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Studie zu Online-Plattformen
Ein Biotop für Rechtsextreme

Messenger-Dienste und Online-Foren sind für Rechtsextreme immer wichtiger geworden. Wie eine neue Studie zeigt, werden in unzähligen Gruppen extremistische Inhalte geteilt oder Gleichgesinnte mobilisiert – als Rückzugsort dienten oft alternative Plattformen, so Studienleiter Jakob Guhl im Dlf.

Jakob Guhl im Gespräch mit Mirjam Kid |
Startseite des russischen sozialen Netzwerks vk.vom
Plattformen wie das Soziale Netzwerk "VK" werden auch von rechtsextremen Gruppen genutzt (Deutschlandradio/Charlotte Voß)
Der Titel der neuen Studie, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde, spricht für sich: "Das Online-Ökosystem rechtsextremer Akteure". Systematisch haben die Forscher den Lebens- und Wirkungsraum extremistischer Gruppen in den Blick genommen. Sie zählten auf den von ihnen untersuchten Plattformen rund 375 rechtsextreme und rechtspopulistische Kanäle und Communities, in denen nach Schätzungen 15.000 bis 50.000 Nutzer aktiv sind. Dieses Umfeld wird zur Vernetzung, Mobilisierung und Radikalisierung genutzt. Die Radikalisierungsgefahr bestehe eindeutig, sagte Studienautor Jakob Guhl vom Institute for Strategic Dialogue.
Gar nicht für extremistische Zwecke gegründet
Da die großen Plattformen wie "WhatsApp" durch politischen Druck zuletzt stärker gegen illegale und extremistische Inhalte vorgegangen seien, so Guhl, "sahen sich rechtextreme immer mehr nach alternativen Plattformen um, die ihnen als Rückzugsort dienen könnten". Als Beispiele nannte er Messenger wie "Telegram", Foren wie "4chan" oder Soziale Netzwerke wie "VKontakte".
"Diese Plattformen sind häufig gar nicht für extremistische Zwecke gegründet worden, sondern haben ein sehr weitreichendes Verständnis von Meinungsfreiheit oder sind für völlig unpolitische Zwecke gegründet worden. Telegram beispielsweise sollte als verschlüsselter Messenger dienen, um Aktivisten vor staatlicher Überwachung zu schützen, ist dann aber dadurch auch für extremistische Bewegungen wie den Islamischen Staat oder Neonazi-Gruppen zu einem hilfreichen Tool geworden."
Forscher haben zehn Plattformen untersucht
In den Studienergebnissen zeigt sich allerdings auch, welche Bedeutung die Platzhirsche in der Branche weiterhin haben – und wie wirkungsvoll das Vorgehen hier sein kann. So werde die Reichweite deutlich beschränkt, wenn rechtsextreme Influencer von den großen Anbietern gesperrt würden, erklärte Jakob Guhl im Deutschlandfunk.
Für die Studie hat das Forscherteam deutsche Communities auf zehn Plattformen systematisch untersucht. "Insgesamt finden wir auf diesen Plattformen das gesamte Spektrum rechtsextremer Akteure von primär muslimfeindlichen Bewegungen bis hin zu militanten Neonazis", so Jakob Guhl. Eine mögliche Gegenmaßnahme sei, dass die Moderation auf den Plattformen verstärkt wird.