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Klimawandel
Studie: Ein Drittel der Bevölkerung in Zukunft von extremer Hitze bedroht

Immer mehr Regionen auf der Erde werden in den kommenden Jahren extreme Temperaturen erleben und damit unbewohnbar werden. Zu diesem Schluss kommt ein britisches Forscherteam. Ohne konsequenten Klimaschutz werden demnach die ökologischen Nischen für Lebewesen verstärkt schwinden. Mehr als zwei Milliarden Menschen seien von extremer und lebensbedrohlicher Hitze bedroht.

    Die fortschreitende Erderwärmung wird in manchen Teilen der Erde zu lebensbedrohlicher Hitze führen.
    Eine Frau und ein Kind laufen durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Im Vordergrund sind zwei Boote zu sehen. (AFP / LUIS ACOSTA)
    Ein Temperaturanstieg um 2,7 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter wird die Bewohnbarkeit der Erde grundlegend verändern. Das zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, die im Fachblatt "Nature Sustainabilty" veröffentlicht sind. Mehr als zwei Milliarden Menschen würden aus der klimatischen Komfortzone falle. Mit jedem weiteren Temperaturanstieg um 0,1 Grad würden weitere 140 Millionen Menschen gefährlicher Hitze ausgesetzt werden. Wahrscheinlich werde der Klimawandel zu einer "großangelegten Neuordnung der Orte führen, an denen Menschen leben", heißt es in der Studie.
    Die Länder mit der größten Zahl an Menschen, denen laut der Studie gefährliche Hitze droht, sind demnach Indien (600 Millionen Menschen), Nigeria (300 Millionen Menschen) und Indonesien (100 Millionen Menschen). Als gefährliche Hitze definieren die Studienautoren eine Durchschnittstemperatur von 29 Grad. Besonders groß ist das Risiko dafür in den Regionen entlang des Äquators. Dort wird Hitze schon bei niedrigeren Temperaturen lebensbedrohlich, weil sich der Körper bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht durch Verdunstung von Schweiß auf der Haut abkühlen kann.

    "Klimaflüchtlinge" werden zunehmen

    Das Zeitfenster für die Sicherung eines lebenswerten Lebens schließe sich, mahnte die Bonner Entwicklungsgeografin Lisa Schipper in einer ersten Reaktion auf die Studie. Die Möglichkeiten, sich an veränderte Klimabedingungen anzupassen, seien begrenzt: Insbesondere bei Extremereignissen hätten viele Menschen kaum Chancen, sich vorzubereiten. Aus Sicht von Schipper ist es wahrscheinlich, dass Betroffene versuchen werden, umzusiedeln.

    Massive Folgen bei höherer Erderwärmung

    Um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Durch den Treibhausgas-Ausstoß der Weltbevölkerung, insbesondere durch die Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas, hat sich die Erde bereits um fast 1,2 Grad erwärmt. Die Chancen, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten, stehen angesichts weiterhin zunehmender Treibhausgas-Emissionen schlecht. Tatsächlich steuert die Erde nach Ansicht von Wissenschaftler derzeit auf eine Erwärmung um 2,7 Grad zu. Auch ein noch höherer Anstieg der Durchschnittstemperatur ist demnach möglich.
    Diese Nachricht wurde am 22.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.