Vergütungsanreize reichten nicht aus, um mehr Mediziner in ländliche und strukturschwache Regionen zu locken, heißt es in einem noch unveröffentlichten Gutachten des Gesundheitsforschungsinstituts Iges, aus dem die "Rheinische Post" zitiert.
Laut dem Gutachten herrsche in Sachsen-Anhalt nach wie vor eine Unterversorgung, obwohl die Umsätze von Hausärzten dort 14 Prozent über dem Bundesdurchschnitt lägen, hieß es. Die Umsätze von Fachärzten seien sogar 20 Prozent höher. In Berlin hingegen liege der Umsatz von Hausärzten elf Prozent unter dem Bundesschnitt, von Fachärzten sei er sogar 26 Prozent niedriger. Dennoch gelte die Hauptstadt als überversorgt.
Das Iges–Institut (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung) wurde 1980 von Mitarbeitern der Technischen Universität Berlin gegründet. Nach eigenen Angaben hat es seitdem mehr als 1.200 Projekte für mehr als 100 Auftraggeber durchgeführt.
"Landärztegesetz" von 2012 ändert wenig
Der vor knapp zwei Wochen erschienene "Faktencheck Gesundheit" der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung hatte ergeben, dass sich in ländlichen Regionen Deutschlands deutlich mehr Patienten einen Arzt teilen als in Städten. Auch das sogenannte Landärztegesetz von 2012, mit dem vor allem der Ärztemangel in dünn besiedelten Gebieten bekämpft werden sollte, ändere wenig an der ungleichen Verteilung von Haus- und Fachärzten in Stadt und Land.
Auch die Kassenärzte selbst schlagen Alarm: In den nächsten fünf Jahren werde jeder fünfte Haus- und Facharzt seine Praxis aufgeben. Im neuen Ärztemonitor fordern sie unter anderem Entlastungen bei der Bürokratie.
Gröhe arbeitet an neuem Gesetzentwurf
Mit dem vor zwei Jahren unter dem damaligen Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) in Kraft getretenen Versorgungsstrukturgesetz wurde die Bedarfsplanung neu geregelt. Die Verteilung der Hausärzte sollte damit stärker lokal und regional gesteuert werden. Auch mehrere tausend neue Hausarzt-Zulassungen sollten vergeben werden.
Bahrs Amtsnachfolger Hermann Gröhe (CDU) kündigte jüngst weitere Maßnahmen gegen den Ärztemangel auf dem Land an. Der "drohenden Unterversorgung" könnte zum Beispiel durch medizinische Versorgungszentren begegnet werden, "im Bedarfsfall auch in Trägerschaft einer Kommune". Ein Gesetzentwurf dazu soll in diesem Jahr entstehen.
(bor/stfr)