Tiefkühlpizza, Dosensuppen, Nudelsaucen, Brotaufstriche - ein einzelner Supermarkt führt fünf- bis fünfzehntausend verschiedene Lebensmittel mit einer Zutatenliste. Zumindest in Großbritannien und Irland, so der Umweltwissenschaftler Michael Clark von der Universität Oxford:
"Wir haben uns acht Supermärkte angeschaut. Und kommen auf 57.000 Produkte in ihrer gesamten Palette."
Der Forscher aus den USA wollte wissen: Was steckt alles drin in diesen fast 60.000 zusammengesetzten Lebensmitteln. Welche Mengen sind es? Und wie umweltfreundlich oder -schädlich ist die Herstellung der ganzen Zutaten? Wieviel Treibhausgase entstehen dabei? Welche Landflächen und Wassermengen werden benötigt? Wie lang sind die Transportwege? Kurzum: Wie groß ist der ökologische Fußabdruck solcher Fertiglebensmittel?
Zutatenlisten zu unvollständig für wissenschaftliche Auswertung
Kein leichtes Unterfangen für Clark und die anderen neun Beteiligten an der Studie, die es so noch nicht gegeben hat:
"Eine der größten Tücken sind die unvollständigen Angaben in den Zutatenlisten. Nur die produktbestimmenden Komponenten werden mit prozentualen Anteilen genannt, bei Pizza etwa der Belag, die Sauce und der Käse. Wir mussten uns hier behelfen und haben den Anteil aller anderen Zutaten abgeleitet. Und zwar von Lebensmitteln aus derselben Produktgruppe, bei denen wir exakte Angaben gefunden haben."
Das generelle Fazit der Studie sei sicher keine Überraschung, sagt Michael Clark:
"Produkte, die viel Fleisch von Rind, Schaf, Ziege und Lamm enthalten, also von Wiederkäuern, haben tendenziell den stärksten ökologischen Fußabdruck. Etwas geringer ist er bei Schwein und Geflügel als Zutat. Die geringsten Umweltauswirkungen haben dagegen Lebensmittel mit hohen Pflanzenanteilen."
Einen starken ökologischen Fußabdruck haben der Studie zufolge auch Produkte, die viel Fisch und Käse enthalten:
"Es gibt aber auch Ausnahmen. Mandeln sind so ein Fall. Sie werden oft in trockenen Regionen angebaut. Zum Beispiel im Central Valley in Kalifornien, wo man sie bewässern muss, weil dort ständig Dürre herrscht."
Ein Müsli, das Schokolade enthält, scheidet ökologisch nicht so gut ab wie eines ohne. Clark erläutert, warum: "Schokolade wirkt sich generell sehr stark auf Klima und Biodiversität aus. Denn Kakao wird typischerweise in artenreichen Tropenwäldern angebaut. Eine Steigerung der Produktion bedeutet, dass Bäume gefällt werden. Dadurch gelangt Kohlenstoff in die Atmosphäre, und es gehen wahrscheinlich Arten verloren."
Studie hat Schwächen, bietet aber Anhaltspunkte
Kein anderer Wirtschaftszweig verbraucht so viel Wasser wie der Nahrungsmittelsektor. Auch sein Treibhausgas-Ausstoß ist enorm. Lebensmittel sollten deshalb nachhaltiger erzeugt werden. Das gelte erst recht für die meistverzehrten, betont Clark. Und das seien nun mal Fertigprodukte mit langer Zutatenliste.
Die neue Studie hat sicher Schwächen. In den meisten Fällen arbeitet sie mit Schätzwerten. Sie prüft nicht, wie Zutaten im Einzelfall hergestellt werden – auch da gibt es Unterschiede. Nach Ansicht des Umweltwissenschaftlers ist die Studie aber eine erste Orientierungshilfe für Hersteller und Handel, um Zutaten in Zukunft umweltschonender herzustellen und Lebensmittel-Rezepte zu überdenken.