Automatisierungstechnik - darum kümmert sich Pepperl & Fuchs aus Mannheim. 5.700 Mitarbeiter, ein Jahresumsatz von 700 Millionen Euro. Fast jeder dritte Mitarbeiter hat ein Ingenieursstudium - um die freien Stellen zu besetzen, muss sich das Unternehmen heute sehr viel mehr anstrengen als früher. Geschäftsführer Gunther Kegel wirft deshalb immer öfter einen Blick ins Ausland.
"Für uns bedeutet das auch, dass wir Menschen außerhalb Deutschlands, die bereits ein Examen abgelegt haben, in die Ingenieurabteilungen unseres Unternehmens hineinbringen. Das kann man machen, indem man sie nach Deutschland einlädt, man kann es aber auch mit Kooperationsmodellen machen. Gerade auf dem Softwaresektor gibt es keinen Grund, warum man nicht zehn portugiesische Programmierer haben sollte, die nach wie vor in Lissabon sitzen."
Außerdem hat Geschäftsführer Kegel dem Jugendwahn abgeschworen. Da junge Ingenieure fehlen, versucht er, die älteren, erfahrenen länger ans Unternehmen zu binden - mit Teilzeit und Projektverträgen.
"Wir sind da recht begeistert, wie gut das funktioniert, aber es ist in den meisten Fällen noch keine Selbstverständlichkeit, darüber nachzudenken, was mache ich denn, wenn ich fertig bin mit meiner Arbeitszeit und in die Rente gehe, ist es nicht sinnvoll, wenn ich noch einmal 20 Stunden oder 10 Stunden die Woche etwas mache. Wir haben jede Menge projektorientierte Tätigkeiten, die keine Führungskraft, die keine Dauerpräsenz braucht."
Die Lücke wird wachsen
Trotz Weiterbeschäftigung im Rentenalter und Anwerbung aus dem Ausland - die Lücke bei den Elektroingenieuren wird in den nächsten Jahren noch wachsen. Das belegt die heute vorgestellte Studie des Verbands der Elektrotechnik, dessen Präsident Gunther Kegel ist. Bereits jetzt gäbe es kaum arbeitslose Elektroingenieure, in den nächsten zehn Jahren würden insgesamt 100.000 Stellen unbesetzt bleiben, warnt der Verband.
"Wenn man im Moment auf die reine Demographie schaut, dann wird es so sein, dass wir mit etwa 10.000 nicht besetzten Stellen pro Jahr, die zusätzlich hinzukommen, leben müssen, und das wäre für uns als Standort Deutschland, für den die Elektrotechnik eine echte Enabling-Technologie ist, also eine breite Technologie, die andere Technologien erst möglich macht, wird das schon zu einem limitierenden, vielleicht sogar zu einem wachstumslimitierenden Faktor werden."
Die Ingenieursverbände haben lange Jahre auf die Hochschulen geschimpft und zu hohe Abbrecherquoten bemängelt. Der Verband der Elektrotechnik dagegen würdigte heute die Anstrengungen der Hochschulen - zusätzliche Mathematikkurse am Anfang des Studiums seien inzwischen die Regel - und richtete den Blick stärker auf die Schulen. Der Unterricht müsse einfach besser werden, sagt Gunther Kegel.
"Das Problem muss an den Schulen gelöst werden. Wir wissen heute aus der Hirnforschung längst, dass man Lernen eigentlich nur dann sinnvoll und effizient tut, wenn es einem Spaß macht. Und diesen Spaßgedanken mit Mathematik und Physik zusammenzubringen, das gelingt im Moment nur ganz wenigen Schülern, und da muss dran gearbeitet werden, dass die einfach mit mehr Spaß an die Fächer drangehen."
Versäumnisse auch bei künstlicher Intelligenz
Der Verband der Elektrotechnik macht sich nicht nur Sorgen über fehlenden Ingenieursnachwuchs, auch beim Thema "Künstliche Intelligenz" sieht der Verband Versäumnisse. In dieser Woche will die Bundesregierung ein entsprechendes Strategiepapier vorlegen. Es sei überfällig, meint Ansgar Hinz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Elektrotechnik.
"Die Wünsche und Forderungen sind, dass an erster Stelle nicht regulatorische Grenzen stehen dürfen, wir also nicht über die Leitplanken und Hürden rechts und links reden, die zu überwinden sind, um künstliche Intelligenz weiter zu entwickeln. Was ich mir wünsche, ist tatsächlich eine Zielvorgabe."
Der Verband sieht die Hochschulen in ihrer Forschung bestens aufgestellt beim Thema "Künstliche Intelligenz". Es fehle an Akzeptanz in der Gesellschaft, dafür müsse die Bundesregierung sorgen.