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Stürme, Starkregen und die Rolle der Ozeane

Land unter in weiten Teilen Deutschlands hieß es im Frühsommer diesen Jahres. Wegen der Flut ist 2013 das Jahr mit den zweithöchsten Umweltschäden überhaupt. Überschwemmungen, Stürme, und Waldbrände nehmen deutlich zu, heißt es auf dem Extremwetterkongress in Hamburg.

Von Axel Schröder |
    Michael Böttinger schaut in die Zukunft. Vor ihm auf dem Globus sind nur die Umrisse der Kontinente eingezeichnet. Dazu die Temperaturen und in Schwarz die Jahreszahlen, die wie Sekunden bis ins Jahr 2100 rasen. Auf dem Globus des Deutschen Klimarechenzentrums verfärben sich die Landmassen schneller als die Ozeane. Böttinger erklärt die Simulation.

    "Das liegt daran, dass der Ozean die Wärme eben aufnehmen kann. Und übers eine Zirkulation auch in die Tiefe bringen kann. Und deswegen müssen wir eigentlich sagen: Wenn wir von einer globalen Erwärmung von vielleicht vier Grad reden, bedeutet das für uns Menschen, dass es wesentlich mehr ist dort wo wir leben."
    Und diese Temperatursteigerungen, das erklärt Böttingers Kollege Guy Brasseur vom Hamburger Climate Service Center, werden extreme Folgen für das Wetter auf dem Globus haben.

    "Da zeigen die Modelle, dass mehr von diesen Extremwetterereignissen zu erwarten sind. Sie werden auch schon beobachtet. Wenn Sie mit Versicherung reden, die am Ende bezahlen müssen, die wissen genau, dass es öfter passiert. Man erwartet einen Zuwachs."
    Deutschland liegt noch in einer klimatischen Komfortzone, so Brasseur. Weitaus heftigere Auswirkungen haben der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterveränderungen in den Tropen und in der Polarregion.

    Aber dieser komfortable Zustand könnte bald vorbei sein. Das letzte Elbehochwasser lieferte ein Indiz dafür, auch wenn es schon in der Vergangenheit derartige Extremwetterlagen gab. Von einer klimatischen Komfortzone in Mitteleuropa will Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation deshalb auch nicht reden. Auch er verweist auf die neuen Statistiken der Versicherungsbranche.

    "Die Münchener Rück hat auf diesem Kongress die Zahlen vorgestellt: dieses Jahr ist Deutschland auf Platz 2 bei den größten Schäden durch extreme Wettereignisse. Weltweit. Nach den USA."

    Böttcher mahnt allerdings zur Vorsicht bei der Analyse von extremen Wetterlagen. So ist die Zahl der in Deutschland registrierten Tornados in den letzten zehn Jahren dramatisch gestiegen. Und zwar ähnlich stark, so Böttcher, wie die Anzahl von Mobiltelefonen mit Kamerafunktion in deutschen Haushalten. Demnach gibt es nicht viel mehr Tornados als vor zehn Jahren, sondern nur eine bessere Dokumentation der Wirbelstürme.

    Diskutiert werden auf dem Extremwetterkongress auch die Folgen des Klimawandels für die Tier- und Pflanzenwelt. Zum Beispiel für einen kleinen flügellosen Käfer, der auf einem der letzten deutschen Gletscher in der Rhön lebt.

    "Der läuft da schon seit dem Ende der Eiszeit herum auf dieser Insel des Eises mitten in Deutschland. Jetzt erwärmt sich das Klima, dieser Geröllhaldengletscher schmilzt. Und dieser flügellose Käfer wird nicht in der Lage sein, in polare Regionen zu wandern oder dorthin zu fliegen. Sondern er wird dort einfach aussterben, sobald der Gletscher geschmolzen ist. Das zeigt eben, dass bestimmte Arten unter Druck kommen, von denen man es vielleicht gar nicht vermutet. Und manchmal sieht man es auch gar nicht, was sich da verändert. Und es ist nicht so, dass dadurch, dass die Temperatur insgesamt ansteigt, langsam komplette Ökosysteme in die Höhe wandern. Dass wir plötzlich das, was wir in 500 Meter haben, dann eben in einigen Jahren in 1.500 Meter haben. Sondern jede Art wandert für sich und erlebt selber diesen Druck."
    Wie nachhaltig der Mensch durch die CO2-Emmissionen seiner Industrien das Klima verändert, zeigen die Modelle der Forscher: selbst wenn wir heute den gesamten Kohlendioxidausstoß stoppen würden, beeinflussen die Treibhausgase noch in den nächsten drei- bis viertausend Jahren das Klima. Der Druck auf Menschen, Tiere und Pflanzen wird so schnell nicht abnehmen, sondern ansteigen.