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Studie zur Ökobilanz
"Bis zur Rente steigt der Energieverbrauch"

In einer Studie vom Umweltbundesamt zur Ökobilanz pro Kopf wurde festgestellt, dass mehr Verdienst meistens zu mehr Energieverbrauch führt. Zudem wurde erstmals der Verbrauch pro Kopf, Alter und Geschlecht errechnet. Dabei sehe man am deutlichsten den Einkommensanstieg im Alter und den damit verbundene Energieverbrauch, sagte Lisa Kossolobow vom Bundesumweltamt im DLF.

Lisa Kossolobow im Gespräch mit Britta Fecke |
    Mehrere ältere Personen sitzen am auf einer Parkbank im Schlosspark Pillnitz (Sachsen).
    Das Umweltbundesamt hat untersucht, wie das Einkommen mit dem persönlichen Ressourcenverbrauch korreliert - ein Faktor ist das Alter in Verbindung mit dem Einkommen. (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    Britta Fecke: Die persönliche Ökobilanz hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Ernährungsverhalten. Wer viel und häufig Fleisch isst, hat zum Beispiel eine schlechtere CO2-Bilanz als der Gemüseverzehrer, denn ein Kilo Rindfleisch aus Mitteleuropa entspricht einem CO2-Ausstoß von umgerechnet 111 Kilometern Autofahrt – das haben österreichische Wissenschaftler ermittelt. In die Berechnung fließt der Energie- und Flächenverbrauch für die Tierzucht ein. Doch unser Ernährungsverhalten ist nur ein Indikator für eine gute oder schlechtere Ökobilanz: Das Umweltbundesamt hat untersucht, wie das Einkommen mit dem persönlichen Ressourcenverbrauch korreliert. Ich bin jetzt verbunden mit Lisa Kossolobow aus dem Fachgebiet "Nachhaltiger Konsum" beim Umweltbundesamt. Frau Kossolobow, geht ein hohes Einkommen mit einem großen Umweltbewusstsein einher und damit einer entsprechend guten Ökobilanz des Verbrauchers?
    Lisa Kossolobow: Leider nicht in jedem Fall. Meistens ist es so, wer mehr Geld hat, gibt es auch aus, dann leider vor allem in den Bereichen, die besonders viel CO2-Emission verursachen, wie zum Beispiel größere Autos zu fahren oder auch generell lange Autofahrten, große Wohnungen oder Eigenheime besitzen und auch viele Fernreisen beziehungsweise Flugreisen zu unternehmen, also genau die Big Points beim Konsum, die eben die Ökobilanz des Menschen am stärksten beeinflussen. Aber eben nicht unbedingt, es gibt auch Ausnahmen: So kann ein hohes Einkommen und eine positive Umwelteinstellung auch zu einer guten Ökobilanz führen, nämlich gerade bei diesen Big Points, wenn dort die Personen gut handeln. Also der Typus des bewussten Durchschnittsverbrauchers zum Beispiel verdient viel, aber unternimmt trotzdem wenig Flugreisen, fährt ein kleines, effizientes Auto oder womöglich nutzt er sogar Carsharing und hat die Wohnung gut gedämmt. In dem Fall wäre das dann eine positive Korrelation.
    "Der Typus der bewussten Durchschnittsverbraucher macht nur sieben Prozent der Gesamtbevölkerung aus"
    Fecke: Wie groß ist denn diese Schicht, weil man sieht ja immer mehr, die bewusst auf ein Auto verzichten, Sie sprachen es schon an, Carsharing, die auch Couchsurfen, die relativ umweltbewusst unterwegs sind, nicht so viel Wert auf Statussymbole legen und eher ein gutes Fahrrad haben und dafür gar kein Auto. Das ist doch eine relativ große Gruppe, oder sieht das nur so aus?
    Kossolobow: Leider sieht das nur so aus. Also der Typus der bewussten Durchschnittsverbraucher, wie Sie eben erklärt haben, macht nur sieben Prozent der Gesamtbevölkerung aus, allerdings muss man dazu sagen, gibt es ja auch die Sparsamen oder die von Natur aus eben ökologischer sind, weil sie gar nicht so viel verdienen – also da haben wir eben wieder diesen Zusammenhang mit Verdienst und Umweltverbrauch.
    Fecke: Sie haben ja in der Studie auch den Gesamtenergieverbrauch pro Kopf und Alter errechnet und nach Geschlechtern geordnet. Wie verhält sich das?
    Kossolobow: Genau, das ist erstmalig in dieser Studie so ausgerechnet worden, und da sieht man eben am deutlichsten diesen Einkommensanstieg des Energieverbrauchs und damit auch im Alter. Also sozusagen bis zur Rente steigt der Energieverbrauch immer mehr an mit dem höher werdenden Alter, was ja auch eben mit dem Einkommen meistens zusammenhängt, und ab 65 sinkt der Energieverbrauch dann wieder. Es gibt noch Unterschiede im Geschlecht, die es ein bisschen leicht – bei den Männern ist es etwas erhöht, liegt meistens eben auch an dem Einkommen und an unterschiedlichem Mobilitätsverhalten und Ernährungsverhalten.
    "Frauen konsumieren meistens etwas bewusster"
    Fecke: Können Sie das ein bisschen ausführlicher schildern, unterschiedliches Ernährungsverhalten?
    Kossolobow: Also, es ist schon aus anderen Studien auch errechnet worden oder gesehen worden, dass Frauen meistens etwas bewusster konsumieren. Wir hatten ja vorhin schon das Thema Fleisch, da ist es bei den Frauen etwas überrepräsentiert, die eben mehr darauf achten. Und genau, bei der Mobilität ist es eben auch so, was natürlich oft auch eben mit dem Beruf zum Beispiel zusammenhängt oder mit dem Einkommen oder dass Männer vielleicht dort ein bisschen andere Präferenzen haben und mehr unterwegs sind.
    Fecke: Wer mehr verdient, lebt meist umweltschädlicher – das hat das Umweltbundesamt in einer Studie herausgefunden. Ich sprach mit Lisa Kossolobow aus dem Fachgebiet "Nachhaltiger Konsum" beim Umweltbundesamt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.