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Studie der Allbright-Stiftung
Vorstände bleiben Männerdomäne

In Sachen Gleichberechtigung steht Deutschland vergleichsweise schlecht da: Selbst Länder ohne Frauenquote haben zum Teil mehr weiblich Vorstände aufzuweisen. Doch statt sich besonders zu engagieren, geben manche deutsche Unternehmen weiter ein Ziel von null Prozent Frauen in der Chefetage aus.

Von Claudia van Laak |
    Beine und Füße einer Geschäftsfrau zwischen Beinen und Füßen von Geschäftsmännern.
    70 Prozent der börsennotierten Unternehmen haben keine einzige Frau im Vorstand. (imago stock&people)
    Allen Beteuerungen zum Trotz: Die Vorstände der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland bleiben weiterhin fest in Männerhand. Unter dem Titel "Die Macht der Monokultur" hat die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung heute eine entsprechende Studie vorgelegt.
    Geschäftsführerin Wiebke Ankersen: "Also, das sind 110 dieser 160 Unternehmen, die keine einzige Frau im Vorstand haben. So ist die Lage. Das sind 70 Prozent aller Unternehmen, und das ist schon recht spektakulär, und damit steht Deutschland auch alleine da."
    Auch in Ländern ohne Quote häufig mehr Frauen in Vorständen
    In vielen anderen Ländern sind rein männerdominierte Vorstände unüblich - selbst, wenn das Gesetz keine Quote vorschreibt. Beispiele hier: die USA und Schweden. Andersen appelliert an die Unternehmen: "Die Unternehmen haben ja ein genuines Interesse daran, die Besten zu befördern und die Besten auf die Entscheidungsposition zu setzen. Bei der Verteilung, die wir jetzt sehen, kann das nicht der Fall sein."
    In zwei von 170 Konzernen ist das Verhältnis ausgewogen
    Um mehr öffentlichen Druck auszuüben, hat die Allbright-Stiftung weiße, graue und schwarze Listen veröffentlicht. Die weiße Liste ist kurz - Lob erhalten nur zwei börsennotierte Unternehmen - die Medigene AG und die Aareal Bank - in ihren Vorständen ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen.
    In den Vorständen der großen deutschen Industriekonzerne ist der Frauenmangel offensichtlich - ThyssenKrupp, Bayer oder Heidelberg Cement - hier sind die Männer unter sich, sie landen auf der schwarzen Liste. Und dann gibt es noch die doppelt schwarze Liste - im Vorstand und im Aufsichtsrat sind die Männer vollständig unter sich - Beispiel: der Autovermieter Sixt.
    Zielgröße: Null
    Vor drei Jahren ist das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen in Kraft getreten, es sieht eine 30-Prozent-Quote in Aufsichtsräten - nicht in Vorständen - von 100 deutschen Unternehmen vor. Außerdem müssen sich börsennotierte Unternehmen eigene Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils geben und diese in ihren Geschäftsberichten veröffentlichen.
    Im Geschäftsbericht der TLG Immobilien AG heißt es zum Beispiel: "Für den Vorstand der TLG Immobilien AG liegt die Mindestzielgröße für den Frauenanteil bei Null. Diese Zielgrößen sollen bis zum 30.Juni 2022 nicht unterschritten werden."
    "Hier könnt ihr im Grunde nichts werden"
    Mit dem selbst gesetzten Ziel, auch künftig keine einzige Frau in den Vorstand zu berufen, sendeten die Unternehmen gleich drei fatale Signale aus, sagt die Geschäftsführerin der Allbright-Stiftung, Wiebke Ankersen.
    "An die Frauen im eigenen Unternehmen, nämlich: 'Bei uns sehen wir Euch in den nächsten Jahren nicht in dieser Position, hier könnt Ihr im Grunde nichts werden.' An externe Topmanagerinnen, die vielleicht interessiert wären, in dieses Unternehmen zu kommen, das klare Signal: 'Ihr seid hier nicht willkommen, wir streben null Prozent an.' Und dann an die Öffentlichkeit natürlich auch."
    Auch vermeintlich moderne Arbeitgeber hinken hinterher
    Bemerkenswert: nicht nur traditionelle deutsche Industrieunternehmen bleiben männerdominiert, auch vermeintlich hippe und moderne Arbeitgeber aus der IT-Branche setzen nicht auf Frauen in Führungspositionen: Rocket Internet und Zalando landen auf der schwarzen Liste, Rocket Internet sogar auf der doppelt schwarzen - keine Frau im Vorstand, keine im Aufsichtsrat.