacher, für den es beruflich stets bergauf geht: Als Lokalreporter in seiner Heimatstadt Darmstadt gestartet, vom Leiter eines "Stern"-Regionalbüros zum Chefredakteur verschiedener Zeitschriften und Geschäftsführer eines Radiosenders.
Und dann natürlich: "Focus". Markwort hebt das Nachrichtenmagazin 1993 im Burda-Verlag mit aus der Taufe und tritt an, dem "Spiegel" Konkurrenz zu machen. Mit einem Chefredakteur, der sich selbst zur Werbefigur macht. In TV-Spots prägt er den Slogan von "Fakten, Fakten, Fakten". Eine Taktik, die aufgeht. "Focus" ist erfolgreich, Markwort sein Aushängeschild – das polarisiert und provoziert.
"Sie loben sich ja selbst schon genug"
Legendär ein Interview mit Roger Willemsen 1995 in dessen nach ihm benannter ZDF-Talksendung. Willemsen hat sich vorgenommen, das wird schnell deutlich, Markworts Versprechen mit den Fakten zu entlarven, konfrontiert ihn mit journalistischen Fehlern und dem Vorwurf tendenziöser und parteilicher Berichterstattung. Auf Markworts Hinweis, einen völlig falschen Eindruck zu erwecken, erwidert Willemsen trocken: "Sie loben sich ja selbst schon genug." In einem späteren Interview über diese Begegnung sagt der vor drei Jahren verstorbene Moderator: "Es war nötig, über Lügen bei 'Focus' alles so rappeldicht zu recherchieren, dass Markwort fassungslos zugucken musste, dass jemand etwas wusste, von dem er glaubte, es sei geheim."
Bis 2010 bleibt Markwort "Focus"-Chefredakteur – und gern gesehener Gast im Fernsehen. Er tritt als Experte auf und moderiert bald eigene Formate, wie den "Sonntags-Stammtisch" im Bayerischen Fernsehen. Diesen Job muss er 2018 aufgeben, als er seine politischen Ambitionen öffentlich macht, der BR beendet die Zusammenarbeit. Was bleiben, sind Beteiligungen an verschiedenen privaten Radiosendern. Sie sind Grund dafür, dass der Rundfunkrat des BR Markwort nun als Mitglied ablehnt.
Rundfunkrat lehnt Markwort ab
Die Entscheidung der FDP entspreche nicht den "rechtlichen Vorgaben", heißt es in einer dem Deutschlandfunk vorliegenden Stellungnahme des Rundfunkratsvorsitzenden Lorenz Wolf. Hintergrund sei auch, schreibt er weiter, "dass Mitglieder des Rundfunkrats zur Erfüllung ihrer Aufgaben umfangreich Auskünfte verlangen und Einsicht in Unterlagen der Anstalt nehmen können". Markwort wirft dem BR vor, dieser wolle "sich seine Kontrolleure selbst aussuchen". Der Rundfunkrat weist das zurück.
Mitglieder aus der bayerischen FDP-Fraktion wie Martin Hagen kritisieren den Rundfunkrat. Ein Interessenkonflikt bestünde nur dann, schreibt Hagen auf Twitter, "wenn Markwort seine eigenen Medien kontrollieren würde. Der BR gehört ihm aber nicht."
Affäre um versteigerte TV-Rolle
Dass Markwort es mit der Trennung persönlicher und allgemeiner Interessen nicht immer so ganz genau nimmt, hat er allerdings erst im vergangenen Jahr bewiesen: Für die Finanzierung seines eigenen Wahlkampfes hatte der 82-Jährige eines TV-Rolle versteigert – beim BR. Dem Produzenten der versprochenen Serie sagte er, es handle sich um einen wohltätigen Zweck. Dass die Wohltat ihm zugute kommen würde, erwähnte Markwort aber nicht. "Er hat vorgeführt, dass man sich einen öffentlich-rechtlichen Sender zu Diensten machen kann und darf", kommentierte damals Ulrike Gote, stellvertretende Landtags-Präsidentin der Grünen.
Bereut hat er die Affäre nicht. Im Gegenteil sah er sich als Sieger – schließlich rede man über seine Landtags-Kandidatur.