Petra Paul führt einen Ferienhauspark im nördlichen Saarland. Sie hat die Biberexperten des NABU, des Naturschutzbundes auf das Gelände gebeten, denn ihre Biberfamilien waren wieder einmal fleißig.
"Wir haben hier ein Holzbrett in den Bach gemacht, um unsere Pumpe mit Wasser zu versorgen. Der Biber hat weiter unten einen Biberbau und hat festgestellt, dass sich die Strömung des Baches verändert hat und hat also schöne halbrunde Öffnungen reingeknabbert, sodass wir jetzt aufgeben, er hat gewonnen."
Friedliche Koexistenz
Petra Paul lebt in friedlicher Koexistenz mit ihren schlauen Mitbewohnern. Die Schatten spendenden Bäume hat sie auf Anraten des NABU mit Draht umwickelt, damit sie von den Bibern nicht angenagt und gefällt werden. An anderer Stelle errichten die Nager einen Bau und sorgen dafür, dass sich eine Wiese mit Bäumen in einen Teich verwandelt. Sie gefährden damit den angrenzenden Damm eines benachbarten Sees. Der NABU empfiehlt deshalb eine Dränage für den Biberbau, damit das Wasser wieder abfließen kann. Das aber geht nur mit einer Sondergenehmigung, sagt der saarländische NABU-Vorsitzende Uli Heintz.
"Weil nicht nur die Tiere sind per Gesetz geschützt, sondern auch ihre Wohnstätten, ihre Aufzuchtareale, also alles, was sozusagen zum Tier dazu gehört, ist gesetzlich geschützt."
Andernorts, etwa in Bayern, wo jährlich etwa 1.000 Tiere aus der Natur entnommen werden, wie es im Amtsdeutsch heißt, also erst gefangen und dann getötet werden, hätte Petra Paul gute Aussichten, dass ihr Betriebsgelände von Bibern befreit würde. Schließlich muss sie für die Sicherheit ihrer Gäste sorgen. Der Gedanke ans Erschießen lässt sie jedoch frösteln.
"Oh, wie schrecklich, dann behalten wir ihn lieber, wie gesagt, ein Miteinander mit dem Biber ist meines Erachtens möglich."
Bestände nur schwer über Abschussquoten zu regulieren
Der Biber zählt in Deutschland zu den beliebtesten Wildtieren und der NABU bezweifelt, dass es möglich ist, die Bestände über Abschussquoten zu regulieren.
"Die Experten sagen uns, dass es im Wesentlichen ein psychologischer Effekt ist. Natürlich, für den Geschädigten sieht das so aus, als wäre das Problem gelöst, wenn die Tiere getötet werden. Aber aufgrund der Bestandsdichten sind die Lücken, die dann künstlich freigeschossen werden, oft sehr schnell wieder geschlossen, dann fängt das Problem von vorne an."
Uli Heintz schätzt, dass in den saarländischen Fließgewässern etwa 600 Biber leben. Und die strengen Vegetarier, für die jede Streuobstwiese vom Apfel bis zu Baumrinde einen kulinarischen Leckerbissen darstellt, verursachen augenblicklich vergleichsweise wenige Konflikte mit den Bauern. In erster Linie hängt dies an der Agrarstruktur, die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche im Saarland ist Grünland.
"Die Grünlandnutzung ist wesentlich weniger problembelastet als es Ackerfrüchte sind wie Mais oder Hackfrüchte. Wir haben auch keine Haupterwerbsfischzuchtanlagen, die es in anderen Bundesländern gibt, also wir haben ein paar glückliche Umstände, die uns vor den Problemen, die üblicherweise auftreten, verschonen."
Konflikt mit Landwirten
Trotzdem rumort es bei den Landwirten. Sie sorgen sich um ihre Erträge. Hans Lauer, Hauptgeschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes.
"Wir merken, wenn der Biber seine Burgen baut, dass wir Überschwemmungen haben und sich die Landwirtschaft aus diesen Flächen zurückziehen muss. Jedes Jahr wird der Bach 1-2 Meter breiter aber innerhalb kürzester Zeit sind das 20, 30 sogar 40 Meter. Dann können bestimmte Bereiche nicht mehr bewirtschaftet werden. Der Konflikt entsteht schleichend und wird sich potenzieren, weil sich die Population der Biber immens ausdehnen wird."
20 Jahre nachdem der Biber vor dem Ausserben gerettet wurde, wird der Ruf lauter Biber nach dem Vorbild Bayerns wieder für den Abschuss frei zu geben.