Zusammen mit dem Deutschen Kinderhilfswerk hat die Universität Köln die Nutzung von digitalen Medien im Familienalltag untersucht. Aus 37 geführten Interviews mit Eltern und Kindern zwischen 6 und 15 Jahren kamen die Forscher in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass Eltern zwar versuchen, die Daten ihrer Kinder zu schützen und sie möglichst gut medienerzieherisch zu begleiten. Aber: Die Eltern scheiterten oft daran und fühlten sich überfordert, so Nadia Kutscher, Mitautorin der Studie.
"Weil die ganze Situation sehr komplex ist. Weil sie versuchen, den Kindern zu ermöglichen, bestimmte Dienste zu benutzen - weil alle die nutzen, zum Beispiel WhatsApp. Und gleichzeitig sind es Dienste, die eigentlich - zumindest bei den Kindern, die wir in der Studie hatten - für deren Alltag nicht geeignet sind. Die Eltern haben dann das Problem, dass sie in dem Zusammenhang die Kinder schützen müssen, in dem gleichzeitig eigentlich sehr viel Unsicherheit ist."
Eltern geben teilweise Verantwortung an Kinder ab
Eltern würden dann oft versuchen, mit zum Teil problematischen Strategien mit diesem Spannungsfeld umzugehen, erklärt Kutscher. Es gebe zum Beispiel Eltern, die sich überhaupt nicht mit digitalen Medien auskennen und daraufhin den Schluss ziehen würden, ihrem Kind komplett zu vertrauen - es würde sich schon melden, wenn es in diesen Medien etwas Problematisches erlebe. Das gelte sogar für 10-jährige Kinder. "Wo man sich schon fragen kann: Ist diese Verlagerung von Elternverantwortung die angemesse Strategie?"
Auf der anderen Seite würden manche Eltern laut der Studienautorin viel Mediennutzung zulassen, dann aber auf andere Weise versuchen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Zum Beispiel dadurch, dass sie sich abends das Handy ihrer Kinder übergeben lassen, um deren WhatApp-Nachrichten zu lesen - ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre, so Kutscher im Gespräch mit @mediasres.
Kommunikation mit Kindern ist essentiell
"Die Eltern oder wir alle sind ein Stück weit allein gelassen, weil es keine hinreichende Verpflichtung der Anbieter gibt, mit Daten entsprechend umzugehen. Es überfordert jeden, all das zu wissen, was man wissen müsste, um die Daten hinreichend zu schützen. Wir leben in einer Welt, wo man so davon abhängig ist, wie andere Leute Daten nutzen und Daten von mir an andere wieder preisgeben. Und wir haben uns an vieles gewöhnt, das einfach ganz normal ist: Fotos machen in der Familie, Eltern entscheiden, was mit den Fotos passiert - das ist erstmal nichts besonderes. Aber wenn man genau hinsieht, merkt man: Die Kinder haben andere Ideen davon, welche Fotos preisgegeben werden dürfen und an wen, aber die Entscheidung liegt in der Regel bei den Eltern."
Kutscher rät deshalb, dass Eltern Kindern fragen sollen, ob es okay für sie ist, ein Foto zu machen - und wer dieses Foto sehen darf. "Kinder, so hat sich in der Studie gezeigt, haben sehr klare Vorstellungen davon, wer Fotos zu sehen kriegen darf, unter welchen Umständen, welche Fotos sie in Ordnung finden. Sie stufen auch ab zwischen Personenkreisen, zwischen Öffentlichkeitsgraden."
In der Studie hätten zwar nicht alle Kinder Fotos gleich eingestuft, aber auf Nachfrage hätte sich gezeigt, dass die Jugendlichen sehr klare Ideen hätten - und nur gefragt und ernstgenommen werden müssten.