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Strukturreform
Radikalumbau beim ADAC

Der Automobilclub ADAC gibt sich eine neue Struktur: Künftig sollen die Vereinsaktivitäten streng von den Wirtschaftsaktivitäten getrennt sein, diese werden in eine Aktiengesellschaft ausgelagert. Der Verein reagiert damit auf die Vertrauenskrise, die durch Manipulationen und Interessenkonflikte ausgelöst wurde.

    Ein ADAC-Mitarbeiter liegt unter einem Fahrzeug, links im Bild sein ADAC-Pannenhilfewagen
    Der Verein ADAC konzentriert sich künftig auf sein Kerngeschäft: Pannenhilfe auf der Straße (dpa/picture alliance/Julian Stratenschulte)
    Eine außerordentliche Hauptversammlung billigte in München eine umfassende Strukturreform unter dem programmatischen Titel "Reform für Vertrauen". Europas größter Automobilclub mit knapp 19 Millionen Mitgliedern will weiter Verein bleiben, der Pannenhilfe und andere Serviceleistungen bietet - um dies sicherzustellen, werden wirtschaftliche Aktivitäten, der Verkauf von Versicherungen oder Reiseführern in eine neu zu gründende Aktiengesellschaft überführt.
    Künftig soll der ADAC auf drei Säulen stehen.
    • Der Verein: Der eingetragene Verein ADAC soll sich künftig auf das beschränken, was ohnehin die meisten Bürger mit dem Kürzel verbinden: Vor allem sind dies Pannenhilfe und Motorsport. Finanziert wird dies aus den Mitgliedsbeiträgen. An den Mitgliedschaften und ihren Leistungen soll sich nichts ändern - diese werden auch heute schon über eine Versicherung abgewickelt. In Zukunft sollen aber Interessenkonflikte verhindert werden: So geriet der ADAC in die Kritik, weil er Fährverbindungen testete - obwohl er gleichzeitig für bestimmte Verbindungen Tickets verkaufte. Einen Fährtest wird es daher künftig ebenso wenig geben wie Tests von Batterien oder Schneeketten. Auch die Pannenstatistik wird eingestellt.
    • Die Aktiengesellschaft: Bislang liefen sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten über den Verein. Die ehrenamtlichen Vertreter der Regionalclubs konnten daher Einfluss nehmen auf Autovermietungen, Autokredite oder Schutzbriefversicherungen. Wegen der vielen Wirtschaftsaktivitäten drohte der Verein seinen Vereinsstatus und damit seine Steuervergünstigungen zu verlieren - das Finanzamt München prüft seit Monaten, ob es sich nicht längst um einen Wirtschaftskonzern handelt. Daher werden die Geschäfte nun in eine personell unabhängige Aktiengesellschaft überführt. Über eine Holding wird der eingetragene Verein 74,9 Prozent an der AG halten, 25,1 Prozent und damit eine Sperrminorität gehen an die neue ADAC-Stiftung, an die auch die Gewinnen der AG fließen.
    • Die Stiftung: Hier bündelt der ADAC seine gemeinnützigen Ausgaben, beispielsweise werden Forschungsprojekte im Bereich Mobilität und Motorsport finanziert, oder Unfallopfer unterstützt.
    Ein "ADAC Postbus" fährt durch Leipzig.
    Auch am Geschäft mit Fernbussen hatte sich der ADAC beteiligt - inzwischen hat er sich daraus aber zurückgezogen. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)

    Künftig will der ADAC seine Mitglieder auch stärker einbinden, bevor er politische Positionen vertritt. Bislang hatte der Automobilclub beispielsweise lautstark gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gewettert, obwohl das Meinungsbild unter den Mitgliedern deutlich differenzierter war. Mit dem Umbau reagiert der ADAC auf eine schwere Vertrauenskrise, die durch Enthüllungen über Manipulationen beim Autopreis "Gelben Engel" ausgelöst worden war. Hier hatte der damalige Chefredakteur des ADAC-Mitgliedermagazins "Motorwelt" und Leiter der Kommunikationsabteilung des Automobilclubs, Michael Ramstetter, jahrelang die Zahl der abgegebenen Stimmen massiv übertrieben und auch die Rangfolge eigenmächtig verändert. In der Folge kamen weitere Interessenskonflikte wie etwa beim Verkauf von Fährtickets ans Licht.
    Umsetzen soll diese Pläne unter anderem der frisch gewählte Präsident August Markl. Seit über vier Jahrzehnten ist der 66-jährige Münchner Arzt im ADAC und war zunächst kommissarisch an die Spitze gerückt. "Wenn man so lange in einem Verein tätig ist wie ich, ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung", sagte er.
    (swe/pb)