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Studienplatzvergabe
Tipps für die Last-Minute-Bewerbung

Wer jetzt noch einen Studienplatz sucht, sollte sich an die zentralen Beratungsstellen der Unis wenden oder einen Test machen, sagte Peter Schott, Leiter der Zentralen Studienberatung der Uni Münster, im DLF. Über den Hochschulkompass lasse sich herausfinden, wo das gewünschte Fach vielleicht sogar zulassungsfrei ist.

Peter Schott im Gespräch mit Kate Maleike |
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    Dieser Tage laufen die Fristen für die Bewerbung um einen Studienplatz ab. (picture-alliance / dpa / Thomas Frey)
    Kate Maleike: Die Studienplatzbewerbung auf den letzten Drücker beschäftigt uns ja heute, und dabei kennt sich Peter Schott bestens aus, denn er leitet die zentrale Studienberatung an der Uni Münster und ist auch Mitglied im Bundesverband der Studienberater, GIBet. Guten Tag, Herr Schott!
    Peter Schott: Tag, Frau Maleike!
    Maleike: Sie haben in Münster, so, wie wir gerade in Bochum gehört haben, auch den langen Abend der Studienberatung veranstaltet. Was waren denn bei Ihnen die drängendsten Fragen?
    Schott: Die drängendsten Fragen, vermutlich wie in Bochum auch und in den anderen Orten – es war ja fast ganz NRW beteiligt. Es gibt sozusagen zwei Arten von Menschen, die da noch hingekommen sind. Das eine sind die, die schon eine Idee haben, was sie studieren wollen, aber nicht glauben, noch an einen Platz zu kommen. Ob es noch Ideen gibt, wie man eine Studienplatzbewerbung richtig hinkriegt. Und die anderen sind diejenigen, die noch nicht so richtig wissen, was sie wirklich wollen. Das ist dann natürlich ein etwas härteres Kaliber.
    "Keine Heilsversprechen erwarten"
    Maleike: Also diejenigen, die noch nicht so richtig wissen, was sie wollen, also noch ein bisschen orientierungslos sind, wie können die sich denn, weil die Studienberatung schließt ja nicht, wie können die sich am besten noch informieren jetzt auf den letzten Drücker?
    Schott: Das war der richtige Tipp. Die Studienberatung schließt noch nicht, ganz richtig. Wir haben an jeder Uni in Deutschland eine zentrale Studienberatungsstelle und an den meisten Fachhochschulen in Deutschland. Und ich würde den entsprechenden Leuten dringend ans Herz legen, nehmt mit denen Kontakt auf. Ich vermute, dass jede dieser Einrichtungen so etwas wie eine offene Sprechstunde hat. Einen richtigen Einzelberatungstermin wird man wahrscheinlich nicht mehr kriegen. Offene Sprechstunde, E-Mail, Telefon - alles noch tun, um tatsächlich sich beraten zu lassen. Ansonsten gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, Tests auszuprobieren. Da sollte man allerdings sich erstens nicht ein Heilsversprechen von erwarten, und zweitens darauf achten, dass man seriöse Tests erwischt, etwa in Nordrhein-Westfalen studifinder.de, der vom Land und von den Universitäten und Fachhochschulen getragen wird. Oder in Baden-Württemberg das Pendant, wasstudiereich.de, das sind seriöse Sachen, wo man zumindest Anregungen kriegen kann und Hilfestellung.
    Maleike: Hilfestellung darüber, welcher Studiengang der richtige für einen ist, oder welcher Beruf, der dahintersteckt.
    Schott: "Der richtige" ist jetzt vielleicht ein bisschen gewagt, aber wer sozusagen in Frage kommen könnte.
    Maleike: Der geeignete.
    Schott: Genau, ja.
    "Es wird Zeit für das dialogorientiertes Serviceverfahren"
    Maleike: Ich hatte es ja schon in der Anmoderation erwähnt: Seitdem es die ZVS, also die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen nicht mehr gibt für die zulassungsbeschränkten Studiengänge, herrscht da ja ein ziemliches Chaos. Der Weg zum Studienplatz, ist der aus Ihrer Sicht, aus der Beratersicht schwieriger geworden oder leichter?
