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Strittige Einkaufstour

Allen Financial Fairplay Regeln zum Trotz kauft sich der gerade wieder aufgestiegene AS Monaco mit den Millionen eines russischen Investors eine Top-Mannschaft zusammen. Die Konkurrenz droht mit Boykott.

Von Hans Woller |
    "Wir sind in der ersten Liga, wir sind in der ersten Liga", jubelten nach dem Wiederaufstieg am 11. Mai die Fans von AS Monaco, die bei Heimspielen im Fürstentum seit jeher maximal 10 000 sind und das Stadion im besten Fall zur Hälfte füllen.

    Ein Verein, der vor 18 Monaten noch am Ende der Tabelle der 2. Liga rangierte, bevor der russische Düngemittel-Magnat, Dimitri Ribolowlew, zwei Drittel des Clubs der Fürstenfamilie aufkaufte. Der 46-Jährige, der in Russland einst unter Mordverdacht stand und 11 Monate im Gefängnis saß, seiner Tochter schon mal für 80 Millionen ein Apartment in Manhattan kauft und über eine Kunstsammlung im Wert von 700 Millionen verfügen soll, gehört mit rund neun Milliarden Euro Vermögen zu den 100 reichsten Menschen der Welt.

    Nur wenige Tage nach dem Wiederaufstieg von AS Monaco begann er mit der Einkauftour am Mercato: 70 Millionen Euro für die beiden Jungstars des FC Porto, Mutinho und Rodriguez, 60 Millionen allein für den kolumbianischen Stürmerstar Falcao von Atletico Madrid, nebenbei wurde noch kurz der altgediente Abwehrrecke von Rea, Carvalho verpflichtet und die Liste wird noch länger - am Ende dürften maximal zwei Spieler aus der letzten Saison noch im Team bleiben, in dem dann kein einziger Franzose mehr spielt. Nabil Djelit, Journalist bei der Fachzeitschrift France Football:

    "Das ist ein kleines Erdbeben im französischen Fußball. Seit 1993 und dem Bosman-Urteil, gab es das bisher nur letztes Jahr bei Paris Saint Germain. Wenn man mir letztes Jahr gesagt hätte, ein Falcao wird in der ersten französischen Liga spielen - das ist schon ein Ding. Ich glaube, man macht sich das noch gar nicht klar – Frankreichs Fußballmeisterschaft nimmt eine andere Dimension an."

    Den Ex–Internationalen Robert Pires dagegen, der seit Jahren auch als Fernsehkommentator tätig ist, stört diese Entwicklung überhaupt nicht, im Gegenteil:

    "Ich sage: Danke Monaco und bravo, und sage diesem russischen Präsidenten Danke. Er bringt neue Spieler und damit ein wenig Farbe in das Ganze, ich glaube, das können wir in der 1. Liga gebrauchen."

    Doch gerade die Direktion dieser ersten Liga ist vom Auftreten des russischen Investors alles andere als begeistert, hat vor allem aber beschlossen, den Sonderfall Monaco ein für alle Mal zu regeln. Denn der Club unterliegt bislang nicht dem französischen Steuerrecht, womit alle nicht-französischen Spieler so gut wie keine Steuern bezahlen und man beim Ankauf internationaler Stars einen klaren Wettbewerbsvorteil hat.

    Für eine Nettolohnmasse von 30 Millionen z.B. müsste der Club Monaco 40 Millionen berappen, jeder andere Verein der französischen Liga aber 80. Also hat die französische Profiliga Ende März die auf Monaco gemünzte Bestimmung erlassen, dass ab Juni 2014 jeder Club seinen Firmensitz auf französischem Boden haben muss. Monaco ist dagegen vor den Staatsrat, das oberste französische Verwaltungsgericht, gezogen – Ende Juni wird eine Entscheidung erwartet. Zwischenzeitlich haben andere französische Clubs sogar mit Boykott gedroht, sollte Monaco der Bestimmung nicht nachkommen.
    Jean Marc Aulas, der Präsident des 3. Platzierten der letzten Saison, Olympique Lyon, macht seinem Unmut Luft:

    "Monaco kommt mit gigantischen Mitteln in die erste Liga. Ich muss sagen, ich bin überrascht, dass der Verein – und man wirft ihm das ja vor - in der gegenwärtigen politisch – ökonomischen Situation nur Leute rekrutiert, die von Steuerabkommen südamerikanischer Staaten mit Monaco profitieren und folglich keine Steuern zahlen. Ich hätte gerne gesehen, dass der Club in Frankreich einkauft und dass die Diskrepanz zwischen Monaco und den anderen französischen Clubs weniger groß ausfällt. Klar ist, sie werden auf jeden Fall über mehr Mittel verfügen als wir."

    Und reichlich übel gelaunt, ja richtiggehend polemisch reagierte der Präsident des Vizemeisters der letzten Saison, Olympique Marseille:

    "Wir können nur versuchen, nächstes Jahr unsere Position zu halten, in einer Lage, in der die Konkurrenz grösser wird mit der Ankunft dieses «ausländischen» Clubs. Das ist nun mal so. Wir werden versuchen, unter den Ersten zu bleiben und keine verrückten Einkäufe tätigen. Denn so oder so: finanziell können wir einfach nicht ankämpfen gegen die Russen aus Monaco oder gegen Paris Saint Germain."

    Die Russen aus Monaco und die Kataris aus Paris müssten im kommenden Jahr theoretisch aber Probleme mit dem Prinzip des "Financial Fair Play" der UEFA bekommen. Nur noch 45 Millionen Defizit sollen akzeptiert werden, das von Paris Saint Germain z.B. liegt aber bei rund 100 Millionen.
    Um dem zu kontern, hat QSI, Qatar Sport Investment letzten Herbst schon vorsorglich einen Sponsorenvertrag mit QTA, der Tourismus Agentur Katars abgeschlossen – für sage und schreibe 600 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren.

    Alles deutet auf einen Trick hin, denn angesichts der Struktur des Scheichtums ist es mehr als unwahrscheinlich, dass Quatar Sport Investment und die Tourismusagentur überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Genau so wenig glaubwürdig ist, dass das Image von Paris Saint Germain als Werbeträger für den Tourismus in Katar jährlich 150 Millionen Euro wert sein soll.
    Uefa Chef Platini, dessen Sohn Laurent seit Anfang 2012 ausgerechnet für Quatar Sport Investment arbeitet, meinte dazu jüngst nur launisch:

    "Man hatte den Vereinen vier Jahre gegeben, um sich den neuen Regeln anzupassen und ab nächstem Jahr werden die Clubs vor einer Kommission erscheinen und man wird sehen, ob sie sich dran gehalten haben oder nicht."

    Man darf gespannt sein, welchen Trick sich Oligarch Rybolowlew für sein Spielzeug AS Monaco einfallen lässt, um die Regeln des "Financial Fair Play" zu umgehen.