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Studie zur Lage der Kinder in Deutschland
Arm oder nicht arm: Die ersten Jahre entscheiden

Wer in Armut aufwächst, der bleibt arm. Das belegt erneut eine aktuelle Studie zur Lage der Kinder in Deutschland. Besonders Kinder mit Migrationshintergrund gelten als armutsgefährdet. Erstaunlich ist, wie schwer es der Politik fällt, die richtigen Antworten zu finden.

Von Anja Nehls |
    Ein kleiner Junge steht mit schmutziger Kleidung, zerrissenen Hosen und verschiedenen Strümpfen in einem unaufgeräumten Zimmer.
    Wenn schon für die Kleidung das Geld fehlt: Schon früh entscheidet sich, welche Chancen Kinder im Leben haben (picture-alliance/ dpa)
    In Deutschland leben immer weniger Kinder. Knapp 20 Prozent betrug ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung vor zehn Jahren, jetzt sind es nur noch 16 Prozent. Die Lebenssituation und die Zukunftschancen von Kindern sind allerdings immer noch entscheidend von ihrer sozialen Herkunft, vom Einkommen und vom Bildungsstand der Eltern abhängig. 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien hatten im vergangenen Jahr Eltern, die ebenfalls Abitur oder Fachhochschulreife in der Tasche hatten. An Hauptschulen war das statistische Bild entsprechend. Nur bei Kindern aus Migrantenfamilien an den Gymnasien sehen die Zahlen zumindest ein wenig anders aus, sagt Sibylle von Oppeln-Bornikowski vom Statistischen Bundesamt.
    "Es gibt da doch einige, deren Eltern einen niedrigeren Bildungsabschluss haben und die sich erwarten, dass ihre Kinder einfach einen höheren Bildungsabschluss haben als sie am Ende."
    Mittlerweile haben 36 Prozent aller Kinder in Deutschland einen Migrationshintergrund. Jedes Dritte von ihnen gilt als armutsgefährdet. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund sind es nur knapp 13 Prozent.
    Rauchende Mütter: ein Armutsrisiko
    Kinderarmut kann zu sozialer Stigmatisierung führen und beeinflusst nicht nur Bildungschancen und soziale Teilhabe, sondern führt auch dazu, dass diese Kinder schlechtere Chancen haben, gesund aufzuwachsen, sagt, Mareike Bünning vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Dabei spielten sowohl das mangelnde Wissen um eine gesunde Lebensführung, als auch die fehlenden finanziellen Mittel dafür eine Rolle:
    "Eigentlich schon rund um die Geburt beginnt das, das beispielsweise Mütter mit niedrigerem sozioökonomischen Status in der Schwangerschaft öfter rauchen und diejenigen aus benachteiligten Familien treiben weniger Sport, sie ernähren sich weniger gesund, sind öfter übergewichtig und werden dann auch selbst beispielsweise öfter zu Rauchern."
    Eltern verzweifeln an der Politik – oft zu Recht
    Für Thomas Krüger von der Bundeszentrale für politische Bildung ist die frühkindliche Bildung von Kindern in der Kita ein Schlüssel für die Lösung vieler Probleme. Daneben müssten Kinder und Jugendliche auch individuell gefördert und ihr Selbstwertgefühlt viel stärker durch Mitbestimmung und Teilhabe gestärkt werden. Neben der Gesellschaft seien aber auch die Eltern in der Verantwortung:
    "Es ist tatsächlich manchmal grauenerregend, in welcher Situation sich Kinder bewegen, und vor allem, in welche Falle sie sich bewegen. Auf der einen Seite fehlt es an der Unterstützung in der eigenen Familie auf der anderen Seite ist die Familie in der sogenannten Hartz-IV-Falle, das heißt, jede Kindergelderhöhung wird sofort wieder von Harz IV einkassiert. Das heißt, man kann irgendwo auch verstehen, wenn Eltern an der Situation verzweifeln."
    Für Thomas Krüger ist der derzeit massiv vorangetriebene Kitaausbau der richtige Weg, um Kindern Chancengerechtigkeit zu ermöglichen. Betreuungseinrichtungen müssten zu Bildungseinrichtungen werden. Allerdings wächst die Wirtschaft in Deutschland schneller als die Bildungsausgaben, so die Statistiker. Zwar sind die Ausgaben für Kindertageseinrichtungen gemessen am Bruttoinlandprodukt in den letzten elf Jahren gestiegen, dafür war der Anteil der Ausgaben für Schulen rückläufig. Eine Rolle dabei spielen auch ein Rückgang der Schülerzahlen und der gesetzliche verankerte Ausbau der Kinderbetreuung. Jedes dritte Kind unter drei Jahren besucht in Deutschland inzwischen eine Kita.