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Studentenentführung in Mexiko
Polizisten stehen unter Verdacht

Im Süden Mexikos wurde am Wochenende ein Massengrab entdeckt, darin zerstückelte und mit Brandwunden übersäte Leichen. Unter den Toten könnten auch diejenigen Studenten sein, die von der Polizei in Iguala nach Protesten festgenommen worden waren und dann als vermisst galten. Neue Hinweise legen nun nahe, dass die Sicherheitskräfte im Auftrag einer Drogenbande die Studenten ermordeten.

Von Martin Polansky |
    Untersuchungen am Fundort des Massengrabs in der Iguala im Bundesstaat Guerrero
    Untersuchungen am Fundort des Massengrabs in der Iguala im Bundesstaat Guerrero (dpa / picture alliance / Jan WoitasJose Mendez)
    Es sind Nachrichten des Horrors, die Mexiko schockieren. Dass 43 Studenten nach einem brutalen Polizeieinsatz einfach verschollen sind, wirkte schon ziemlich unfassbar. Aber die Nachricht, dass am Wochenende in der Gegend ein Massengrab entdeckt wurde, entsetzt das Land erst recht. Denn inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass die Studenten ermordet und verscharrt wurden. Der zuständige Staatsanwalt Inaky Blanco:
    "Die Ermittler haben inzwischen 28 Leichname in verschiedenen Gruben gefunden. Einige Menschen wurden zerstückelt, andere zeigen Brandspuren. Sie wurden mit Benzin oder Diesel übergossen."
    Die Identität der Toten soll nun von Spezialisten geklärt werden. Das könne wegen des Zustandes der Leichen 15 Tage und mehr dauern, so die Behörden.
    Zwei Angehörige der Drogenbande "Guerreros Unidos" sollen inzwischen aber die Ermordung von 17 Studenten gestanden haben.
    Das Geschehen zeichnet sich nun so ab: Studenten hatten vor gut einer Woche in der Stadt Iguala protestiert und einige Busse gekapert. Örtliche Polizisten eröffneten das Feuer, auch Unbekannte in Zivil sollen geschossen haben. Insgesamt wurden dabei sechs Menschen getötet. Anschließend setzte die Polizei Studenten fest, 43 galten seitdem als verschollen.
    Der Anführer der "Guerreros Unidos" soll dann angeordnet haben, die festgesetzten Studenten zu töten. Die Polizei in der Stadt Iguala gilt als eng verflochten mit dem organisierten Drogenverbrechen. 22 Beamte wurden festgenommen, der Bürgermeister der Stadt ist untergetaucht.
    Mexikanische Polizisten sind auf dem Weg, dass in Iguala gefundene Massengrab zu untersuchen.
    Mexikanische Polizisten sind auf dem Weg, dass in Iguala gefundene Massengrab zu untersuchen. (dpa / picture-alliance / Str)
    Enge Verquickung zwischen Sicherheitskräften und organisiertem Verbrechen
    Die Angehörigen der Studenten fordern Aufklärung. Am Wochenende kam es zu Protestaktionen, bei der junge Leute eine Autobahn blockierten. Iguala liegt im Bundesstaat Guerrero, der als Drehscheibe des Drogenverbrechens gilt.
    Mexikos Regierung ist seit dem Amtsantritt von Präsident Enrique Peña Nieto vor knapp zwei Jahren darum bemüht, das wuchernde Gewaltthema aus den Schlagzeilen zu bekommen. Mit Wirtschaftsreformen sollte das Image eines aufstrebenden Zukunftslandes gezeichnet werden. Aber der Horror um die Studenten gibt einen Blick frei auf die Zustände hinter der Fassade.
    Amnesty International beklagte erst kürzlich in einem Bericht systematische Polizeigewalt. Festgenommene würden bei Verhören zum Teil gefoltert und bedroht. Regierung und Behörden versprächen zwar meist Aufklärung. Menschenrechtsverletzungen würden in Mexiko aber kaum geahndet, es herrsche weitgehende Straflosigkeit.
    Der Fall jetzt macht die engen Verflechtungen zwischen Teilen der Sicherheitskräfte und dem organisierten Verbrechen deutlich. Das mutmaßliche Schicksal der Studenten von Iguala ist aber selbst in Mexiko beispiellos.