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Stromanbieter Teldafax in Schwierigkeiten

Das Unternehmen Teldafax mit Sitz im rheinischen Troisdorf bietet Elektrizität konkurrenzlos billig an, der Kundenstamm ist stetig gewachsen. Nun berichtet das "Handelsblatt", dass Teldafax in Schwierigkeiten stecke.

Von Theo Geers | 20.10.2010
    Da steht heute Vormittag Aussage gegen Aussage. Das "Handelsblatt" kommt heute mit dem Aufmacher auf Seite eins: "Stromfirma auf Abwegen" heißt es da und in der Unterzeile "Der größte konzernunabhängige Anbieter Teldafax steckt in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten" - Zitat Ende. Vorstände, so das "Handelsblatt", räumten unumwunden ein, Teldafax seit eineinhalb Jahren überschuldet. Ich habe vorhin mit Thomas Müller, dem Pressesprecher von Teldafax gesprochen und auf die Frage, ob Teldafax in Schwierigkeiten stecke, lautete die Antwort so:

    "Ich kann definitiv eine Insolvenz oder eine Insolvenzgefahr dementieren. Diese Informationen sind schlichtweg falsch. Und von daher kann ich nur sagen, dass unser Geschäftsmodell auf absolut sicheren Füßen steht, zumal ein strategischer und zudem internationaler Investor sich für uns nicht interessieren würde, wenn bei uns irgendwas im Argen wäre."

    Daraus kann man zweierlei heraushören: a) ein klares Dementi und b) die Ankündigung, dass Teldafax entweder komplett übernommen werden soll oder sich der ein nicht genannter internationaler Investor an dem Unternehmen beteiligt. Derzeit gehört Teldafax mehrheitlich, das heißt zu Zweidrittel, einer Investorengruppe aus der Schweiz um den Unternehmer Anton Stiffler und diese Anteile stehen, so ist in Branchenkreisen zu hören, offenbar zum Verkauf, Interessent soll ein Investor aus Russland sein. Teldafax spricht zudem von einer gesteuerten Kampagne, die diese Verhandlungen mit dem Investor torpedieren soll und der Vorstandschef des Unternehmens, Klaus Bath, hat heute Morgen angekündigt, gegen diejenigen Strafanzeige zu erstatten, die die Medien gezielt mit Falschinformationen versorgt hätten - müssen Stromkunden befürchten, ohne Elektrizität dazustehen? Nun - das müssen die 700.000 Kunden - 550.500 Strom- und 150.000 Gaskunden - erst mal nicht. Dazu muss man zunächst etwas zum Geschäftsmodell sagen: Teldafax arbeitet bei seinen preisgünstigsten Tarifen mit Vorauskasse, das heißt, ein Stromkunde schaut sich seinen letzten Jahresverbrauch an und kauft dann diese Strommenge - sagen wir 4000 Kilowattstunde für einen Durchschnittshaushalt - en bloc ein und zahlt per Vorauskasse. Das ist ein umstrittenes Geschäftsmodell. Aber wenn so ein Anbieter nicht mehr liefern sollte, dann würde in jedem Fall der örtliche Strom- und Gasversorger einspringen, die Lichter gingen also nicht aus und auch die Gasheizung würde weiter laufen. Natürlich habe ich auch Thomas Müller, den Sprecher von Teldafax, gefragt, ob die Strom- und Gaslieferungen jetzt bei Teldafax auf der Kippe stünden ...

    "Nein, definitiv nicht. Unsere Kunden und die Verbraucher, die zu uns wechslen werden, brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass bei uns was nicht stimmt. Wir sind weit weg von einer Insolvenz, so viel kann ich versichern, und bei uns droht auch keine Insolvenzgefahr. Wer einen billigen Versorger sucht, worauf sollte der achten, um ähnliche Probleme zu vermeiden?"

    Ich habe schon gesagt: Das Geschäftsmodell der Billiganbieter wie Teldafax ist umstritten. Das gilt vor allem für die Strom- und Gastarife, bei denen die Kunden per Vorauskasse zahlen, und zwar ihren gesamten Jahresverbrauch in einer Summe. Ein Beispiel: Bis 4000 Kilowattstunde hat der Kunde dann einen Fixpreis, es gibt aber auch nichts zurück, wenn man weniger Strom verbrauchen sollte. Und wenn man über die vorausbezahlte Menge kommt, dann wird es allerdings oft teuer, denn dann gilt der Billigtarif nicht mehr. Aber Verbraucherschützer warnen seit jeher aus einem anderen Grund vor diesen billigen Vorauskasse-Tarifen, etwa Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

    "Wir sagen gleichzeitig, dass insbesondere Vorauskasse-Tarife ein Risiko beinhalten, dass Risiko, das im Falle eines Falles eintreten würde, dass bei einer Insolvenz oder einem Konkurs das eingezahlte Geld weg ist und die Leistung noch nicht erbracht ist. Das ist das Risiko von Vorauskasse und deswegen haben wir den Verbrauchern immer dazu geraten, die Finger davon zu lassen."

    Das heißt, in billigen Strom- oder Gastarifen steckt aus Sicht der Verbraucherschützer das Restrisiko, dass das Geld weg ist und man dann die Ersatzlieferungen seines örtlichen Versorgers zusätzlich bezahlen müsste. Wohlgemerkt Konjunktiv! Teldafax ist ja nach eigenen Angaben nicht pleite. Verbraucherschützer sagen aber auch, dass so etwas die Strom- und Gaskunden nicht generell von Preisvergleichen und einem Wechsel des Versorgers abhalten sollte. Man muss sich halt nur die neuen preiswerteren Lieferanten genau anschauen.

    Audiobeitrag aus der Senung "Wirtschaft am Mittag" Teldafax dementiert Insolvenz