Dass Darmstadt im Vergleich von 30 Hochschulstädten dabei bundesweit den höchsten Anstieg an Mieten für Studierenden-Buden zu verzeichnen hat, wundert die Betroffenen auf dem Campus nicht:
"Es ist schwierig eine Wohnung zu finden. Ich habe heute Abend meine vierundzwanzigste Besichtigung und bin seit zwei Monaten am Suchen."
"Der Raum ist für mich sehr hart zu finden. Ich habe das erste Mal ein Jahr gesucht. Privat ist es auch sehr schwierig und sehr teuer."
"Ich habe schon von einigen Freunden gehört, dass die wieder zur Familie gezogen sind, weil sie sich das nicht leisten können. Das ist schon heftig."
Zahl der Studierenden ist in Darmstadt stark gestiegen
Der Geschäftsführer des Studierendenwerks Darmstadt Rüdiger Rosenthal hat eine Idee, warum es gerade im Rhein-Main-Gebiet in den letzten Jahren so teuer geworden ist. Die Zahl der Studierenden sei an den drei Darmstädter Hochschulen binnen zehn Jahren stark gestiegen- die nötigen neuen Wohnheimplätze habe das Land Hessen jedoch nicht geschaffen:
"Ungefähr 7600 Euro bekommen wir vom Land für einen Wohnheimplatz. So ein Wohnheimplatz kostet ungefähr 75.000 Euro im Moment. Da können sie sich ausrechnen, der Rest muss irgendwie durch Mieten zwischenfinanziert werden. Und das ist sehr schwer. Es wird immer gerne Bayern genannt in dem Zusammenhang. Die bekommen für jeden Wohnheimplatz 32.000 Euro. Und können dann natürlich auch mit den Mieten ganz anders umgehen, als wir es können."
Dazu kommt, dass auch die Stadt Darmstadt nicht genug Wohnraum für einkommensschwächere Mieter schafft. Das sieht zumindest Kevin Bettin so. Er studiert an der Technischen Universität Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen und findet, dass die Stadt Darmstadt, die den Beinamen "Wissenschaftsstadt" trägt, ihre eigenen Wohnungen zu teuer vermietet:
"Wir wohnen nicht im Studentenwohnheim sondern in einer städtischen Wohnung. Und selbst die treiben den Mietspiegel jetzt wieder um 10 Prozent hoch. Wir haben jetzt 160 Euro Mieterhöhung in diesem Monat gehabt. Normalerweise stellen die Städtischen ja Wohnungen für die ärmeren Leute zur Verfügung, aber hier in Darmstadt wird das genau umgekehrt gemacht. Die Armen zahlen die Zeche für die ganze Stadt. Da ist die Politik verantwortlich und die zieht sich aus der Affäre. Das ist ja das Tragische, dass gerade die Politik, die ja immer jammert über Mietsteigerungen, hier selber die Mietsteigerungen verursachen. Doppelzüngig für mich."
Auch die städtische Wohnungsgesellschaft erhöht stark die Miete
Besonders verärgert ist Kevin Bettin darüber, wenn die städtische Wohnungsgesellschaft auch noch Studierenden-WGs dazu benutzt, alte Mieter zu verdrängen:
"Ja, direkt bei mir in der Nachbarschaft musste ein älteres Ehepaar jetzt ausziehen nach 45 Jahren im Zuge der Modernisierung im Rhön-/Spessartring. Und jetzt ziehen da Studenten ein mit 1300 Euro Kaltmiete. Von 700 auf 1300 Euro – das ist der Wahnsinn. Das treibt die Mieten so nach oben bei uns in der gesamten Siedlung."
Rüdiger Rosenthal vom Studierendenwerks Darmstadt kann den Ärger der Studierenden über den Mietenanstieg in der Stadt gut nachvollziehen:
"Wir haben im Moment eine Durchschnittsmiete von 345 Euro warm. Das Bafög wurde gerade angepasst und damit auch der Bedarfssatz für Wohnen. Er wurde angehoben von 250 auf 325 Euro. Da sieht man schon, wir sind auch hier 20 Euro über dem Bedarfssatz, den Bafög zur Verfügung stellt. Also auch hier muss schon der Bafög-Empfänger jeden Monat irgendwo 20 Euro besorgen, damit er diese Miete bezahlen kann. Und das sind wir mit unserer günstigen Miete. Hier werden Mieten aufgerufen in Darmstadt bis zu 760 Euro für einen Platz im privaten Wohnungsmarkt."
Professor Michael Voigtländer vom Institut der Deutschen Wirtschaft hat eine Vermutung, warum es gerade im Rhein-Main-Gebiet so teuer geworden ist:
"Eine Begründung kann sicherlich sein, dass die Mietpreisebremse für Hessen in der Zeit auch ausgelaufen ist beziehungsweise für ungültig erklärt worden ist. Das kann durchaus einen Effekt gehabt haben. Kann aber eben auch bedeuten, dass wir in diesen Teilen der Märkte eine besondere Knappheit an einfachen, kleinen Wohnungen haben. Und das wir deswegen hier noch mal einen enormen Preiszuwachs haben."