Das Fazit der Studie mit dem Titel "Audiovisuelle Diversität? - Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen" lautet: Frauen sind im deutschen Film und Fernsehen deutlich unterrepräsentiert.
Die beiden Forscherinnen Elizabeth Prommer und Christine Linke stellen fest, dass über alle Fernsehprogramme hinweg nur eine weibliche Darstellerin auf zwei männliche Darsteller kommt. Hier bilden lediglich Telenovelas und Daily Soaps eine Ausnahme, in denen die tatsächliche Geschlechterverteilung in Deutschland repräsentativ dargestellt wird. Bei den Fernsehvollprogrammen dagegen kommt demnach ein Drittel der Programme ganz ohne Protagonistinnen aus. Wenn Frauen gezeigt würden, dann kämen sie häufiger im Kontext von Beziehung und Partnerschaft vor, hieß es weiter.
Die Rostocker Forscherinnen konstatieren auch eine Alterslücke: So würden vor allem junge Frauen in Film und Fernsehen dargestellt. Bis zu einem Alter von Mitte 30 kämen Frauen und Männer etwa gleich oft vor, hieß es. Aber ab Mitte 30 kämen auf eine Frau zwei Männer, ab 50 Jahren sogar drei Männer. Diese Entwicklung betreffe alle Sender über alle Formate und Genres hinweg. Gleiches gelte für den Kinofilm.
Auch bei den Moderatoren, Sprechern, Experten und anderen Akteuren würden Männer auf den Bildschirmen dominieren, betonten die Forscherinnen weiter. Im non-fiktionalen Bereich seien 80 Prozent der Hauptakteure männlich. In der Publizistik stünden 79 Prozent männliche Experten nur 21 Prozent Expertinnen gegenüber. Im non-fiktionalen Bereich liege das Verhältnis bei 69 zu 31 Prozent. In der Publizistik gebe es zudem 72 Prozent Sprecher und nur 28 Prozent Sprecherinnen, in der non-fiktionalen Unterhaltung seien es sogar 96 Prozent Männer.
Die Studie basiert den Angaben zufolge auf repräsentativen Stichproben aus dem Jahr 2016. So seien zwei Wochen lang 25 Programme mit insgesamt mehr als 17.000 Protagonisten sowie alle deutschen Kinofilme und Filme mit deutscher Beteiligung analysiert worden. Untersucht wurden demnach alle Formate von Filmen über Unterhaltung bis zu Nachrichten und Informationsprogrammen.
Angestoßen hatte die Studie die Schauspielerin Maria Furtwängler: "Es ist wichtig zu verstehen, welches Geschlechterbild mit der enormen Wirkungsmacht des Fernsehens und Kinos transportiert wird", sagte sie und verwies darauf, dass man bislang fehlende Diversität nur gefühlt habe, "jetzt haben wir Fakten".
Hören Sie heute ab 17.35 Uhr ein Interview mit Maria Furtwängler in der Deutschlandunk-Sendung "Kultur heute".