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Studie: Energiewende lässt Stromkosten nicht explodieren

Wegen der Energiewende wird der Strom immer teurer - diesem Vorurteil widerspricht eine neue Studie des Leipziger Instituts für Energie. Im Auftrag des baden-württembergischen Umweltministeriums hat das Institut errechnet, dass die Preise bis 2020 zwar steigen werden, aber weniger stark als im vergangenen Atomjahrzehnt.

Von Michael Brandt |
    Mitten in der Diskussion über steigende Strompreise legt der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller von den Grünen ein Gutachten vor und das Ergebnis klingt ganz anders:

    "Strom wird auch in Zukunft bezahlbar bleiben. Und zwar sowohl für die Industrie wie auch für die privaten Verbraucher. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Und zu diesem Ergebnis kann man auch nur kommen, wenn man sich die Fakten mal anschaut."

    Mit "die Fakten" meint Untersteller ein Gutachten des renommierten Leipziger Instituts für Energie, das - wie der Minister betont - nicht nur für Grün-Rot in Baden-Württemberg arbeitet, sondern auch schon für die schwarz-gelbe Vorgängerregierung tätig war.

    Das Institut hat die erwartbare Strompreisentwicklung von 2012 bis 2020 analysiert und hat 3 Szenarien erstellt. Ein optimistisches für den denkbar besten Fall, eines für den schlimmsten Fall und ein sogenanntes Trendszenario, das die bis heute erkennbare Entwicklung fortschreibt.

    "Und laut diesem Trendszenario werden die Energiepreise für die privaten Haushalte bis 2020 um etwa 22 Prozent steigen. Konkret heißt das um etwa 5 Cent auf dann etwa 30 Cent pro Kilowattstunde."

    Eine eher mäßige Steigerung also. Und auch im schlimmsten Fall, so das Gutachten weiter, betrage die Steigerung 28 Prozent. Und das trotz Abschaltung von Atomkraftwerken, trotz Netzausbau, trotz kostspieligem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien.

    Das ist zwar eine Steigerung und klar sei, denn so Ministerpräsident Winfried Kretschmann:

    "Die Energiewende gibt es natürlich nicht kostenlos."
    Aber beispielsweise in der jüngeren Vergangenheit sei der Strompreis deutlich stärker angestiegen, als nun bis 2020 prognostiziert. Zwischen 2002 und 2010 etwa sei der Strompreis für die privaten Haushalte um 45 Prozent angestiegen.

    Der Strompreis, so Untersteller, setzt sich aus den eigentlichen Bezugskosten, die auf der Strombörse in Leipzig verhandelt werden zusammen, sowie diversen Nebenkosten wie Steuern, Umlagen unter anderem für Kraft-Wärme Kopplung und erneuerbare Energien und, Netz- Vertriebs- und Abrechnungskosten zusammen. Diese Nebenkosten würden in den kommenden Jahren steigen, aber bemerkenswert sei, dass der Bezugspreis für den Strom seit Anfang 2011 eher gesunken sei.

    "Wenn man mal einen Tag vor den Ereignissen in Fukushima sich die Preise auf der Strombörse in Leipzig anschaut, dann lag man dort, wenn man eingekauft hat, den Strom für das Jahr 2013, auf einem Preisniveau von 53,20 Euro. Gestern lag der Preis für das Jahr 2013 bei 47,95 Euro, das heißt 10 Prozent niedriger als vor Fukushima - trotz der Stilllegung von acht Kernkraftwerken."

    Und auch wenn man Strommengen für das Jahr 2018 einkaufen würde, läge der Preis noch immer unter dem Preis vor Fukushima. Die Kurve für den Strompreis würde sich also insgesamt eher abflachen, als steil nach oben gehen, so Franz Untersteller:

    "Also ein Strompreis-Tsunami, um es mal deutlich zu sagen, der sieht für mich wirklich anders aus."

    Die niedrigen Erzeugerpreise hätten aber mit Blick auf die Energiewende auch einen Nachteil, so Untersteller. Solange mit Strom nicht mehr zu verdienen sei, würde kein Energieversorger Geld in die Hand nehmen, um moderne Gastkraftwerke zu bauen, die zur Überbrückung von wind- und sonnenarmen Zeiten auch während einer erfolgreichen Energiewende zwingend nötig seien. Und er fordert daher erneut die sogenannten Kapazitätsmärkte, also Anreize für die Versorger, um moderne Kraftwerke zu bauen.