    Schott: Weder noch. Es gab auch schon zu Zeiten der ZVS, waren es nur bestimmte Fächer, die über die ZVS vergeben wurden, was übrigens in dem Moment auch aufhörte, als der Bachelor eingeführt wurde, weil es eben für den Bachelor keine Rahmenprüfungsordnung mehr gibt, wie es das für Diplomstudiengänge gab. Aber natürlich haben Sie recht: Es wäre an der Zeit, dass nun endlich das dialogorientierte Serviceverfahren, was seit einer Weile entwickelt wird und wo immer wieder dann doch Schwierigkeiten auftauchen, dass das tatsächlich irgendwann funktioniert. hochschulstart.de hat uns Hoffnung gemacht, dass das 2018 der Fall sein wird, und ich würde mich im Sinne der Bewerber natürlich sehr freuen, wenn das dann auch der Fall ist.
    Maleike: Was kann ich denn jetzt tun, wenn ich keinen Studienplatz bekommen habe?
    Schott: Na ja, ob Sie noch keinen bekommen haben, wissen Sie ja noch nicht.
    Maleike: Aber wenn ich keinen bekomme.
    Schott: Ich würde gerne den Jonas aufgreifen aus dem Beitrag vorher, Jonas aus Dortmund. Der sagt so schön: Ich hab Schwierigkeiten mit der Zulassung, weil ich so ein schlechtes Abi hab. Jonas, du willst Sozialwissenschaften studieren, hab ich gehört. Es gibt in Deutschland nach wie vor Unis, wo man zulassungsfrei Sozialwissenschaft studieren kann. Das heißt, der Tipp ist, recherchiert, diejenigen, die das betrifft, die ein nicht so gutes Abi haben und jetzt zum Winter aber noch studieren wollen, recherchiert über den Hochschulkompass, an welcher Uni euer Fach vielleicht sogar zulassungsfrei ist. Selbst Fächer wie BWL und Rechtswissenschaften sind an manchen Unis in Deutschland noch zulassungsfrei. Und zulassungsfrei heißt, jeder, der ein Abi hat, kriegt mit Sicherheit einen Platz, das ist eine Studienplatzgarantie. Das heißt, wenn Jonas das wirklich ernst meint, dass er zu diesem Winter Sozialwissenschaften studieren will, kann er das an der Uni Trier und an der Uni Vechta problemlos realisieren.
    "An möglichst vielen Hochschulen bewerben"
    Maleike: Bleiben wir doch mal bei Jonas als Beispiel. Jonas hat sicherlich auch in den letzten Jahren gehört, dass die Hochschulen ziemlich überlaufen sind. Ist es in diesem Jahr auch bei Ihnen so? Haben Sie einen Ansturm?
    Schott: Wir haben einen Ansturm - das kann man schlecht einschätzen. Es ist eigentlich nicht mehr als im letzten Jahr, aber im letzten Jahr war es natürlich auch schon ein bisschen mehr. Wir gehen davon aus, dass sich der doppelte Abi-Jahrgang über mehrere Jahre verteilt, vor allen Dingen natürlich auch das letzte und auch dieses Jahr. Wir werden es sehen. Ich kann Ihnen keine Zwischenstände nennen, dafür haben wir jetzt nicht sozusagen exakt tageweise erfasst, wie viele Leute jeweils gekommen sind. Ich kann nur sagen, der lange Abend war auch bei uns sehr gut besucht, vielleicht noch ein bisschen besser als im Vorjahr, aber das können natürlich auch Zufallseffekte sein.
    Maleike: Haben Sie denn jetzt noch einen Insider-Tipp zum Schluss aus Ihrer langjährigen Beratertätigkeit, für diejenigen, die ein Studium aufnehmen wollen, aber ein bisschen spät dran sind.
    Schott: Im Grunde genommen sollen die all das befolgen, was ich gerade schon - also die noch nicht so genau wissen, sollen bitte in die ZSBen gehen, sollen einen Test nutzen. Und die anderen möchten sich bitte an möglichst vielen Hochschulen bewerben. Und wenn es dann wirklich nicht klappt, dann sollen sie es nicht so schlimm nehmen. Die sind doch alle noch sehr jung, und das Leben ist noch vor euch. Da kann man in einem Jahr auch tolle andere Erfahrungen machen.
    Maleike: Sagt Peter Schott, der Leiter der Zentralen Studienberatung in Münster. Ganz herzlichen Dank, Herr Schott, für diese Last-Minute-Tipps für den Studienbeginn im Wintersemester dann hoffentlich. ZSB heißt übrigens Zentrale Studienberatung. Danke für das Gespräch, und Grüße nach Münster!