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Studie
Elektroautos für gewerbliche Flotten lukrativ

Gut 8.500 Elektrofahrzeuge wurden im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassen. Das Ziel, bis 2020 rund eine Million dieser Autos auf die Straße zu bringen, erscheint hingegen als reine Utopie, denn die Reichweite ist gering und die Anschaffung zu teuer. Für gewerbliche Flotten kann es sich trotzdem lohnen - heißt es in einer Berliner Studie.

Von Dieter Nürnberger |
    Ein Autofahrer steckt einen Ladestecker einer E-Mobilität-Zapfsäule in ein batteriebetriebenes Fahrzeug.
    Entscheidend für die künftige Entwicklung der Elektroautos sind die Batteriepreise, der bislang höchste Kostenfaktor. (dpa / Friso Gentsch)
    Nachgerechnet und somit Verfasser der heute vorgelegten Studie sind das Öko-Institut und auch der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. Die Studie wurde zudem vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt.
    Das Augenmerk der Studie liegt auf Fahrzeugen für den Gewerbebetrieb - und das ist kein Zufall, denn schon heute werden rund 90 Prozent der Elektroautos in Deutschland gewerblich genutzt.
    Bis 2020 Kostenvorteile bei E-Autos
    Hauptfrage nun, können sie auch wirtschaftlich betrieben werden? - besonders, wenn man es mit einem herkömmlichen Dieselfahrzeug vergleicht. Die Antwort der Studie lautet ja - unter bestimmten Voraussetzungen. Ein Beispiel dafür sind Fahrzeuge, die in der Zustellungsbranche eingesetzt werden. Florian Hacker vom Öko-Institut:
    "Da sehen wir, dass im Jahr 2014 der Kostennachteil im Bereich von 2.000 bis 3.000 Euro liegt. Im Jahr 2020 werden wir aber schon Kostenvorteile der E-Autos haben. Wir haben das auch für den ländlichen Raum durchgerechnet, hier sind die Distanzen zwischen den einzelnen Zustellorten wesentlich größer. Es geht hier um Bereiche von rund 100 Kilometern - da haben wir schon heute Kostengleichheit. Das ist wohl auch der Grund dafür, warum heute schon Logistik-Unternehmen sich Gedanken machen, wie sie im Zustelldienst Elektroauto einsetzen. Teilweise arbeiten sie auch selbst an der Entwicklung solcher Fahrzeuge."
    Potenzial von rund 700.000 Elektrofahrzeugen
    Allerdings muss eine solche Studie auch mit vielen variablen Größen arbeiten. Entscheidend hierbei ist die künftige Entwicklung der Batteriepreise für die E-Auto, der bislang höchste Kostenfaktor. Die Entwicklung der fossilen Energiepreise gehört genauso dazu. Deshalb gibt es innerhalb der Untersuchung unterschiedliche Szenarien. Fest stehe aber, dass - laut Studie - immerhin ein Potenzial von rund 700.000 Elektrofahrzeugen im Gewerbebereich bis 2020 möglich sei. Ein wichtiger Bereich ist hierbei auch das Taxigewerbe. Besonders Fahrzeuge, die im Ein-Schicht-Betrieb mit einer Fahrleistung von rund 40.000 Jahreskilometern betrieben werden. Das würde sich rechnen.
    "Auch hier gilt: Die Kraftstoffkosten sind ein zentraler Block und die sind eben bei E-Autos wesentlich geringer. Und bis 2020 gibt es schon Kostenvorteile gegenüber dem Dieselfahrzeug. Die Wartungskosten machen beim Taxi einen hohen Anteil aus - Bremsscheiben müssen da regelmäßig gewechselt werden. Elektrofahrzeuge bremsen zum Großteil nicht mehr mechanisch - da wird man deutliche Rückgänge bei den Wartungskosten haben."
    Chancen im Taxigewerbe
    Allerdings zeigt die Studie auch, wo im gewerblichen Bereich Schwierigkeiten bestehen. Etwa beim schweren Lastkraftverkehr - hier sei eine Nutzung der Elektromobilität in naher Zukunft weder wirtschaftlich noch praktikabel. Öko-Institut Experte Florian Hacker:
    "Wir haben das durchgerechnet: Die notwendige Batterie wäre in etwa so groß wie die Nutzlast eines entsprechenden Fahrzeugs. Da würde somit allein die Batterie transportieren. Das macht keinen Sinn. Aber im Verteilverkehr ist es möglich - es gibt Beispiele, in denen Logistikunternehmen in einer Stadt das so auch einsetzen. Stichpunkte hierbei sind sicherlich auch Lärm- und Luftschadstoff-Emissionen.
    Somit bewertet die Studie die Aussichten für eine batterieelektrische PKW-Nutzung im Gewerbebereich als durchaus positiv. Deutlich eingeschränkter jedoch für schwere Nutzfahrzeuge und auch für Busse.