Der Vorwurf einseitiger Berichterstattung in den Medien, "Lügenpresse"-Rufe und Anfeindungen gegen Journalisten haben in den vergangenen Jahren viele Debatten mitbestimmt. Häufig wird vermutet, dass sich immer mehr Menschen von den klassischen, etablierten Medien abwenden.
In der @mediasres-Sendung am 6. März 2019 haben wir eine gekürzte Fassung des Interviews gesendet. Das komplette Gespräch mit Nikolaus Jackob können Sie
hier in voller Länge
nachhören.
Doch die große Vertrauenskrise gebe es gar nicht, sagte Nikolaus Jackob, Geschäftsführer des Instituts für Publizistik der Universität Mainz. Im Deutschlandfunk sprach er über die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Demnach vertrauten 44 Prozent der Deutschen den Medien grundsätzlich, es sei der höchste bislang gemessene Wert, so Jackob.
"Wir sehen aber auf der anderen Seite – und deswegen darf das keine Entwarnung sein – auch eine starke Polarisierung."
"Nicht Teil des Gesprächs in den Medien"
Es gebe vielfach das Gefühl, dass die Debatten in den Medien, "die Themen und die Art und Weise nichts mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat, das sagen über 40 Prozent der Leute". Nikolaus Jackob fügte hinzu: "Da fühlt man sich nicht als Teil des Gesprächs, sondern irgendwie als abgehängt."
Die Studie, die auf einer Befragung der Johannes Gutenberg-Universität beruht, zeigt auch, wie stark die Vertrauenswerte je nach Medienart variieren: Am höchsten sind sie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dem 65 Prozent vertrauen, gefolgt von Regionalzeitungen mit 63 Prozent. Nur 21 Prozent vertrauten den Nachrichten auf Seiten von Suchmaschinen, nur vier Prozent den Nachrichten in sozialen Netzwerken.
Auseinandersetzung mit anderen Meinungen
Es sei aber auch wichtig, dass es für die Mediennutzer nicht nur eine Bestätigung der eigenen Meinung gebe, so Jackob mit Blick auf sogenannte Filterblasen, die durch einseitige Informationen und Nachrichten in den Sozialen Medien entstehen.
Er weist daher grundsätzlich darauf hin, "dass Bildung, Aufklärung, geistiger Fortschritt nur im Widerspruch auch zur eigenen Sichtweise entsteht".