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Studie zu Testosteron-Doping
Blutanalyse kann auch Doperinnen überführen

Testosteron-Doping ist eine weit verbreitete und effektive Form des Sportbetrugs. Besonders Frauen haben gute Chancen, mit dem Betrug durchzukommen, weil exogenes Testosteron bislang nicht im Urin nachgewiesen werden konnte. Eine Studie der Universität Lausanne hat nun aber einen effektiven Nachweis erbracht.

Von Piet Kreuzer |
Beschlagnahmte Fläschchen mit einem Testosteron-Medikament sind am 10.09.2015 in Frankfurt am Main (Hessen) im Zollfahndungsamt zu sehen, nach dessen Angaben der Handel mit illegalen Doping- und Potenzmitteln blüht. Hauptabnehmer ist die Bodybuilder-Szene.
Beschlagnahmte Fläschen mit Testosteron-Medikament. (picture alliance/ dpa/ Frank Rumpenhorst)
Auf die Effektivität von Blutanalysen zum Nachweis des Steridhormons Testosteron hatten Experten in der Vergangenheit immer wieder hingewiesen. Jetzt haben Forscher der Universität Lausanne eine bahnbrechende Studie vorgelegt, betont einer der Autoren, der Lausanner Wissenschaftler Olivier Salamin: "Ich sage, dass diese Studie die erste Studie ist, die die Einnahme von Testosteron und die Auswirkungen des Menstruationszyklus untersucht. Sie ist wirklich der erste Schritt für die zukünftige Implementierung und Evaluierung des zukünftigen Blut-Steroid-Profils."
Das Blut-Steroid-Profil stellt demnach einen leistungsstarken ergänzenden Ansatz zur Urin-Analyse dar. Denn bei Urinanalysen werden die Werte der entsprechenden Parameter durch hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus verfälscht.
14 gesunde Probantinnen wurden 28 Tage mit einem Testosteron-Gel behandelt. Dabei wurde die Sensitivität der Marker für den Biologischen Athletenpasses ABP in Urin und Blutserum untersucht. "Wenn wir die Werte im Blut messen, sind sie aussagekräftiger. Das Blut-Steroid-Profil kann alleine oder im Paket mit dem Urin-Steroid-Profil als Beweis genutzt werden. Ohne Isotopen-Massenspektrometrie", erläutert Olivier Salamin.

Beweislage verbessert sich auch bei Männern

Die Isotopen-Massenspektrometrie ist eine teure und zeitaufwändige Methode, mit der bisher positive Testosterinbefunde abgesichert wurden. Diese würde durch den Blut-Nachweis überflüssig. Zudem würde sich nicht nur die Beweislage bei den Frauen verbessern, sondern auch bei den Männern.
Die olympische und die russische Flagge nebeneinander bei den Winterspielen in Sotschi 2014.
Die nächsten Olympiasieger gesperrt
Die Doping-Schlagzeilen über die russischen Leichtathleten nehmen kein Ende. In dieser Woche sprach der Internationale Sportgerichtshof CAS Sperren gegen drei weitere Olympiasieger aus.
Finanziert wurde die Lausanner Studie unter anderem von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Die hat erkannt, wie wichtig diese Methode für die Dopingbekämpfung ist. 2018 wurden zwei ukrainische Sprinterinnen, die olympische Bronzemedaillengewinnerin Olesia Povh und Olha Zemliak, des Testosterondopings mit Hilfe des Biologischen Athletenpass überführt. In ihrem Blutserum wurden erhöhte Testosteronwerte festgestellt, in ihrem Urin nicht. 2019 wurden die Fälle der beiden Ukrainerinnen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Der CAS bestätigte die positiven Befunde. Die WADA interpretiert dies so: Die Messung des Testosteronspiegels im Blutserum ist ein weiteres Hilfsmittel für Anti-Doping-Organisationen, um Doping nachzuweisen und zu verfolgen. Selbst wenn Urinproben als negativ gemeldet wurden. Für Generaldirektor Olivier Niggli ein wichtiger Präzedenzfall:
"Es ist ein bedeutender Sieg für den sauberen Sport und für Athleten auf der ganzen Welt. Bezeichnenderweise entschied der CAS, dass es keinen Zweifel daran geben kann, dass die Methode, die bei der Messung von Testosteron im Blutserum verwendet wurde, wissenschaftlich gültig ist, was den Weg für die Verwendung dieser Methode in der Zukunft ebnet."

Studie beweist Effektivität von Blutanalysen

Australische Wissenschaftler hatten die Fälle der beiden Sprinterinnen schon 2019 in einer wissenschaftlichen Studie untersucht und auf die Effektivität von Blutanalysen hingewiesen. Den Beweis brachte jetzt die Studie aus Lausanne. Denn hier wurden gesunde Menschen mit Testosteron "gedopt", um eine wissenschaftliche Grundlage für diese These zu haben.
Mit dem Doping von Gesunden gingen die Wissenschaftler jedoch an ethische Grenzen. Ein Jahr dauerte es, bis der Ethikrat der Universität Lausanne und die Aufsichtsbehörde Swiss Medic, das Schweizerische Heilmittelinstitut, zustimmten.
"Wir mussten uns rechtfertigen, warum wir jungen gesunden Frauen Testosteron verabreicht haben. Wir haben das damit begründet, dass immer mehr Sportlerinnen Testosteron einnehmen, um zu dopen. Und wir haben auch die klinische Perspektive eingebracht, denn vor allem in Nordamerika wird Testosteron rezeptfrei verschrieben. Das waren zwei Ansätze, ein klinischer und einer wegen Dopings."
Über vier Wochen wurde den Probanden eine geringe Dosis verabreicht, fünf Mal niedriger als die therapeutische Dosis. Bei einigen Frauen gab es geringe Nebenwirkungen, die aber alle bis Ende der Studie abgeklungen waren.