Trotz Bemühungen der Politik ist die Quote der Studienabbrecher nach wie vor hoch. Nach einer neuen Studie liegt sie bei Bachelor-Studenten bei 29 Prozent. Seit der letzten Erhebung sank sie an Universitäten leicht von 33 auf 32 Prozent, dagegen stieg sie bei Fachhochschulen von 23 auf 27 Prozent.
Die Zahlen stammen aus einem Projekt des Forschungsministeriums. Es begann Anfang 2014 und endete Mitte 2016. Für die Befragung wurden auf Basis einer bundesweit repräsentativen Stichprobe insgesamt 32 Universitäten und 28 Fachhochschulen einbezogen. In die Auswertung liefen Aussagen von gut 6.000 Exmatrikulierten ein. Aufgabe der Untersuchung war es auch, nach Gründen für die Studienabbrüche zu suchen und Lösungen aufzuzeigen.
Zu hohe Anforderungen
Der häufigste Grund für einen Abschied vom Studienfach waren zu hohe Anforderungen: Bei 30 Prozent der Abbrecher spielten "unbewältigte Leistungsanforderungen" eine Rolle. Danach folgten mangelnde Motivation (17 Prozent) und der Wunsch nach mehr Praxis (15 Prozent). Nachrangig sind dagegen finanzielle Engpässe oder die schwierige Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Studium.
Wanka: Abbruch bedeutet kein Scheitern
Forschungsministerin Wanka (CDU) sagte bei der Vorstellung der Zahlen, der frühe Zeitpunkt des Studienabbruchs und der schnelle Wechsel in eine Ausbildung wiesen darauf hin, dass viele Menschen noch nicht genug über ihren Berufsweg wüssten: "Das zeigt, wie wichtig eine gute Berufsorientierung bereits in der Schulzeit ist." Hier habe der Bund seine Angebote massiv ausgebaut. Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass ein Studienabbruch kein Scheitern der beruflichen Karriere bedeute.
Um die Abbrecherquote zu verringern, müssen die Universitäten seit vorigem Jahr zehn Prozent der Mittel aus dem "Hochschulpakt 2020" für Maßnahmen gegen Studienabbruch verwenden. Und wenn es trotzdem nicht klappt mit dem Studium, sollen Abbrecher für die berufliche Bildung gewonnen werden.
Hochschulen für Orientierungsphasen
Um die Quote der Studienabbrecher zu verringern, schlägt der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Hippler, Orientierungsphasen und Hilfsprogramme vor. Viel zu oft wüssten Erstsemester nicht, was sie an den Unis erwarte, und sie seien dann frustriert über Misserfolge bis hin zum Studienabbruch, sagte Hippler der Deutschen Presse-Agentur. Die notwendige Orientierung könnten große Hochschulen durchaus leisten, meint Hippler: "Indem die Abiturienten nämlich erst einmal nicht zu einem Studienfach zugelassen werden, sondern zum Studium an der Hochschule generell". Der Studierende solle in dieser Orientierungsphase zwar Leistungsnachweise erbringen, müsste sich aber noch nicht festlegen.
Migranten brechen besonders oft Studium ab
Besonders häufig scheitern an den Universitäten Studierende aus Zuwandererfamilien und Ausländer. Die Abbrecherquote sei in dieser mehr als 700.000 Menschen umfassenden Gruppe mit bis zu 41 Prozent im Schnitt deutlich höher als bei Kommilitonen ohne Migrationshintergrund, heißt es in einer eigenen Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, die bereits gestern veröffentlicht wurde. Die Experten empfehlen den Hochschulen daher, die Belange solcher Studenten verstärkt in ihrem Angebot zu berücksichtigen.
(adi/mg)