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Strompreise
Privathaushalte zahlen drauf

Zum 1. August ist die Reform der Ökostrom-Förderung in Kraft getreten. Ein Ziel der Großen Koalition: Die Strompreise für Haushalte zu dämpfen. Das scheint auch bitter nötig zu sein, wie jetzt aus neuen Zahlen hervorgeht, nach denen die gestiegenen Strompreise private Verbraucher deutlich stärker treffen als die Industrie.

Von Michael Braun |
    Die Reform des EEG sorgt für Diskussionen.
    Die Großindustrie kauft Strom an der Börse, wo sich die Preise halbiert haben, und ist zudem von der EEG-Umlage weitestgehend befreit. (dpa / picture-alliance / Julian Stratenschulte)
    Wahrscheinlich war es so gewollt: Die Energiewende zahlen die privaten Haushalte. Die haben die kräftigsten Preiserhöhungen für Strom zu verkraften. Ihre Strompreise sind von Sommer 2008 bis Sommer 2014 um 38 Prozent gestiegen. Für das eher mittelständische Gewerbe betrug der Anstieg rund 14 Prozent. Nur bei den energieintensiven Industrien sanken die Preise - um ein Prozent. Das kam nun durch eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen heraus.
    Ein schlechtes Gewissen haben die energieintensiven Industriezweige deswegen nicht. Ihr Maßstab ist nicht, was der hiesige Verbraucher zahlen muss, sondern die Kosten der Konkurrenten. Und da stellt etwa die Chemieindustrie fest, die deutschen Strompreise seien in Deutschland die höchsten in Europa. Zudem seien sie doppelt so hoch wie in Amerika.
    "Bei energieintensiver Produktion haben amerikanische Firmen unbestritten einen Kostenvorteil,"
    sagt Karl-Ludwig Kley, der Präsident des Chemieverbandes VCI. Die Großindustrie kauft Strom an der Börse, wo sich die Preise halbiert haben, und ist zudem von der EEG-Umlage weitestgehend befreit.
    Diesen Vorteil genießen Mittelständler in weitaus geringerem Umfang. Deshalb stiegen bei ihnen die Preise um rund 14 Prozent. Und auch wenn die Energiekosten nicht alles seien: Höhere Preise seien schon spürbar, sagt Jörg Zeuner, der Chefvolkswirt der KfW:
    "80 Prozent des Mittelstandes hat weniger als zehn Prozent Energiekosten. Allerdings hat der Mittelstand auch eine im Vergleich zu den großen Unternehmen geringere Profitabilität mit einer Rendite von etwa sechs Prozent. Und hier müssen Sie genau die beiden Größen vergleichen, die Energiekosten und die Profitabilität. Und dann gibt es schon einige Mittelständler, für die das schon ein Thema ist, wenn die Energiekosten steigen."
    Regional tätige Dienstleister, so Zeuner, könnten und zumindest wer im internationalen Wettbewerb stehe, könne höhere Energiekosten nicht immer weitergeben. "Das geht auf Rendite und Investitionen."
    Deshalb schimpfen Mittelständler auch über die Art und Weise, wie die Energiewende in Deutschland gemanagt werde. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz fördere bestimmte Technologien, die CO2-senkende Wirkung des Emissionshandels werde dabei ausgeschaltet. Die Kosten blieben bei den Firmen, sagt Albrecht von der Hagen, Hauptgeschäftsführer des Verbands §Die Familienunternehmer":
    „Wir hören von ganz vielen Mitgliedern, die sagen: Über diese Energiekostenentwicklung werden alle Vorteile, die es aus der Agenda 2010 vor zehn Jahren gegeben hat, alles wird aufgezehrt und ist nicht mehr da. Wir fallen im internationalen Wettbewerb spürbar zurück. Und deshalb wird es zu einem gravierenden Thema für all die Unternehmen, die eben nicht diese Ausnahmen der großen Stromverbraucher haben."
    Die jüngste EEG-Reform, die etwa Förderhöhen und Fördermengen gedeckelt hatte, bringe zu wenig. Die Kostenwelle ebbe nicht ab.