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Studienkredite
Konditionen genau überprüfen

Studienkredite gibt es als kurzfristige Überbrückungen oder auch als komplette Studienfinanzierung. Die Auswahl ist enorm. Für wen sich welches Angebot lohnt, hängt von der jeweiligen Lebenssituation ab. Ein paar wichtige Kriterien sollten bei der Entscheidung beachtet werden.

Von Leonard Ameln |
    Eine junge Frau prüft ihre Kontoauszüge, während sie vor ihrem Laptop sitzt.
    Keine Zeit für einen Nebenjob? Dann kann ein Studienkredit helfen. (dpa / picture alliance / Hans Wiedl)
    Etwa 30 Banken, Fonds und Studentenwerke bieten Studienkredite an, dabei ist die Bandbreite der Möglichkeiten enorm - der Markt bietet kurzfristige Überbrückungen bis hin zur kompletten Studienfinanzierung. Neben den Studienkrediten, gibt es allerdings noch andere Finanzierungs-Möglichkeiten, die günstiger sind, sagt Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung CHE:
    "Erst mal einen BAföG-Antrag stellen, die Hälfte davon ist geschenktes Geld, ein Stipendium beantragen, auch wenn ich vielleicht nicht der Einserkandidat bin, da gibt es viele Stipendiengeber, die ehrenamtliches Engagement belohnen. Nebenjob! Selbst wenn mein Studium durch einen Nebenjob einen Tick länger dauert, kann sich das lohnen, weil ich Verschuldung vermeide und super Berufserfahrung sammele."
    Es gibt jedoch Zeiten im Studium, in denen man nicht arbeiten kann oder sollte. Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale NRW:
    "Aber man sollte zunächst einmal schauen, vielleicht komme ich so hin. Man sollte in der Examensphase, oder in den letzten zwei Semestern, wo es ums Eingemachte geht - also um einen guten Abschluss - sich dann aus Jobs zurückziehen, die man vorher hatte. Um dann mit einem Studienkredit sich Freiheiten zu schaffen, den ganzen Tag lernen zu können, um dann später eine nicht so hohe Schuld zurückbezahlen zu müssen."
    Fallstricke bei Studienkrediten
    Ist nach reiflicher Überlegung die Entscheidung für einen Kredit gefallen, sollten die Konditionen genau geprüft werden. Einen guten Überblick über Vor- und Nachteile der jeweiligen Angebote bieten die meisten Studentenwerke, die Stiftung Warentest und eine jährlich erscheinende Studie des Centrums für Hochschulentwicklung. Ulrich Müller hat die Studie geleitet und nennt die häufigsten Fallstricke:
    "Zum einen ist das die Gefahr steigender Zinsen. Wir befinden uns in einer Niedrigzinsphase. Und man sollte auf einen festen Zinssatz achten, damit einem das erhalten bleibt. Eine zweite Gefahr ist: Manche Angebote haben keine Stundung der Zinsen in der Auszahlungsphase, das haben leider die Hamburger Sparkasse, die ApoBank, die evangelische Kreditgenossenschaft und selbst die KfW schließt das nur auf Antrag aus. Und das Dritte ist, dass man Wert darauf legt, dass die Rückzahlungsmodalitäten von Anfang an klar sind."
    Konditionen sollten offen gelegt sein
    Die Stiftung Warentest empfiehlt, zunächst den Kreditbedarf zu kalkulieren - knapp und realistisch, damit die Schulden am Ende des Studiums noch zu bewältigen sind. Studienkredite sind zwar in der Regel günstiger als gewöhnliche Kredite, dennoch sollten Studierende die Kosten genau im Auge behalten. Anbieter, die nicht alle Konditionen von vornherein offen legen, sollten gemieden werden. Einen Testsieger gibt es bei der Untersuchung des CHE zu den Studienkrediten jedoch nicht:
    "Keins von diesen Angeboten ist das Beste, und keins ist so schlecht, dass man sagt, da muss man warnen vor."
    Individuelle Situation ausschlaggebend
    Vor allem die individuelle Situation ist bei der Entscheidung ausschlaggebend: So kann man beispielsweise mit dem Marktführer, dem KfW-Studienkredit, kein Auslandssemester finanzieren - es sei denn man bleibt an einer deutschen Uni eingeschrieben, was jedoch meistens unpraktisch ist. Für den Durchschnittsstudenten ist das Angebot der KfW jedoch grundsolide und günstig, sagt Müller. Fazit: Ein Studienkredit ist die letzte Lösung für eine Lücke die man anders nicht schließen kann. Wenn Student ihn dann doch braucht, dann ...
    "... sind die Beratungseinrichtungen der Studentenwerke immer ein guter Tipp. Die haben Zeit, die beraten neutral, da kann man immer gerne drauf hinweisen."