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Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Homosexuelle Männer verdienen weniger

Ungleiche Bezahlung für gleiche Leistung betrifft offenbar nicht nur Frauen: Auch homo- und bisexuelle Männer werden schlechter bezahlt als heterosexuelle Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Von Anja Nehls |
    Ein schwules Paar steht mit ineinander verschränkten Händen auf einer Brücke
    Homosexuelle Männer werden in Deutschland einer Studie zufolge schlechter bezahlt als heterosexuelle. (imago/Westend61)
    Homosexuelle oder bisexuelle Männer verdienen im Durchschnitt knapp zwei Euro weniger pro Stunde als heterosexuelle Männer. Das ergibt einen von der sexuellen Orientierung abhängigen Verdienstunterschied von zwölf Prozent, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW herausgefunden Und das, obwohl Lesben und Schwule im Durchschnitt sogar häufiger Abitur oder Fachabitur haben und demzufolge eigentlich mehr statt weniger verdienen müssten als Heterosexuelle, meint Martin Kroh der Autor der Studie:
    "Die Lesben und Schwulen haben tendenziell eine höhere Schulbildung und sind eben im Beruf häufiger angestellt, seltener Arbeiter, was eigentlich mit höheren Stundenlöhnen assoziiert ist. und wenn man das berücksichtigt fällt die Differenz eigentlich sogar noch höher aus in dieser Betrachtung.
    Höhere Schulbildung, andere Berufswahl
    18 Euro verdient im Durchschnitt ein heterosexueller Mann, 16,40 Euro ein homosexueller. Bei Frauen sieht die Sache ein wenig anders aus. Frauen verdienen zwar generell weniger als Männer – ganz unabhängig von der sexuellen Orientierung - aber lesbische Frauen verdienen im Durchschnitt mehr als heterosexuelle Frauen. Woran das liegt, kann man der Studie allerdings nicht entnehmen. Genau wie für die Männer gilt aber auch für die Frauen: Sie haben eine höhere Schulbildung und wählen andere Berufe als heterosexuelle.
    "Im produzierenden Gewerbe etwas weniger, dafür finden wir einen leicht höheren Wert für den Bereich Gesundheit, Erziehung, Soziales."
    Auffällig ist außerdem, dass der Anteil der Beamten bei homo- und bisexuellen Männern wie Frauen mit zwei Prozent, gegenüber sechs Prozent bei den heterosexuellen, besonders gering ist.
    Dafür sind Zweidrittel aller gleichgeschlechtlichen Paare Doppelverdiener, bei gemischtgeschlechtlichen gibt es gerade mal 50 Prozent Doppelverdienerhaushalte.
    Das mag natürlich auch daran liegen, dass in gleichgeschlechtlichen Haushalten seltener Kinder leben – zehn Prozent aller Homo- oder Bisexuellen geben an, in einem Haushalt mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren zusammenzuleben – ganz unabhängig davon, wer Vater oder Mutter ist. Ansonsten hat die Studie den Themenbereich Kinder weitgehend ausgespart.
    Schwule, Lesben und Bisexuelle stärker psychisch belastet
    Mittels des sozioökonomischen Panels sind die Daten von knapp 40.000 Erwachsenen analysiert worden, 460 davon bezeichnen sich davon selbst als homosexuell oder leben in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften.
    Homo- und Bisexuelle wohnen deutlich häufiger in Städten und seltener auf dem Land, sind politisch interessierter als heterosexuelle Menschen und fühlen sich politisch eher den Grünen oder Linken verbunden als der CDU/CSU.
    Auffällig ist das Ergebnis der Studie, dass Homo- und Bisexuelle Männer und Frauen weit häufiger zu Depressionen neigen, als heterosexuelle und insgesamt weniger zufrieden mit ihrem Leben sind. Erklärungen dafür liefert die Studie nicht. Dass Diskriminierung und Mobbing am Arbeitsplatz immer noch eine Rolle spielen, kann man laut Martin Kroh allerdings vermuten. Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin Brandenburg fordert von den Arbeitgebern, jetzt zu handeln:
    "Insbesondere das Merkmal sexuelle Identität wir häufig überhaupt nicht beachtet, wenn es um Vielfalt am Arbeitsplatz geht. Es gibt zum Glück schon mehrere Unternehmen, darunter die Deutsche Bank, Coca Cola, Vattenfall und die Berliner Verkehrsbetriebe, die sich für mehr Akzeptanz von Homosexuellen am Arbeitsplatz einsetzen. Diese Unternehmen engagieren sich im Bündnis gegen Homophobie."
    Die Daten der DIW-Studie stehen jetzt für die nationale und internationale Forschung zur Verfügung.