Stühle rücken im Seminarraum 14-006: Der Raum wird für ein Gruppenreferat vorbereitet – Thema ist ein Text des britischen Sozialanthropologen Tim Ingold.
"Wir hoffen, dass ihr den Text gelesen habt, die verschiedenen Kapitel sind aus dem Buch "The Life of Lines."
Es geht in diesem Seminar um "Wissen und wahrnehmen", aber nicht um den klassischen Wissenserwerb in bestimmten Fächern oder wissenschaftlichen Disziplinen, betont Professor Markus Mühling.
"Es ist also nicht so, dass wir primär uns an Disziplinen, sondern dass wir an bestimmten Phänomenen uns orientieren – also diesmal am Phänomen des Wissens. Und da fragen wir aus verschiedenen Perspektiven nun: Wie kommt das zustande? Aus philosophischen, biologischen, anthropologischen Perspektiven – ja sogar aus theologischen Perspektiven, wenn es etwa darum geht, dass zu jedem Handeln auch bestimmte Gewissheiten notwendig sind, die nicht mehr empirisch testbar sind, auf die wir uns verlassen."
Die Veranstaltung gehört zum akademischen Grundgerüst für das Studium Individuale: Pro Semester ein sogenanntes Kernmodul, ansonsten freie Kursauswahl. Dahinter stehen zwei Grundgedanken, erläutert Studienkoordinator Volker Balli.
"Das eine ist, dass Studierende motivierter studieren, wenn sie selber ihr Studium mitgestalten können – also im Studium Individuale kann man ungefähr zwei Drittel des Studiums selber bestimmen. Und zweitens, dass man auch sinnvoller studiert, wenn man etwas Relevantes studiert, und dass den Studierenden also diese Wahlfreiheit an die Hand gegeben wird, um Probleme, die heute von Relevanz sind – Finanzmarkt, Migration, Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit – unter Rückgriff auf verschiedene Fächer zu studieren."
"Wir hoffen, dass ihr den Text gelesen habt, die verschiedenen Kapitel sind aus dem Buch "The Life of Lines."
Es geht in diesem Seminar um "Wissen und wahrnehmen", aber nicht um den klassischen Wissenserwerb in bestimmten Fächern oder wissenschaftlichen Disziplinen, betont Professor Markus Mühling.
"Es ist also nicht so, dass wir primär uns an Disziplinen, sondern dass wir an bestimmten Phänomenen uns orientieren – also diesmal am Phänomen des Wissens. Und da fragen wir aus verschiedenen Perspektiven nun: Wie kommt das zustande? Aus philosophischen, biologischen, anthropologischen Perspektiven – ja sogar aus theologischen Perspektiven, wenn es etwa darum geht, dass zu jedem Handeln auch bestimmte Gewissheiten notwendig sind, die nicht mehr empirisch testbar sind, auf die wir uns verlassen."
Die Veranstaltung gehört zum akademischen Grundgerüst für das Studium Individuale: Pro Semester ein sogenanntes Kernmodul, ansonsten freie Kursauswahl. Dahinter stehen zwei Grundgedanken, erläutert Studienkoordinator Volker Balli.
"Das eine ist, dass Studierende motivierter studieren, wenn sie selber ihr Studium mitgestalten können – also im Studium Individuale kann man ungefähr zwei Drittel des Studiums selber bestimmen. Und zweitens, dass man auch sinnvoller studiert, wenn man etwas Relevantes studiert, und dass den Studierenden also diese Wahlfreiheit an die Hand gegeben wird, um Probleme, die heute von Relevanz sind – Finanzmarkt, Migration, Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit – unter Rückgriff auf verschiedene Fächer zu studieren."
Profilschärfung im Studium
Studium Individuale eben – individuell zwar, aber auch kein Studium Generale, kein orientierungsloses Vor-sich-hin-Studieren.
"Sondern es ist ein Studium, in dem man ganz bewusst ein eigenes Profil entwickelt, und gleichzeitig aber auch eine Reihe von Kernkompetenzen – sehr gut argumentieren zu können, sehr gut schreiben zu können – entwickelt. Und dafür sind auch unsere sogenannten Kernmodule da – ein Kurs pro Semester, also es besteht auch eine gewisse Verbindlichkeit."
Diese Verbindlichkeit gepaart mit großer Flexibilität – das schätzt auch Sophia Rohwetter. Die 20jährige ist im 2. Semester und noch recht unentschlossen, wo es in Zukunft hingehen soll. Der Studiengang gibt mir Raum für Entscheidungen, schwärmt sie.
