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Studie von Stifterverband und IW
Unternehmen investieren bevorzugt in Studierende

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) haben insgesamt 1300 Unternehmen zu ihren Investitionen in akademische Bildung befragt. Klares Ergebnis: Das meiste Geld wird in Studierende und vor allem in duale Studiengänge investiert.

    Unternehmen stecken mehr Geld in die Köpfe als die Steine – soll heißen: Geld wird vor allem in Studierende investiert, nicht in die Hochschulen als solche. Das ist ein zentrales Ergebnis der gemeinsamen Studie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
    "Unternehmen geben doppelt so viel für akademische Bildung aus wie für Forschung an Hochschulen. In 2012 haben sie 2,51 Milliarden Euro investiert. Gegenüber der letzten Untersuchung 2009 waren das fünf Prozent mehr."
    So Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbands. Insgesamt 1300 Unternehmen haben an der Studie der beiden arbeitgebernahen Organisationen teilgenommen. Der größte Teil der Investitionen fließt demnach in duale Studiengänge – eine knappe Milliarde. 65.000 dual Studierende gebe es mittlerweile in Deutschland, etwa ein Drittel mehr als noch vor vier Jahren.
    "Ein weiteres Feld waren Investitionen in Praktika, 640 Millionen Euro und in die akademische Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter, nochmal 320 Millionen Euro."
    Mehr Stipendien für mehr Studierende
    Einen klaren Anstieg gab es vor allem auch bei den Stipendien, von denen die Unternehmen im vergangenen Jahr mehr als 10.000 vergeben haben. Die Ursache dafür sieht Schlüter im Deutschlandstipendium, für das auch der Bund anteilig zahlt. Allerdings investieren nicht alle Firmen gleichermaßen in die Studierenden.
    "Große Unternehmen investieren häufiger in akademische Bildung als kleine Unternehmen. Die Schere ist damit in den letzten drei Jahren weiter aufgegangen."
    Fachkärftemangel wird Unternehmen zu weiteren Investitionen veranlassen
    Immerhin, mehr als ein Drittel der Unternehmen will in Zukunft mehr Geld für akademische Bildung ausgeben. Die Gründe, warum Firmen überhaupt in Studierende investieren, fasst Michael Hüther zusammen, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft.
    "Ein wichtiges Thema ist der Fachkräftemangel. Die Rekrutierung ist dadurch einfacher für die Unternehmen, wenn sie frühzeitig sich an den Hochschulen zeigen, dort durch entsprechende Aktivitäten Beiträge zur Lehrentwicklung leisten."
    Viele Unternehmen wollen zudem für sie wichtige Fachrichtungen an den Hochschulen fördern und profilieren. Dazu kommt die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter, zum Beispiel durch ein berufsbegleitendes Studium. Gefragt nach dem Nutzen ihrer Investitionen, antworteten die Unternehmen.
    "Dass, ob es um die Vertiefung, Aktualisierung des Mitarbeiterwissens geht, um stärkere Praxisorientierung der Studierenden oder um eine Förderung der Leistungsträger in Unternehmen – jeweils zu 70 Prozent, dass diese Ziele erreicht werden."
    Verbesserungsbedarf bei der Abstimmung zwischen Unternehmen und Hochschulen
    Trotz dieser Zufriedenheit besteht laut Hüther noch Luft nach oben, vor allem bei der Praxisorientierung der Studiengänge und der berufsbegleitenden Organisation des Lehrangebots. Durch die Hochschulautonomie habe die Politik eher geringen Einfluss, so Hüther. Es müssten sich vor allem Denkhaltung und Strukturen an den Universitäten selbst ändern.
    "Die Unternehmen würden sich finanziell wohl noch mehr für die akademische Bildung engagieren, wenn es noch mehr gelänge, praxisbezogener, offener und flexibler zu werden."
    Berufliche Qualifikationen sollten leichter auf wissenschaftliche Weiterbildungskurse angerechnet werden. Auch die Abstimmung zwischen Unternehmen und Uni bei dualen Studiengängen sind Schlüter zufolge ausbaufähig.
    "Ich will nicht sagen, dass das im Argen liegt, aber zumindest ist das hochschulrechtlich nicht reglementiert, sondern basiert auf Einzelabsprachen zwischen Hochschulen und Unternehmen."
    Der Stifterverband habe den Versuch unternommen, Bundesländer und große Hochschulen zusammenzuführen. Das Ziel: Verständnis für die wechselseitigen Vorstellungen entwickeln.