Es wird stressig werden. Denn einen Scheintest, der zu lax ist und auch solche Banken als stabil bezeichnet, die – wie vorgekommen – wenig später staatliche Stütze benötigen – solch einen Fauxpas im Stresstest will sich die Europäische Zentralbank als Großbankenaufsicht nicht leisten. Vizepräsident Vitor Constancio weiß, was auf dem Spiel steht: “Wir werden den Ruf der EZB aufrechterhalten. Den können wir nicht gefährden. Alles wird offengelegt.“
So gelten auch Staatsanleihen im Besitz der Banken bei Bilanzprüfung Stresstest nicht mehr als heilige Kühe. Diese Anleihen, also Kredite an Staaten, müssen die Banken eigentlich nicht mit Eigenkapital unterlegen. Die Politiker, die das festgelegt haben, waren ja davon ausgegangen, dass Staaten nicht pleite gehen können, deren Anleihen also sicher sind.
Diese Auffassung wurde spätestens mit dem Schuldenschnitt in Griechenland ad absurdum geführt. Die EZB zieht nun daraus die Konsequenzen: Der größte Teil der Staatsanleihen im Bankensitz muss nicht zum Ausgabepreis von 100 Prozent bilanziert werden, sondern zum Kurswert. Der kann, wenn die Märkte die Bonität eines Landes bezweifeln, deutlich unter 100 Prozent liegen: Für eine mit Staatsanleihen vollgesogene Bank ein Problem. Allerdings kann der Kurs auch höher als 100 Prozent betragen, selbst wenn die Bonität des emittierenden Landes anrüchig ist, die Märkte aber auf Rettung etwa der Europartner hoffen. Welche Bank wie ihre Risiken beurteilt, ist nicht kaum standardisiert. Jede Bank hat ihre eigenen Bewertungsmodelle. Und die zu kontrollieren, sei unmöglich, meinte Constancio.
“Niemand kann im Zuge der Bilanzprüfung oder der anschließenden Stresstest alle bankinternen Risikobewertungsmodelle untersuchen. Eine Großbank hat Hunderte solcher Modelle. Die zu prüfen, ist in der verfügbaren Zeit nicht möglich.“
EZB will Bankangaben genau prüfen
Gleichwohl, so der EZB-Vizepräsident, werde die EZB die Angaben der Banken nicht einfach übernehmen. Und kompetentes Personal, das Bilanzprüfung und Stresstest für die Banken beurteilen könne, bekomme die Bankenaufsicht auch, versicherte Danièle Nouy. Da sei sie, sagte die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, recht optimistisch:
“I am quite optimistic on the fact that we’ll get the people on board.“
Das Eigenkapital der Banken spielt bei der Beurteilung durch die EZB eine wichtige Rolle. Banken, denen bei der Bilanzprüfung Eigenkapital fehlt, müssen ihr Kapital sofort stärken. Mehr Zeit bekommen die Institute, die den Stresstest nicht aushalten. Ein wenig mehr Zeit die, die das Basisszenario des Stresstests nicht aushalten.
Banken, die im sogenannten Negativszenario Kapitallöcher aufweisen, also zum Beispiel bei einem simulierten Einbruch der Wirtschaft, die bekommen Zeit zum Nachfüllen des Kapitalstocks. Wie viel, wurde heute nicht gesagt. Constancio sprach von einem "ausgedehnten Zeitraum". Die deutsche Bankenaufsicht Bafin ließ heute wissen, sie halte deutsche Banken für die anstehenden Prüfungen für gut gerüstet.