"Also – ich bin hier rein gegangen mit den Schwerpunkten Volkswirtschaftslehre, Politik und Soziologie und jetzt bin ich irgendwie schon ganz woanders. Also jetzt habe ich irgendwie schon den Anspruch, auch künstlerisch zu arbeiten und in die Medienforschung zu gehen. Und das ist – glaube ich – einfach was ganz Besonderes hier, dass ich mich halt komplett flexibel noch einmal umorientieren kann, und das ist mir bei einem anderen Studiengang überhaupt nicht gegeben."
Diese – im Vergleich zu den üblichen sehr verschulten und durchorganisierten Bachelor-Studiengängen – geradezu paradiesisch anmutende Freiheit kann aber auch ganz schön stressig sein, mahnt Thomas Meckel. Seit 2013 ist er im Studium Individuale dabei – sein Schwerpunkt: Kulturwissenschaft. Ständig ausprobieren, immer wieder alles hinterfragen.
"Sondern es ist ein Studium, in dem man ganz bewusst ein eigenes Profil entwickelt, und gleichzeitig aber auch eine Reihe von Kernkompetenzen – sehr gut argumentieren zu können, sehr gut schreiben zu können – entwickelt. Und dafür sind auch unsere sogenannten Kernmodule da – ein Kurs pro Semester, also es besteht auch eine gewisse Verbindlichkeit."
Diese Verbindlichkeit gepaart mit großer Flexibilität – das schätzt auch Sophia Rohwetter. Die 20jährige ist im 2. Semester und noch recht unentschlossen, wo es in Zukunft hingehen soll. Der Studiengang gibt mir Raum für Entscheidungen, schwärmt sie.
"Also – ich bin hier rein gegangen mit den Schwerpunkten Volkswirtschaftslehre, Politik und Soziologie und jetzt bin ich irgendwie schon ganz woanders. Also jetzt habe ich irgendwie schon den Anspruch, auch künstlerisch zu arbeiten und in die Medienforschung zu gehen. Und das ist – glaube ich – einfach was ganz Besonderes hier, dass ich mich halt komplett flexibel noch einmal umorientieren kann, und das ist mir bei einem anderen Studiengang überhaupt nicht gegeben."
Diese – im Vergleich zu den üblichen sehr verschulten und durchorganisierten Bachelor-Studiengängen – geradezu paradiesisch anmutende Freiheit kann aber auch ganz schön stressig sein, mahnt Thomas Meckel. Seit 2013 ist er im Studium Individuale dabei – sein Schwerpunkt: Kulturwissenschaft. Ständig ausprobieren, immer wieder alles hinterfragen.
"Das ist teilweise auch anstrengend und nervig und diese Autonomie führt auch zu Überanstrengung, habe ich oft das Gefühl. Also, man wird sehr oft dazu aufgerufen, viel zu machen und noch mehr zu machen – und das sehe ich als Vorteil und als Nachteil gleichzeitig."
Noten zu Beginn nicht relevant
Mehr Freiräume, weniger Detailregelungen und außerdem: Zu Beginn des Studiums Individuale spielen Noten praktisch keine Rolle – ein Thema, das auch bei den Diskussionen über die Bologna-Reform auf der Tagesordnung steht, erläutert Studienkoordinator Volker Balli.
"In den Reformvorschlägen wird gesagt, in den ersten beiden Semestern sollten Noten zwar noch gegeben werden, aber die sollten nicht ins Zeugnis reinfließen – also da auch vielleicht eine gewisse Bedrängung, die manche durch das Bologna-Gerüst erfahren haben, wegzunehmen, das Studium tatsächlich als Entwicklungsweg zu verstehen und weniger als das ausfüllen von Kästchen in einem vorgegebenen Plan, was am Ende dann zertifiziert wird."
Das Studium Individuale nach Lüneburger Vorbild sei – unter dem Strich – sicher nicht der einzig mögliche Weg, so Volker Balli weiter…
"Gleichwohl würden wir uns sicher soweit aus dem Fenster lehnen wollen, dass ein Blick zu uns nicht schaden könnte!"
"In den Reformvorschlägen wird gesagt, in den ersten beiden Semestern sollten Noten zwar noch gegeben werden, aber die sollten nicht ins Zeugnis reinfließen – also da auch vielleicht eine gewisse Bedrängung, die manche durch das Bologna-Gerüst erfahren haben, wegzunehmen, das Studium tatsächlich als Entwicklungsweg zu verstehen und weniger als das ausfüllen von Kästchen in einem vorgegebenen Plan, was am Ende dann zertifiziert wird."
Das Studium Individuale nach Lüneburger Vorbild sei – unter dem Strich – sicher nicht der einzig mögliche Weg, so Volker Balli weiter…
"Gleichwohl würden wir uns sicher soweit aus dem Fenster lehnen wollen, dass ein Blick zu uns nicht schaden könnte!"