Archiv


Stromrechnung senken

Wer wenig Geld hat, der ist froh über jeden Euro, den er sparen kann. Eine Möglichkeit ist hier die Stromrechnung zu verringern. Familien, die wenig Geld haben, bekommen eine Energiesparberatung oft kostenlos. In Dortmund beispielsweise bietet die Caritas diesen Service an.

Von Ilka Platzek | 08.03.2010
    Die Dortmunder Caritas hat für die 56 Energiesparberater Computerarbeitsplätze und ein kleines Warenlager eingerichtet. Dort vereinbaren Schwerbehinderte mit den Kunden Termine oder geben Soforthilfepakete aus. Mitarbeiter ohne Handicaps machen die Hausbesuche. Alle waren Langzeitarbeitslose und sind für diesen Job qualifiziert worden. Caritas-Projektleiterin Barbara Skindziel:

    "Dortmund ist von 80 Projekten in ganz Deutschland das größte Projekt und wir werden gefördert durch die Stadt Dortmund - Sozialdezernat, Umweltdezernat - die ARGE ... und die Energieagentur Deutschland. Wir haben im vergangenen Jahr 1800 Haushalte abgerechnet und im Schnitt haben die Haushalte 125 Euro eingespart..."
    ...manche sogar 200 oder 300 Euro. Pasqual Barczyk arbeitet seit einem halben Jahr als Energiesparberater. In dieser Zeit hat der gelernte IT-Systemelektroniker schon einige ungewöhnliche Stromfresser gefunden. Zum Beispiel die teure Festbeleuchtung für’s Reptilien-Terrarium oder das Strom fressende Wasserbett:

    "Da lief die Heizung für das Wasserbett den ganzen Tag durch und die Heizleistung war erstaunlich ... und die muss ja tagsüber nicht unbedingt laufen. Da kann man mit einer Zeitschaltuhr ganz wunderbar arbeiten."

    Mal ist es die Spielleidenschaft am Computer, die mit zwei bis drei Euro täglich zu Buche schlägt, mal die falsch eingestellte Tiefkühltruhe. Auch Geräte im Stand-by-Betrieb, Deckenfluter und Großbild-Fernseher treiben den Energieverbrauch in die Höhe, sagt Barczyk. Heute besucht er mit einem Kollegen zum zweiten Mal Ralf Diel. Der Hartz-IV-Empfänger lebt in einer bescheiden eingerichteten 42 Quadratmeter kleinen Wohnung und muss unbedingt Strom sparen, denn:

    "Ich hab’ die Abrechnung von der DEW bekommen und musste 370 Euro nachzahlen..."

    Eine Horrorsumme, die er jetzt in kleinen Raten bei den Stadtwerken abstottern muss. Damit das nicht noch einmal passiert, hat er sich die Energiesparberater der Caritas ins Haus bestellt:

    "Dann waren die hier und haben sich alles angeguckt und auch Strommessungen durchgeführt."

    Die Übeltäter waren schnell gefunden: Ein betagter Kühlschrank, der dreimal so viel Energie verbraucht wie ein Neuer. Ein alter Warmwasserboiler und die Elektro-Heizung, die der Arbeitslose notgedrungen benutzt hat, als die Zentralheizung ausgefallen war. Ralf Diel kennt seine Stromfresser und ist machtlos, denn...

    "...der Vermieter meinte, er würde da nichts dazu tun, weil: Hab ich natürlich versucht, dass er bei der Stromrechnung was zuzahlt. - Hat er 'Nö' gesagt. Genau wie bei dem Warmwasserboiler, da hab ich ihn auch schon drauf angehauen, meinte er so: Ja, funktioniert doch noch."

    Einen neuen Kühlschrank kann Diel sich auch nicht leisten. Der Mann ist frustriert – und hofft auf die Stromsparhelfer. Pascal Barzcyk und Bastian Bott haben eine detaillierte Verbrauchsanalyse mitgebracht. Während Bott im Hintergrund Zählerstände abliest und Birnen austauscht, übernimmt Barzcyk das Reden. Zunächst erklärt er das Stromspar-Starterpaket, das Diel kostenlos erhält:

    "Da sind ein paar Energiesparlampen und abschaltbare Steckerleisten drin, mit diesen Mitteln liegt ihr Energiesparpotenzial bei 645 Kilowattstunden, was etwa 135 Euro im Jahr ausmachen dürfte. Vorausgesetzt, die Strompreise erhöhen sich nicht wesentlich."

    Im Beratungsgespräch warnt er davor, Fernseher, Computer andere Geräte im Stand-by-Betrieb laufen zu lassen. Außerdem rät er seinem Kunden, den Stromtarif zu wechseln:

    "...da sparen sie 70 Euro bei gleichem Stromverbrauch."

    Ralf Diel freut sich über die Mitbringsel und plant bereits, seinen Stromtarif zu wechseln. Die Männer trinken noch zusammen Kaffee, danach verabschieden sich die Stromsparhelfer. Der nächste Kunde wartet bereits. Die kostenlose Energiesparberatung dürfen alle so genannten Hilfebezieher in Anspruch nehmen. Also: Hartz-IV - und Sozialhilfeempfänger, Senioren mit kleiner Rente und Aufstocker.

    Weitere Informationen über die Aktion und die teilnehmenden Städte finden Sie unter www.stromspar-check.de