Durch die Verbreitung eines Medikamentes, welches vor einer HIV-Infektion schützt, ist die Zahl der Neuinfektionen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Australien. Als Grund für den Anstieg sexuell übertragbarer Infektionen wird der Verzicht auf Kondome gesehen, da vor HIV ein wirksamer Schutz durch die Medikamente bestehe.
"Wenn man auf die Syphiliszahlen guckt, sieht man seit fast zehn Jahren eine kontinuierliche Zunahme von Syphilisneuinfektionen pro Jahr" sagte Heinrich Rasokat, Oberarzt an der Universitätsklinik Köln, "2018 sind wir bei mehr als 7.000 Syphilisinfektionen angekommen".
Dabei falle auf, dass genau diese Menschen sich infizieren, die ein hohes Risiko haben, sich mit dem HI-Virus zu infizieren.
Dabei müsse man verstehen, wie der Kampf gegen HIV und AIDS sich in den vergangenen Jahren entwickelt habe, so Rasokat. Seit 2010 steht fest, dass HIV-positive Menschen, die gut mit Medikamenten eingestellt sind, nicht mehr ansteckend sind. Durch die richtige Medikation könnten Paare, in denen einer den HI-Virus in sich trägt und der andere nicht, sogar auf das Kondom verzichten.
Kondom trotz PrEP
Seit 2015 ist klar, dass wenn HIV-negative Menschen diese Medikamente nehmen, sie sich nicht mit dem HI-Virus infizieren können. Dieses Konzept, bei dem HIV-Medikamente auch Menschen mit einem hohen Ansteckungsrisiko vor einer Infektion schützen, heißt Prä-Expositionsprophylaxe – kurz PrEP.
Die Möglichkeit auf ein Kondom verzichten zu können, ohne das Risiko einer HIV-Infektion ausgesetzt zu sein, würde als eine große Befreiung erlebt, erklärt Rasokat. Aber genau das führe zu dem Ergebnis der australischen Studie, dass sie Zahl der Infektionen mit Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien deutlich stiegen.
Nun sei laut Rasokat die Frage, wie man die Menschen dazu motivieren könne "trotz PrEP zusätzlich ein Kondom einzusetzen".