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Studie zu Corona-Folgen
Athleten fehlt ein Viertel der Einnahmen

200 Millionen Euro stellt die Bundesregierung bereit, um im Profi-Sport die Corona-Folgen abzufedern. Jetzt wird die Antragsfrist bis Ende November verlängert. Passend dazu zeigt eine im Sportausschuss vorgestellte Studie, welche finanziellen Lücken die Pandemie bei Athletinnen und Athleten reißt.

Von Mathias von Lieben |
Gina Lückenkemper läuft vor Malaika Mihambo bei der Deutschen Meisterschaft 2019
Die Corona-Krise kostet deutschen Spitzensportlern wie Gina Lückenkemper (l.) und Malaika Mihambo rund 1.300 Euro Brutto pro Monat. (Michael Kappeler/dpa )
Monatlich fast 1.300 Euro Brutto weniger pro Sportler oder Sportlerin: Den deutschen Top-Athletinnen und Athleten aus Olympia- und Paralympicskadern brechen 2020 wegen der Corona-Pandemie im Vergleich zum Vorjahr rund ein Viertel ihrer Einnahmen weg. Das ist das Kernergebnis einer im Oktober durchgeführten repräsentativen Befragung der Sporthochschule Köln unter knapp 1600 Athletinnen und Athleten, die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe gefördert werden – darunter eben gut 460 Sportlerinnen und Sportler aus Olympia- und Paralympicskadern. Auf das ganze Jahr gesehen betragen deren Verluste sechs Millionen Euro.
Die Hauptgründe: ausgefallene Wettkämpfe und damit ausbleibende Startgelder und Prämien. Und: geringere Sponsoreneinnahmen. Studienleiter und Sportökonom Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln: "Will man keinen größeren Drop-Out im deutschen Spitzensport sehen, dann wäre es in der Tat notwendig, diese Mindereinnahmen der Athleten zu einem größeren Teil versuchen auszugleichen."
Entweder, so Breuer, über eine Steigerung der Bundes-Fördermittel für die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Oder über Einmalzahlungen, analog zu denen bei Solo-Selbstständigen. Erhard Grundl sitzt für die Grünen im Sportausschuss und sagt: "Ich glaube, es bedarf intensiver Diskussion, ob es jetzt auch Unterstützung bei Sponsoringausfällen oder Wettkampeinnahmenausfälle bedarf."
DOSB-Präsident: Wir machen uns ernsthafte Sorgen"
Als "besorgniserregend" bezeichnet die Studie Max Hartung, der Präsident von Athleten Deutschland. Man dürfe nicht zulassen, dass Sportlerinnen und Sportler ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr decken können. "Wir machen uns ernsthafte Sorgen", heißt es von DOSB-Präsident Alfons Hörmann, für den sich die Studie einreiht in die Erkenntnisse über aktuelle Bedrohungen im gesamten Sport.
Dr. Stefan Holz, Geschäftsführer der BBL.
"Die Budgets aller Clubs haben sich um 30-40 Millionen reduziert"
Kurz vor dem Start der neuen Basketball-Saison blickt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz mit Sorge auf die Budgets der Clubs. Die BBL sei auf einem Niveau wie vor 5 oder 6 Jahren.
Zuletzt hatte Hörmann regelmäßig das 200-Millionen-Euro-Paket des Bundes kritisiert, aus dem Profivereine und -verbände außerhalb des Profifußballs für Corona-bedingte entgangene Ticketeinnahmen maximal 800.000 Euro beantragen können. Die Antrags-Richtlinien seien zu bürokratisch und die Antragsfrist, die ursprünglich Ende Oktober auslief, zu kurz – auch vor dem Hintergrund des Teil-Lockdowns im November. Stand Wochenende wurden vom zuständigen Bundesverwaltungsamt von 292 Anträgen mit einem Fördervolumen von knapp 66 Millionen Euro 22 Millionen Euro bewilligt.
Auf die Kritik hat das Innen- und Sportministerium nun reagiert – und die Frist erneut verlängert, wie Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär im BMI, nach der Sitzung im Sportausschuss mitteilte. Profivereine und Verbände können sich jetzt bis zum 13. November beim Bundesverwaltungsamt registrieren – und bis zum 22. November einen Antrag stellen. "Dies ist eine positive Botschaft an die Adresse der Vereine. Bin guter Hoffnung, dass die Hälfte des Programms auch noch in diesem Jahr abfließen wird", so Mayer.
Weiters Hilfspaket für Profisport möglich
Für Linken-Politiker André Hahn ist die Verlängerung der Antragsfrist ein wichtiger Schritt: "Es wäre ja eine Riesen-Blamage gewesen, wenn man 200 Millionen Euro zur Verfügung stellt und dann am Ende nur ein kleiner Bruchteil abfließt. Die Frage ist, ob das insgesamt für die Schäden ausreicht. Es gibt ja auch Schäden, über die kaum einer redet. Z.B. Rehabilitationssport. Da geht es um Einnahmenausfälle im sechsstelligen Bereich für einen einzelnen Verein."
Geht es nach Staatssekretär Stephan Mayer, soll es im kommenden Jahr zumindest ein weiteres Hilfspaket für Profisportvereine geben. Er könne sich vorstellen, dass dann nicht nur 80 Prozent der im Vergleich zum Vorjahr entgangenen Ticketeinnahmen erstattet werden, sondern sogar 90 Prozent.