Das weltweit vernetzte, gemeinnützige World Resources Institute mit Hauptsitz in Washington versucht seit fast 40 Jahren, Umwelt-, Wirtschafts- und Finanzpolitik zusammenzuführen. In seiner aktuellen Bilanz geht es der Denkfabrik längst nicht nur um Wassermangel auf lokaler Ebene. Auch Nahrungsmangel, Konflikte, finanzielle Krisen und Migration als globale Folgen dieser übersehenen Krise hat das World Resources Institute im Blick.
Und so warnt Betsy Otto, Direktorin im WRI: "17 Länder leiden unter besonders extremem Wassermangel. In diesen Ländern lebt ein Viertel der Weltbevölkerung. Und wir wissen wie wichtig Wasser ist. Für die Wirtschaft, für Nahrungssicherheit, für Energieproduktion, für Städte und Familien. Wir haben eine globale Wasserkrise."
Besonders betroffen sind unter anderem der Mittlere Osten und Nordafrika. Außerdem große Teile von Mexiko und Indien.
Immer weniger Grundwasser
Doch ein Teil der Krise ist gar nicht sichbar – nämlich die des Grundwassers, warnen die Wissenschaflter des WRI. Wir überzögen unser Konto an Grundwasser-Ressourcen in rasender Geschwindigkeit, konstatiert Betsy Otto . Zugleich räumt das Institut ein, dass der Bestand der Grundwasserreserven schwer abzuschätzen ist. Auch, wie gut sie überhaupt zugänglich sind. Denn eine Erschließung kann mitunter möglich, aber sehr kostspielig sein.
In dem präsentierten Zahlen-Atlas stecken fünf Jahre Recherche. Auch Landnutzungs- und Bevölkerungsdaten sind eingeflossen. Er ist keine reine Bestandsaufnahme, sondern auch Ursachenforschung. Die Wasserversorgung sei durch den Klimawandel bedroht, durch Wasserverschwendung und durch Verunreinigung, so das WRI.
Wasserknappheit wiederum bedrohe die Ernten, die industrielle Produktion und verschlimmere Hungersnöte.
In Kapstadt in Südafrika und in Chennai in Indien gab es 2018 an einzelnen Tagen gar kein Wasser mehr. Die Bevölkerung musste sich teilweise an öffentlichen Ausgabestellen Wasser abholen, weil zuhause nichts mehr aus dem Hahn kam, Vorkommen mangels Regen schlicht versiegt waren. Tag Null nennt man das beim WRI und solche Null-Tage werde es in Zukunft häufiger geben, warnt Direktorin Betsy Otto.
Indien besonders betroffen
Indien insgesamt gehört zu den besonders betroffenen Nationen. Dort hätten aber auch die staatlichen Behörden das Problem schon erkannt, resümiert Shashi Shekhar vom WRI in Indien.
"Indiens Nationale Planungsbehörde hat im Juni einen Bericht veröffentlicht, der klipp und klar feststellt: Indien leidet an der schlimmsten Wasserkrise seiner Geschichte. Millionen von Leben und Einkommen sind in Gefahr. 600 Millionen Inder sind mit großem oder extremem Wassermangel konfrontiert. Etwa 200.000 sterben jedes Jahr, weil sie keine sicheren Zugang zu sauberem Wasser haben."
Die Ursache: Indische Wälder wurden umfangreich abgeholzt, und Flüsse zur Bewässerung von Feldern umgeleitet, so Shekhar. Das reduziere langfristig auch die Grundwasservorkommen. Außerdem würden in großem Ausmaß Pflanzen angebaut, die besonders viel Wasser brauchten.
Nicht nur in Indien, auch in Mexiko spitzt sich die Situation immer mehr zu, sagt Betsy Otto: "Das Land leidet ebenfalls unter großem Wassermangel. Der wird in den nächsten Jahren schlimmer werden, weil die Bevölkerung und Wirtschaft weiterwachsen. Das Grundwasser wird in so großem Maße ausgebeutet, dass die Hauptstadt Mexiko Stadt buchstäblich versinkt."
Wasserverbrauch verdoppelt
Die Menschheit verbrauche heute doppelt so viel Wasser wie noch in den 60er Jahren bilanziert das WRI. Den Klimawandel hat das World Resources Institute bei seinen Beobachtungen als feste Größe auf dem Zettel.
Dennoch gebe es Hoffnung, sagt Betsy Otto: "Wassermangel ist kein unabwendbares Schicksal. Selbst für viele der Brennpunkte, die wir identifiziert haben. Mit besserer Information, Planung und Wassermanagement und bewährten Lösungsansätzen wie effizienter Bewässerung, dem Stopfen von Lecks, dem Recyceln von Schmutzwasser und dem Schutz von Grundwasser – mit diesen Ansätzen können können wir die Richtung ändern, in die wir uns bewegen."
Der Appell des World Recources Institute lautet: Es besteht dringender Handlungsbedarf.