Das Verfahren der Selbstbewerbung hat sich bewährt, findet die Generalsekretärin der Studienstiftung des deutschen Volkes, Dr. Anette Julius. In den vergangenen drei Jahren sei es bereits fünf mal durchlaufen worden - mit großen Erfolg, wie sie sagt:
"Nach außen haben wir mit der Einführung der Selbstbewerbung ein ganz wichtiges Signal der Öffnung gesendet, ein Signal, dass es uns mit Chancengerechtigkeit ernst ist. Und ich glaube auch, dass die Einführung der Selbstbewerbung ein wichtiger Schritt war, um uns bei jungen Erwachsenen und Schülern bekannter zu machen."
Chemie-Student Benjamin Basler hätte ohne die Möglichkeit der Selbstbewerbung sicherlich kein Stipendium der Studienstiftung erhalten. Sein Abi war mit einem Zweierschnitt einfach nicht gut genug. Zudem entschied sich der heute 25-Jährige zunächst für eine Ausbildung. Erst danach schrieb sich Benjamin Basler am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein:
"Also ich hab im Internet mich über die verschiedenen Stiftungen informiert und bin dann auf die Studienstiftung als die in Anführungszeichen neutrale Stiftung gestoßen und hab dann auch gelesen, dass sie die Selbstbewerbung in den ersten zwei Semestern angeboten haben und hab mich dann erst kurz vor Ende der Bewerbungsfrist beworben."
Das Bewerbungsverfahren
Die erste Stufe der Bewerbung ist schlicht, man meldet sich online für einen Test an, der in mehreren Universitätsstädten angeboten wird. Das Drittel der Testbesten wird dann zu einem zweitägigen Auswahlseminar eingeladen. Und letztlich wird jeder vierte, der es geschafft hat, ins Auswahlgespräch geladen zu werden, als Stipendiat angenommen. Auch Robin Kollhoff ist über die Selbstbewerbung in die Studienstiftung gekommen. Der 24-Jährige aus NRW studiert heute am KIT Bioingenieurwesen:
"Ein ganz großer Grund war für mich jetzt auch die finanzielle Unterstützung, weil bevor ich angefangen habe mit dem Studium, war das eben ein kritischer Grund. Wie finanziere ich jetzt mein Studium. Die Frage war für mich nicht trivial und ich habe mich eben nach Möglichkeiten umgesehen und das war für mich eben jetzt eine attraktive, sich um ein Stipendium zu bewerben."
Für die Studienstiftung entschied sich Kollhoff wegen der politischen und religiösen Ungebundenheit der Stiftung und dem einfachen Zugang zum Testverfahren:
"Jetzt gerade dieser Auswahltest von der Studienstiftung, das war so mit die geringste Überwindung: Weil generell setzen diese Begabtenförderungswerke eine ganze Reihe von Anforderungen an ihre Stipendiaten, grade bei der Bewerbung, dass man eine ganze Reihe von Gutachten und Kriterien erfüllen muss. Und gerade bei diesem Test konnte sich einfach jeder bewerben."
Unterstützung häufiger für Nicht-Akademiker-Kinder
Studierende wie Benjamin Basler und Robin Kollhoff, für die die finanzielle Unterfütterung durch Stipendien eine große Rolle spielt, hatten vor 2010 oft Schwierigkeiten in den Eliteklub der Studienstiftung aufgenommen zu werden.
Eine Studie hatte 2008 ergeben, dass 80 Prozent der Geförderten aus so gut gestellten Elternhäusern kamen, dass sie nur die ideelle Förderung und das Büchergeld erhielten. Eine Gerechtigkeitslücke tue sich auf - mahnten die Kritiker. Und die Studienstiftung reagierte:
"Insgesamt ist der Anteil von Erstakademikern - also solchen Studierenden, deren Eltern keine Hochschule besucht haben - in den letzten fünf Jahren sehr stark gestiegen. Jetzt haben wir fast 30 Prozent, nämlich 28 Prozent. Das ist aber nur gelungen, weil wir das Verfahren auf allen Ebenen darauf abgeklopft haben, ob sie nach Herkunft diskriminieren."
Die Selbstbewerbung sei da nur ein Baustein, erläutert Generalsekretärin Anette Julius. Auch die Schulen sind aufgefordert worden, mehr Abiturienten aus Nicht-Akademiker-Familien vorzuschlagen. Mit dem Instrument der Selbstbewerbung erreiche man heute zwischen 33 und 38 Prozent sogenannter Erst-Akademiker:
"Unter den Testbesten sind es dann aber doch 'nur' 23 Prozent Erstakademiker. Also der Anteil, den wir inzwischen auch über die anderen Verfahren erreichen."
Schon 1.000 Studierende im Verfahren
Rund 1.000 Studentinnen und Studenten bewerben sich derzeit im Online-Verfahren um die Teilnahme am Test. Generalsekretärin Julius freut sich, dass jene, die dann in die zweite Stufe des Auswahlverfahrens kommen, genau die gleichen Chancen haben wie Abiturienten, die von ihren Schulen vorgeschlagen werden:
"In den Auswahlverfahren selbst sind sie genauso häufig aufgenommen worden wie Abiturienten, die über ihre Schule vorgeschlagen worden sind. Also mit einer Aufnahmequote von ungefähr 25 Prozent. Das heißt in absoluten Zahlen, es sind dann immer rund 100 Stipendiaten und Stipendiatinnen gewesen, die auf diesem Weg in die Studienstiftung reinkommen und da würden wir uns sehr wünschen, dass wir einfach noch mehr Leute auf diesem Weg erreichen können."