Manche Studierende litten so stark unter den Kopfschmerzen, dass sie sogar über einen Studienabbruch nachdächten. 50 Prozent der insgesamt 2.000 Befragten nähmen zudem regelmäßig Schmerzmittel ein, um im Studium ihre Leistung erbringen zu können, und neun Prozent gaben zu, sogar zu Drogen zu greifen, um den Belastungen gewachsen zu sein, so Göbel weiter.
Wenn das Nervensystem sagt: Ich kann nicht mehr!
Die Studie zeigt weiter: Besonders kreative und aktive Menschen leiden häufig an Kopfschmerzen. Die Migräne spiele unter Studierenden eine zentrale Rolle, besonders in Stresssituationen wie Prüfungen oder Klausuren, da dann das Nervensystem, in dem die Kopfschmerzen entstehen, übermäßig gefordert sei, sagte Göbel weiter.
"Es kommt zu einem Energiedefizit, bis das Nervensystem sagt, ich kann nicht mehr."
Fragen, die bisher keiner gestellt hat
Insgesamt wurde die Studie an drei Pilothochschulen durchgeführt: in Dresden, an der HU Berlin und an der Fachhochschule Kiel. Gefragt wurde unter anderem nach der Häufigkeit und Art der Kopfschmerzen, dem Gesundheits-, Schlaf- und Ernährungsverhalten, dem Alkohol-, Medien- und Schmerzmittelkonsum sowie Sport und Mediennutzung. Dabei kam heraus: Besonders Studierende, die sehr unregelmäßig essen, wenig schlafen und keine Zeit für Entspannung haben, leiden an Kopfschmerzen.
"Wissen ist die beste Medizin"
Besonders auffällig sei jedoch, dass "Studierende nicht wissen, was man Aktives tun kann", um Kopfschmerzen vorzubeugen. Zudem wüssten viele Betroffene nicht, unter welcher der insgesamt 367 bekannten Kopfschmerzarten sie überhaupt litten, sagte Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel. Sowohl Studierende, aber auch Hochschulmitarbeiter gingen nicht zum Arzt, um sich diagnostizieren zu lassen. Allgemein herrsche eine Art "Kopfschmerz-Analphabetismus".
Darum sei es besonders wichtig, an die Hochschulen zu gehen, um das Wissen zu vermitteln "was habe ich, wie kann ich dagegen vorgehen?" Die Wissenschaft habe mittlerweile hocheffiziente Möglichkeiten entwickelt, Betroffenen auch präventiv zu helfen, so Göbel weiter.
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