Über 100 Interviews mit Besuchern des Studio 54, Künstlern, Designern und Leuten, die in dem Club gearbeitet haben, hat Kurator Matthew Yakobosky geführt. Er hörte sich nicht nur deren Geschichten an, sondern sammelte Fotografien, Zeichnungen, Mode-Accessoirs und Nightlife-Outfits, die jetzt ausgestellt werden. Auch Original-Cocktailmixer und Gläser aus dem Studio 54 dürfen nicht fehlen.
Matthew Yakobosky: "Das Studio 54 war besonders interessant wegen der unglaublichen Kreativität, die innerhalb seiner Mauern entstand und sich dort vermehrte. Dies bildet den zentralen Fokus der Ausstellung – eine perfektes Thema, das sich hier im Brooklyn Museum erkunden lässt. Und dies zu einer Zeit, in der sich viele Marken, Designer vom Studio 54 inspirieren lassen und gleichzeitig das Thema sexueller Befreiung aktuell ist. 'Night Magic' zeigt auf, wie der Club entstanden ist und zu einem Vorbild für kreativen Aufbruch wurde."
Magische Anziehungskraft
Vom Tag der Eröffnung an war das Studio 54 der Ort, der eine magische Anziehungskraft ausstrahlte und das lag neben der Liebe zum Detail, der Musik, den vielen prominenten Gästen auch an dem Ort, wo sich der Club befand, erzählt Kurator Yakobosky
"Das Studio 54 wurde in das Gebäude einer ehemaligen Oper gesetzt. Sie nahmen die Bühne heraus und machten daraus die Tanzfläche. Die gesamte Infrastruktur des Theaters blieb aber erhalten. So gab es das Proszenium und die Sitzplätze. Und man konnte die gesamte Nacht hindurch die Umgebung verändern. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang bis hin zum Schneesturm – das gab es alles in einer Nacht. Und jeder auf der Tanzfläche war ein Star im Scheinwerferlicht."
Regelmäßig ließen sich Mick Jagger, Cher, Liza Minelli, Andy Warhol im Studio 54 blicken. Dazu die angesagten Designer: Calvin Klein, Yves Saint Laurent oder Kenzo. Künstler wie Donna Summer, Grace Jones und Diana Ross traten in dem legendären Club auf. Klar, dass jeder ins Studio 54 wollte, aber die Einlass-Politik der Türsteher war gnadenlos. Make up-Artist Sandy Linter schminkte die Supermodels jener Zeit und war dort Dauergast. Sie erinnert sich an einen Ausspruch von Andy Warhol, der das Studio 54 ziemlich treffend charakterisierte.
"Andy Warhol hat mal gesagt: 'Wenn du zum Club kommst, ist es beim Einlass eine Diktatur und auf der Tanzfläche Demokratie.'"
Auch Berühmtheiten mussten manchmal draußen bleiben, wie etwa Chic. Dass ihnen in der Silvesternacht 1977/78 kein Einlass gewährt wurde, inspirierte sie zu dem Welthit "Le Freak".
Entsprechend zeigt die Ausstellung "Night Magic" nicht nur Exponate - allgegenwärtig ist in den Räumen des Brooklyn Museum die Musik dieser Ära, vor allem Disco und die Anfänge des Hip Hop.
Dass man sich im Studio 54 so ausleben konnte, lag mit Sicherheit auch daran, dass nur wenig fotografiert werden durfte und sich so die Gäste unbeobachtet fühlten. Wenn überhaupt Fotografen zugelassen wurden, dann nur für eine beschränkte Zeit. Einer der wenigen, der das Glück hatte, dort fotografieren zu dürfen, war Dustin Pittmann. Viele seiner Fotos sind in der Ausstellung zu sehen. Er erinnert sich an legendäre Abende:
Der Geruch von Schweiß und Sex
"Der Club war so einmalig, weil sie für jedes Event nur das Beste vom Besten hatten. Vom Floristen bis zum Caterer. Es gab einmal eine große Geburtstagsparty für Liz Taylor und ihre Lieblingsblumen waren unter anderem Gardenien. Und so war das ganze Studio 54 damit ausgeschmückt worden. Und wenn man durch die Korridore Richtung Tanzfläche lief, wummerte der Disco-Sound und man roch den Schweiß und den Sex. Aber der Geruch der Gardenien überlagerten alles an diesem Abend."
Es sind unter anderem diese Anekdoten, die die Einzigartigkeit des Studio 54 unterstreichen, einem Club der trotz der knapp drei Jahre seines Bestehens von 1977 – 1980 Geschichte geschrieben hat.