Das giftige Schwermetall Quecksilber wird ja schon seit Jahrzehnten mit diversen, gesundheitlichen Schäden in Verbindung gebracht. Es geht hier vor allem um Auswirkungen auf das Gehirn. Quecksilber kann somit - auch nach einer Latenzzeit von mehreren Jahren noch - zu schweren Nervenerkrankungen führen. Es geht um Missempfindungsstörungen an Händen und Füssen, bis hin zu generellen Bewegungs-, Sprach- oder auch Verhaltungsstörungen.
Man muss hier allerdings anmerken, dass die Forschung in diesem Bereich noch längst nicht abgeschlossen ist. Auf der Pressekonferenz von Greenpeace wurden beispielsweise auch Forschungsergebnisse vorgestellt, die eine Verbindung zu Alzheimer aufzeigen könnten. Also: Die Umweltorganisation spricht von einer unterschätzten, gesundheitlichen Gefahr für den Menschen. Und Greenpeace hatte mit Peter Jennrich auch einen international, renommierten Experten eingeladen, der die Auswirkungen der giftigen Substanz wie folgt zusammenfasst.
"Quecksilber schädigt das Nervensystem. Das führt zu Intelligenzminderung, zu geistiger Retardierung, zu Merkfähigkeits- oder Konzentrationsstörungen. Das Immunsystem ist ebenso ein Zielorgan für Quecksilber. Methylquecksilber wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO als potentiell krebserregend eingestuft. Quecksilber ist in der der Lage, Auto-Immun-Erkrankungen auszulösen und zu verstärken. Dazu zählen Rheuma, Arten von Diabetes oder andere Auto-Immun-Erkrankungen."
Eine Frage der Grenzwerte
Der Mensch nimmt Quecksilber überwiegend über die Nahrung auf, insbesondere geht es hier um den Fischverzehr. 2014 gab es eine Studie an Kindern in Spanien, deren Haare im Labor untersucht wurden. Und je nach Land und den dort geltenden Grenzwerten für Personen fiel das Ergebnis recht unterschiedlich aus. Aber es sei auf jeden Fall besorgniserregend, sagt Fritz Kalberlah vom Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe, kurz: FoBiG - ein privates Forschungslabor, welches seit Jahrzehnten auch für Regierungen Expertisen erstellt. Diesmal für Greenpeace:
"Da war bei der Hälfte der US-amerikanische Grenzwert für Quecksilber überschritten. Nach dem EU-Wert, hier gelten die WHO Empfehlungen, hatten immerhin 19 Prozent eine höhere Belastung als erlaubt. Eine Einschätzung hängt somit auch stets von den Grenzwerten ab. Ich will gar nicht über Zahlen streiten, aber mit Grenzwerten muss man vorsichtig sein. Und es gab hier eine massive Überbelastung."
Greenpeace nimmt diese heute vorgestellten Expertisen sehr ernst. Und will nun vor allem an die Hauptquelle für Quecksilber-Emissionen heran. Und das ist der Ausstoß durch Braun- und Steinkohlekraftwerke.
Greenpeace fordert: Kohlekraftwerke vom Netz
Auf diesem Gebiet gibt es derzeit Bewegung innerhalb der EU. Hier wird erstmals über einen europäischen Grenzwert für Quecksilber-Emissionen bei Kraftwerke beraten. Fest steht, es wird einen Grenzwert geben, allerdings ist dieser aus Sicht von Greenpeace nicht ausreichend. Andree Böhling, Energieexperte bei der Umweltorganisation:
"Greenpeace hat bereits vor drei Wochen in einer Studie aufgezeigt, dass man heute aufgrund der Überkapazitäten im Strommarkt sogar rund 15 Gigawatt an Kohlestrom aus dem Markt nehmen könnte, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Hier bestünden also Möglichkeiten, die Quecksilber-Emissionen deutlich auf einen Schlag zu reduzieren. Indem man die ältesten und dreckigsten Kohlekraftwerke vom Netz nimmt. Andererseits gibt es auch Filtertechnologien, mit denen man - mit marginalen Kosten - die Quecksilber-Emissionen spürbar herunterbringen kann. Das zumindest sollte man tun."
Wobei man allerdings erwähnen, dass die Bundesrepublik derzeit eines der wenigen Länder in Europa ist, die national überhaupt einen solchen Grenzwert für Quecksilber-Emissionen vorschreiben. Der neue EU-weite Grenzwert soll dann ab kommendem Jahr gelten und zwar in allen Mitgliedsstaaten.
Für Greenpeace heißt das Vorbild hier übrigens USA. Denn hier sei der Ausstoß-Grenzwert schon heute schärfer formuliert, als in den Plänen der EU.
Und noch eine Information: Die Quecksilber-Emissionen im Energiebereich nehmen übrigens weltweit wieder zu, was natürlich mit der gestiegenen Nachfrage nach Kohlestrom zusammenhängt.