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Studie COH-FIT der Charité
Frauen und junge Menschen leiden besonders unter der Pandemie

„Stress, Einsamkeit und Wut haben bei ungefähr einem Drittel der Befragten deutlich zugenommen“, sagte Christoph Correl, Leiter der internationalen Studie COH-FIT mit Teilnehmern aus 150 Ländern. Frauen und junge Menschen litten deutlich stärker unter den Auswirkungen von COVID-19.

Christoph Correl im Gespräch mit Arndt Reuning |
Zwei junge Frauen stehen in Berlin vor einem Bekleidungsgeschaeft Schlange mit Abstand zueinander und mit Masken gegen das neuartige Coronavirus.
Die Pandemie hat das Leben vieler Menschen komplett umgekrempelt - viele Jugendliche haben auch mit Einsamkeit zu kämpfen (Wolfram Steinberg/dpa)
2020 war das Jahr, welches das Leben vieler Menschen umgekrempelt hat - in bisher nicht gekanntem Ausmaß mit teils enormen Belastungen. Die von der Charité groß angelegte, internationale Studie COH-FIT mit derzeit 115.000 Teilnehmern aus 150 Ländern möchte herausfinden, wie es in dieser Zeit um das körperliche und psychische Wohlbefinden der Menschen bestellt ist. Mithilfe eines Online-Fragebogens sollen diese Auswirkungen der Pandemie erfasst werden.
Christoph Correl ist Leiter der COH-FIT-Studie. Er arbeitet als Professor an der Berliner Charité und an der Zucker School of Medicine in New York.

Arndt Reuning: Zeichnet sich am Ende des ersten Pandemie-Jahres ein Bild ab, wie die Menschen diese Zeit empfunden haben?
Christoph Correll: Ja, wir haben da erste Subanalysen schon mal gefahren, sowohl länderspezifisch als auch allgemein. Im Moment haben wir 115.000 Menschen, die schon teilgenommen haben aus 150 Ländern – als wir die Analysen gefahren haben, waren es vielleicht noch um die 100.000. Und haben gesehen, dass Stress, Einsamkeit und Wut bei ungefähr ein Drittel der Befragten deutlich zugenommen haben. Interessanterweise bei allen drei Dimensionen Frauen mehr als Männer – ob die jetzt ehrlicher sind oder wirklich unter mehr Stress auch stehen, ist eine Frage, aber man sieht von schon publizierten Daten, dass eigentlich Frauen stärker betroffen sind von der Pandemie. Wir haben in Subanalysen zeigen können, dass es insbesondere die Frauen sind, die Multitasking machen, die also zu Hause sind, Kinder im Homeschooling haben, gleichzeitig den Haushalt schmeißen und dazu dann noch im Homeoffice arbeiten. Also das scheint eine besonders starke Einschränkung zu sein.

Jüngere sind stärker betroffen von Wut, Einsamkeit und Stress

Reuning: Wie sieht das denn aus mit dem Alter, sind besonders junge Menschen besonders stark betroffen oder ältere?
Correll: Ja, das ist auch sehr interessant. Es zeigt sich insgesamt, dass wohl jüngere Menschen stärker betroffen sind von der Wut, Einsamkeit und dem Stress als mittelalte und ältere Menschen, weil die vielleicht auch stärker beeinträchtigt sind davon, nicht so viele Interaktionen mit anderen Menschen zu haben, die ihnen vielleicht wichtiger sind. Es gibt natürlich auch bei den älteren Menschen wieder eine Subgruppe, denen es nicht so gut geht, aber insgesamt sind sie die Einsamkeit auch ein kleines bisschen mehr gewohnt.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Reuning: Wenn es nun darum geht, Stress, Einsamkeit und Wut zu bewältigen, gibt es denn da bestimmte Schutzfaktoren, die Menschen befähigen, mit solchen Situation zurechtzukommen?
Correll: Ja, das war auch für uns eine sehr wichtige Frage. Und hier hat sich zeigen können, dass verschiedene Faktoren sehr hilfreich zu sein scheinen, in über 60 Prozent der Befragten hilfreich. Zum einen ist das persönlicher Kontakt, auch wenn es eben verschmälerter ist, ob das jetzt direkt ist oder auch übers Internet. Gleich hoch praktisch körperliche Bewegung, spazieren gehen. Drittens dann auch noch, wenn Menschen es schaffen zu arbeiten, Struktur zu erhalten – ob das jetzt von zu Hause ist, im Homeoffice, oder auch wieder, wenn man arbeiten darf im eigenen Office –, das scheint alles sehr relevant für Menschen zu sein, um mit diesen Anforderungen der COVID-19-Pandemie und den Einschränkungen umzugehen.
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Akzeptanz der Regierungsaktionen in Deutschland recht hoch

Reuning: Wenn wir über Wut sprechen, dann müssen wir daran denken, dass sich die Wut ja teilweise auch Bahn gebrochen hat in der Ablehnung der gegenwärtigen Corona-Politik. Wie sieht es da bei Ihnen aus, konnten Sie das ermitteln, wie stehen die Menschen zur Politik in den jeweiligen Ländern?
Correll: Wir haben zeigen können bisher, dass in Großbritannien die Akzeptanz der Regierungsaktionen am geringsten war, 18 Prozent der Befragten haben das als positiv einschätzen können. Dann gibt es viele Länder, die so um die 30 bis 40 Prozent liegen, da gehören Italien, Spanien, Frankreich zu, aber auch die Türkei, einige südamerikanische Länder. Die am besten abschneidenden Länder sind wirklich Deutschland mit ungefähr über 60 Prozent und Australien und Dänemark mit fast 70 Prozent, wo anscheinend eben die Maßnahmen relativ positive Effekte nach sich gezogen haben und insgesamt die Pandemie auch sich nicht so ausgebreitet hat – zumindest in der ersten Welle. Diese Ergebnisse, die wir jetzt gerade besprechen, haben noch nicht das Zentrum jetzt dieser zweiten Welle praktisch miteinbezogen, das würden wir uns dann noch später anschauen müssen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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